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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 24.06.15, 23:57     Betreff: Zwischenlager – aber ohne Erlaubnis. WZ vom 17.06.2015

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Zwischenlager – aber ohne Erlaubnis

Vattenfall erwartet Abbruchgenehmigung für
stillgelegtes Kernkraftwerk Brunsbüttel bis Februar 2016 / Experte
kritisiert Regierungskurs

Brunsbüttel

Der Energiekonzern Vattenfall rechnet im Februar nächsten Jahres mit
der Stilllegungs- und Abbruchgenehmigung für das Kernkraftwerk
Brunsbüttel. Das teilte Kraftwerksleiter Knut Frisch im traditionellen
„Klönschnack am Deich“ mit, zu dem das Unternehmen Vertreter aus
Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf dem Kraftwerksgelände eingeladen
hatte. Ein Rückbau des Kernkraftwerks, so sagte der Entsorgungsexperte
der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), Dr. Hannes Wimmer, sei
allerdings nur sinnvoll, wenn es ein Endlager für hochradioaktive Stoffe
gebe.


Wimmer erinnerte an das Atomgesetz, das vom Bund nicht im
erforderlichen Maße umgesetzt werde. Darin sei festgeschrieben, dass der
Kraftwerksbetreiber verpflichtet sei, die vom ihm erzeugten atomaren
Abfälle schadlos zu entsorgen. Dem Bund sei dazu aber die Aufgabe
übertragen worden, „die Anlagen zur Sicherstellung und zur Endlagerung
der Atomabfälle einzurichten“. Dieser Verpflichtung sei der Bund bis
heute nicht nachgekommen. Er sei immer noch auf der Suche nach einem
geeigneten Standort. Dabei sei auch Gorleben noch nicht endgültig vom
Tisch. Gorleben sei nicht aus technischen Gründen gescheitert, sondern
wegen „der weitgehend nicht vorhandenen Akzeptanz in weiten Teilen der
Bevölkerung“.


Wimmer weiter: „Einen Zick-Zack-Kurs
der Politik können wir uns in der Endlagerung nicht mehr leisten.“ Es
gehe nicht an, dass eine Bundesregierung etwas auf den Weg bringe, das
dann von der Folgeregierung wieder gekippt werde. Dabei machten andere
Länder wie die Schweiz, Finnland und Schweden vor, wie man es besser
machen und längerfristig verbindlich planen könne.


Der Redner ging davon aus, dass eine Standortentscheidung für ein
Endlager frühestens 2031 getroffen werde, zehn weitere Jahre würden für
die Genehmigungsverfahren ins Land gehen, ehe frühestens 2055 mit dem
Bau begonnen werden könne. Die ersten Castoren könnten dann 40 Jahre
später ins Endlager gebracht werden, so dass „der letzte Castor, wenn
alles gut läuft, im Jahr 2100 unter der Erde verschwinden wird“. Wimmer
weiter: „Solange wir kein Endlager haben, bleiben die Castoren hier!“ Er
geht aber davon aus, dass schon in den nächsten sieben bis acht Jahren
schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Schacht Konrad bei
Wolfenbüttel eingelagert werden können.


Die GNS, so zeigte Wimmer auf, sei mit Firmensitz in Essen und mit 670 Mitarbeitern beauftragt, die Abfälle der Energie-Versorgungsunternehmen
(EVU) zu entsorgen. Dafür baue die GNS in Mülheim pro Jahr rund 80
Castoren, in die die hochradioaktiven Abfälle, insbesondere die
abgebrannten Brennstäbe, sicher eingeschlossen würden. „Die
Zwischenlagerung am Standort bereitet keine Probleme.“ Schon zwei Wochen
nach dem Brunsbüttel-Urteil des OVG, mit dem
die Einlagerung weiterer Castoren untersagt worden sei, sei die
Anordnung zur weiteren Aufbewahrung der Castoren im Brunsbütteler
Zwischenlager erteilt worden, bestätigte Kraftwerksleiter Knut Frisch.
Seitdem sei man in der kuriosen Situation, „dass wir uns in einem nicht
genehmigten Zwischenlager weiter mit den eingelagerten Atomabfällen
beschäftigen dürfen und müssen“, sagte Frisch wörtlich.


Frisch hatte eingangs auf zwei Transport-Bereitstellungshallen
verwiesen, die für die Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven
Abfällen vorgehalten werden müssten. Dazu kündigte er für die Zeit vom
6. bis 8. Juli einen Erörterungstermin im Elbeforum Brunsbüttel an. Die
ersten leeren Castoren für die Aufnahme der Abfälle würden in Kürze in
Brunsbüttel angeliefert. Im Kernkraftwerk an der Unterelbe seien nach
Aussage von Knut Frisch derzeit 370 Mitarbeiter beschäftigt – 250 bei
Vattenfall und 120 bei der Werksfeuerwehr und im Wachdienst. 60
Mitarbeiter seien schon jetzt für die Vorbereitungen des Rückbaus tätig.
Dabei könnten sie auf die Erfahrungen von zwei Fachleuten aus dem
Kernkraftwerk Stade zurückgreifen, die jetzt in Brunsbüttel im Einsatz
seien.


Vattenfall-Generalbevollmächtigter Pieter
Wasmuth versicherte den Zuhörern: „Vattenfall ist und bleibt in
Deutschland!“ Die Bundesrepublik sei ein wichtiger Standort seines
Unternehmens, das zurzeit in der Energiewende unterwegs sei. Aktuell
werde das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg in Betrieb genommen, das mit einer Leistung von 1600 Megawatt die Grundversorgung Hamburg sicherstellen werde.


Jochen Schwarck






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