Raffinerie braucht den Elbehafen
Brunsbüttel Ports hat 1,2 Millionen Euro in
neue Öl–Löscharme investiert / Jährlich werden rund 3 Millionen Tonnen
Rohöl angeliefert
Brunsbüttel/Hemmingstedt
Wer vom Hamburger Flughafen aus in die Welt startet, fliegt in der
Regel mit einer Maschine, die Flugbenzin aus der Raffinerie in
Hemmingstedt gebunkert hat – denn 95 Prozent des Treibstoffs, der auf
dem Airport der Hansestadt getankt wird, stammt aus Dithmarschen. Die
zur Klesch-Gruppe gehörende Raffinerie wiederum
bezieht 80 Prozent ihres Rohöls, das auch Grundlage für die
Kerosinproduktion ist, über den Brunsbütteler Elbehafen. 3,4 Millionen
Tonnen waren es im vorigen Jahr. Zwischen 60 000 und 80 000 Tonnen
löschen die Tankschiffe, die vornehmlich Nordsee-Öl liefern, jeweils im
Elbehafen. Damit das Abpumpen des Rohöls gefahrlos für die Umwelt
verläuft, hat Hafenbetreiber Brunsbüttel Ports 1,2 Millionen Euro in
zwei moderne Öl-Löscharme investiert. Die können den Fluss des Öls im Bedarfsfall so präzise unterbrechen wie die Wasserstopp-Einrichtung einer Waschmaschine.
„Die neue Anlage bedeutet in jederlei Hinsicht einen Schritt Richtung
Zukunft. Technisch entspricht sie den jüngsten Anforderungen für einen
schnellen, sicheren und nachhaltigen Rohölumschlag. Wirtschaftlich ist
diese Investition ein wichtiges Symbol für die weitere gemeinsame
Zukunft des Elbehafens und der Raffinerie Heide“, erklärt Frank
Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH.
Die Kooperation haben beide Unternehmen erst kürzlich um weitere 20
Jahre verlängert. Dies auch aus Sicht der Raffinerie aus gutem Grund,
wie deren Geschäftsführer Jürgen Wollschläger betont: „Eine gesicherte
und zuverlässige Rohölversorgung durch den Elbehafen ist Grundlage
unserer Arbeit in Hemmingstedt.“ Dass in zwei Jahrzehnten mit der
Zusammenarbeit nicht Schluss sein dürfte, zeigt die lange Verbindung der
Raffinerie zum Elbehafen.
Von dort wird das Öl per Pipeline zum Ölhafen am Kanal geleitet. Dort
unterhält die Raffinerie Lagertanks. Ebenfalls per Pipeline wird das
schwarze Gold über 45 Kilometer weiter zur Verarbeitung in Hemmingstedt
gepumpt – und zum Teil auch wieder zurück. Neben der Industrie im
ChemCoast Park, die Ölspezialitäten bezieht, werden 50 Prozent der
Endprodukte auch wieder aufs Schiff zum Weitertransport gebracht – im
Ölhafen. Den betreibt Brunsbüttel Ports ebenfalls. Seit Betriebsbeginn
des Elbehafens 1967 sind dort insgesamt 144 Millionen Tonnen Rohöl
gelöscht worden. Eine Menge, so Jürgen Wollschläger, die fast dem
Jahresverbrauch an Rohöl in der Bundesrepublik entspreche. Hans Helmut
Schramm, Geschäftsführer der Schrammgroup, zu der Brunsbüttel Ports
gehört, umreißt die Bedeutung des Ölumschlags so: „Es gibt eine
Konstante im Elbehafen – die Beziehung zur Raffinerie in Hemmingstedt.“
Unter anderem für deren Versorgung hatte das Land den Hafen gebaut. Mit
der Privatisierung 1999 übernahm die Schrammgroup den Betrieb.
Die Investition in die Löscharme sind daher für Brunsbüttel Ports eine
wichtige Ausgabe gewesen, daneben wurde in jüngster Zeit das lange Jahre
brach liegende Hafengleis ertüchtigt und zuletzt eine neue Lagerfläche
angelegt. Zunächst, so Schnabel, sei der Reigen der Investitionen
abgeschlossen. Mit Blick auch auf den Ölumschlag setzt er darauf, dass
die Elbvertiefung umgesetzt wird. Dann hätten auch größere Tanker die
Möglichkeit, den Elbehafen anzulaufen. Noch gibt es außerhalb des
Hafenbereichs eine Hürde unter Wasser, die dem Tiefgang der Schiffe eine
Grenze setzt. Der Elbehafen sei aber grundsätzlich in der Lage, noch
größere Tankschiffe anlegen zu lassen.
Ralf Pöschus