Bayer-Standort abgesichert
Betriebsvereinbarung über MaterialScience bietet Perspektive
Brunsbüttel/rp
– Wenig Anlass zur Freude verheißt der Quartalsbericht, den die
Bayer AG für die Sparte Bayer MaterialScience (BMS) vorlegt, zu der das
Brunsbütteler Werk mit derzeit rund 600 Beschäftigten gehört. Demnach
musste die Konzernsparte, die mit der Produktion von Ausgangsstoffen
für die Herstellung von Schaumstoffen befasst ist, im ersten Quartal
dieses Jahres einen herben Umsatzrückgang um 34,9 Prozent verkraften.
Dennoch meldet sich Betriebsratsvorsitzender Hans-Joachim
Möller mit einer für den Standort Brunsbüttel positiven Botschaft. Nach
18 Monaten zäher Verhandlungen haben Betriebsrat und Konzernleitung
eine Formel gefunden, die den Bestand von Bayer MaterialScience an der
Elbe längerfristig sichert.
„In der Vereinbarung zur Zukunftssicherung des Standorts bekennen
sich beide Seiten zu Brunsbüttel und verpflichten sich, diesen Standort
wettbewerbsfähig zu gestalten“, erklärt Möller. Dazu gehörten eine
weitere Qualifikation der Beschäftigten, eine Absenkung der
Altersstrukturen und veränderte Abläufe.
Konkret bedeutet dies, dass Bayer Brunsbüttel in den nächsten Jahren
zu Europas größtem Standort von Bayer MaterialScience bei der
Produktion des Schaumstoff-Vorprodukts MDI
ausbauen will. Dafür will BMI insgesamt rund 100 Millionen Euro in die
Hand nehmen. Für Brunsbüttel bedeutet dies, dass Dormagen dem Werk in
der Schleusenstadt nicht den Rang abläuft. Für die Belegschaft heißt
dies in erster Linie, dass trotz beabsichtigten Stellenabbaus 500
Mitarbeiter im Werk bleiben. Die zur Disposition gestellten 100
Arbeitsplätze sollen „sozialverträglich“ abgebaut werden, etwa durch
vorzeitigen Ruhestand oder freiwillige Vertragsauflösungen, mit
entsprechenden Abfindungszahlungen.
Froh ist Möller zudem darüber, dass die Arbeitsplätze der
Werksfeuerwehr gerettet wurden, obwohl der gesamte Bereich Sicherheit
an einen Dienstleister ausgelagert wird. Die Beschäftigten bleiben laut
Betriebsvereinbarung bei BMS angestellt und bringen lediglich ihre
Sachkompetenz und ihre Arbeitskraft mit ein. Hintergrund sind die hohen
Kosten von sechs Millionen Euro für diesen Bereich, die BMS so
einsparen will. Hier habe es Zugzwang im Unternehmen gegeben, bestätigt
Möller.
Der jetzt im Quartalsbericht veröffentlichte Umsatzrückgang stehe
der Betriebsvereinbarung aber nicht entgegen, betont der
Betriebsratsvorsitzende. „Das ist berücksichtigt.“ Und wenn BMS nun die
100 Millionen Euro erst zwei Jahre später investiere, verlängere sich
dadurch ja auch die Sicherheit für den Standort Brunsbüttel. „Dass wir
den abgesichert haben, das ist uns wichtig.“