Kein Interesse an Gesundheitsschutz
Zur Berichterstattung über das Genehmigungsverfahren für den Ofen 11 des Lägerdorfer Zementwerks.
Profit
geht vor Gesundheit. Das ist das wesentliche Ergebnis des dreitägigen
Erörterungstermins um den Antrag der Firma Holcim, weitere umwelt- und
gesundheitsbeeinträchtigende Änderungen durchführen zu dürfen. Das Werk
Lägerdorf des weltweit agierenden Schweizer Zementkonzerns Holcim
belastete schon im Jahr 2008 die Umwelt mit 88 kg Quecksilber und 51
Tonnen Feinstaub.
Nun hat Holcim eine weitere Änderungsgenehmigung beantragt: Die
Feuerungswärmeleistung und Abgasmenge sollen erhöht werden und der
Einsatz von kommunalem Klärschlamm auf 137 000 Tonnen pro Jahr genehmigt
werden. Die 1600 Einwender (Nachbargemeinden, BIAB und Einzelpersonen)
haben an die Holcim appelliert, bessere Filter als vorgesehen
einzubauen.
Denn sonst könnten sich die Quecksilberemissionen auf mindestens 250
kg pro Jahr erhöhen. Die Auswirkungen dieses enormen
Quecksilberausstoßes auf die Gewässer wurden gar nicht untersucht. Die
Firma Holcim hat bessere Filteranlagen wegen höherer Investitionskosten
abgelehnt.
Über die Höhe der Kosten dafür sowie den jährlichen Gewinn des
Unternehmens machte Holcim allerdings keine Angaben. Holcim nimmt
billigend die Gesundheitsbelastung der Region in Kauf, um mehr Profit zu
machen. Die Einwender haben die Genehmigungsbehörde eindringlich
aufgefordert, von der bisherigen Praxis Abstand zu nehmen, und das mit
guten Argumenten begründet.
Die Bevölkerung Lägerdorfs stand diesem Ringen um Gesundheitsschutz
desinteressiert gegenüber, so wie es in vielen Gemeinden, die von einem
großen Arbeitgeber abhängig sind, üblich ist: Brokdorf vom AKW der Eon,
Brunsbüttel von Bayer. Das muss sich ändern.
Ingrid Kratzenberg, BIAB
Karsten Hinrichsen, BI Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe