Lesermeinung
Rechnet sich nicht
Zum Bericht „Stadt ebnet Weg für Electrabel“, Ausgabe vom 28.11.:
Bei der Ratsversammlung legte Brunsbüttels Bürgermeister Hansen viel
Wert auf die Verlässlichkeit gegenüber der Industrie. Und was ist mit
den 14 000 Einwohnern seiner Stadt? Ihnen gegenüber hat er ebenfalls
eine Verantwortung! Scheinbar nimmt er die Luftverschmutzung und die
damit verbundenen Gesundheitsgefahren durch vier Kohlekraftwerksblöcke
billigend in Kauf. Ein Ratsmitglied verwies auf die freiwillige
Absenkung von Grenzwerten bei Staub, Stickoxiden und Schwefeloxiden
durch die Firma Electrabel auf bis zu 65 Prozent. Für Staub wären das
immer noch 170 Tonnen pro Jahr. Chlor, Schwermetalle, Dioxine und
radioaktive Strahlung wurden gar nicht erst erwähnt! Die Ratsmitglieder
freuen sich auf die etwa 100 Arbeitsplätze, die bei Electrabel
entstehen sollen. Dabei vergessen sie den Verlust von Arbeitsplätzen in
der Landwirtschaft, in der Fischerei und im Tourismus. Welcher Tourist
soll denn nach der Fertigstellung der Kraftwerke noch nach Brunsbüttel
und Umgebung reisen? Absurderweise sucht Brunsbüttel jetzt einen
Stadtmanager für seinen zukünftigen Tourismus. Wenn das Wohnen in der
Umgebung der Kraftwerke durch Luftverschmutzung und Anstieg des
Meeresspiegels unerträglich wird, werden auch keine Arbeitsplätze mehr
gebraucht. Das SPD-Mitglied Wilhelm Malerius
verwies auf die Möglichkeit der späteren Abscheidung von Kohlendioxid
(CO2 ) und seiner unterirdischen Lagerung (CCS). Leider wusste er noch
nichts von den schlechten Ergebnissen des weltweit größten CO2
-Abscheideversuches in Dänemark. Will man die Emissionen einigermaßen
klimaneutral bekommen, muss man 50 Prozent mehr Steinkohle verfeuern.
Dadurch rechnet sich das Verfahren nicht.
CLAUDIA KUHLGATZ
St. Margarethen