Grüner als die Grünen: Politiker diskutieren über Energiewende
Kreis Steinburg /mal
Wenn es nach den Bundestagskandidaten des Wahlkreises Steinburg und
Dithmarschen Süd ginge, dann würde es im politischen Berlin demnächst
ungewöhnliche Bündnisse geben. Auf einer Podiumsdiskussion rund um
Energiepolitik im theater itzehoe bot ein scherzender Mark Helfrich
(CDU) der Grünen Eka von Kalben eine Koalition an. Zumindest in puncto
Netzausbau mit Bürgerbeteiligung waren die beiden sich einig. Und Oliver
Kumbartzky (FDP), der den Kandidaten Wolfgang Kubicki vertrat, fand
ebenfalls „ausnahmsweise“ anerkennende Worte für die Grünen. Jedenfalls
lobte er den Einsatz des Umweltministers, Robert Habeck, für
Wärmespeicherung im Erdboden.
Überhaupt gab sich mancher Kandidat grüner als die Grünen in der Runde, zu der der BUND Steinburg und die Gruppe Brokdorf-Akut
eingeladen hatten. So forderte Marcel Mansouri von der Linken nicht nur
einen sofortigen Atomausstieg, sondern auch ein Kohleausstiegsgesetz.
Der Grünen Eka von Kalben hielt er vor: „Sie werfen sich der
Atomkanzlerin Merkel an den Hals.“
Mark Helfrich machte sich für E-Mobilität auf
Kurzstrecken stark – gerade in Norddeutschland. Das Auto könne an der
heimischen Windmühle aufgeladen werden, entwarf er eine Zukunftsversion.
Dr. Patrick Breyer konnte sich als Vertreter der Piraten auf ein
Parteiprogramm berufen, in dem ein Energiespeicherfördergesetz
festgeschrieben ist: „Man muss Anreize für die Industrie schaffen, um
Speicher zu finanzieren.“ Und Oliver Kumbartzky, der Energiepolitik zu
seinem Fachgebiet erkoren hat, sieht in Offshore-Windparks eine „Riesenchance“ für die Industrie in seiner Heimatstadt Brunsbüttel.
In einem Punkt hob sich Eka von Kalben aber dann doch deutlich von
den anderen Vertretern ab: Sie machte als einzige darauf aufmerksam,
dass die Energiewende sich nicht allein auf den Ausbau erneuerbarer
Energien beschränke. „Es müssen auch die anderen beiden E’s
berücksichtigt werden: Einsparen und Effizienz.“
Dr. Karin Thissen (SPD) wurde nicht müde zu betonen: „Ich hatte mich
eigentlich kaum vorbereitet, weil ich die Fragen sehr spät bekommen
habe.“ Laut Veranstalter waren sie ihr etwa 14 Tage vor dem Podium
zugegangen, wie allen anderen Kandidaten auch. Und wenn sie sich
äußerte, blieben ihre Texte kurz: „Die CO2-Emissionen sind gesunken. Ob
das nun am EEG-Gesetz liegt, weiß ich nicht.“
Das Thema Agrarsubventionen, das ihr als Tierärztin besonders nahe
liegt, musste Moderator Stephan Klose aus Zeitgründen streichen.
Rainer Guschel vom BUND zeigte sich zufrieden mit dem Abend im theater
itzehoe. Hatte er in der Pause, die die Veranstaltung teilte, noch von
einem „Einheitsbrei“ der Meinungen gesprochen, so befand er am Schluss:
„Im zweiten Teil war es durchaus lebhafter. Da kamen die
unterschiedlichen Positionen zum Ausdruck.“