Windenergie-Anlagen: Fronten bleiben hart
In Neuendorf- Sachsenbande spaltet die Diskussion weiterhin das Dorf.
Neuendorf-Sachsenbande
– Bei der Diskussion über die Ausweisung weiterer Windenergie-Eignungsflächen in der Gemeinde Neuendorf-Sachsenbande
sind die Fronten der Befürworter und Gegner teilweise hart aufeinander
geprallt. Am Ende blieb es angesichts der bekannten
Mehrheitsverhältnisse bei einem bereits im November letzten Jahres
gefassten Beschluss, im Gemeindegebiet keine weiteren Windflächen
auszuweisen. Das Konzept einer Suchraumkarte des Kreises Steinburg
hatte eine über 25 Hektar große Fläche im Bereich Hove als mögliche
Eignungsfläche vorgeschlagen.
Diese Suchraumkarte hatte auch zahlreiche Bürger aufgeschreckt. Rund
25 von ihnen verfolgten die Debatte in der Gemeinderatssitzung, die
unter Vorsitz von Bürgermeister Axel Krohn in der Landgaststätte „Zum
Dückerstieg“ stattfand. Die Windkraftgegner Jutta Reichardt und Marco
Bernardi, unmittelbare Nachbarn der bestehenden Windkraftanlagen im
Raum Krützfleth, forderten in der Bürgerfragestunde in einem
schriftlich formulierten Antrag nicht nur ein Nein zu weiteren
Windkraftanlagen in der eigenen Gemeinde, sondern auch eine ablehnende
Stellungnahme zu den in Ecklak und Nortorf ausgewiesenen Windflächen.
Sie warnten vor einer Gefährdung des Vogelflugs durch die Windräder,
vor einem weiteren Wertverlust der Immobilien und vor negativen Folgen
für Lebensqualität und Gesundheit.
Spezielle Fragen über die Eigentümer der in der möglichen
Eignungsfläche gelegenen Ländereien konnte Bürgermeister Krohn ebenso
wenig beantworten wie Aussagen über Ausgleichsflächen,
Betreibergesellschaften und Entschädigungszahlungen. Axel Krohn (ABV)
machte aber mit Nachdruck klar, dass das Thema in keinster Weise von
der Gemeinde initiiert worden sei. „Was meinen Sie, wie ich mich
geärgert habe, dass dies wieder von außen hier hineingetragen wurde“,
schimpfte er in der Gemeinderatssitzung.
Thorsten Heins (CDU) betonte, dass über Zahlen zum jetzigen
Zeitpunkt ohnehin nichts gesagt werden könne. „Wir reden hier nur über
mögliche Flächen und nicht über Windkraftanlagen“, schätzte er die
Sachlage ein. Dagegen befürchten Jens Tiedemann und Jens Behrens (beide
ABV), dass man bei einem Ja der Gemeindevertretung die Windfläche im
Regionalplan festschreibt und durch die Hintertür die Planungshoheit
der Gemeinde aushebeln könnte. Behrens: „Wir können dann vielleicht nur
noch über die Narbenhöhe der Anlagen mitentscheiden.“
Mit dem Für und Wider zur Windenergie befürchtet der
Gemeindevertreter Lothar Egge sogar eine Spaltung der Gemeinde. Er
erinnerte an Leserbriefe und Internetauftritte, in denen es zu
Diffamierungen, Beleidigungen und Verbreitung von Unwahrheiten gekommen
sei. „Ich frage mich, wohin das noch führen soll.“
Thorsten Heins warf den Windgegnern vor, mit ihrer Blockadehaltung
eine Position gegen die Landwirtschaft einzunehmen, die in der schweren
Wirtschaftslage auf jede zusätzliche Einnahmequelle angewiesen sei.
„Man stellt sich bewusst gegen uns“, warf Heins den ABV- und SPD-Gemeindevertretern
vor, die zusammen mit fünf Abgeordneten die Mehrheit im Ortsparlament
haben. CDU und KWV halten zusammen mit vier Stimmen dagegen. Mit der
Anti-Wind-Position war die ABV bei der jüngsten Kommunalwahl stärkste Fraktion geworden. Mit Unterstützung des einzigen SPD-Abgeordneten konnte damals der bisherige Bürgermeister Johannes Rehder durch Axel Krohn abgelöst werden.
Einen Immobilienwertverlust konnte Thorsten Heins so nicht erkennen
– eine Aussage, die die Zuhörer mit Gelächter quittierten. Wolfhardt
Pieper (SPD) sprach dagegen von einer Wertminderung der Grundstücke und
Gebäude um bis zu 50 Prozent. Jens Behrens erinnerte daran, dass die ABV-Fraktion
mit vier Abgeordneten nur so stark geworden sei, weil sie sich schon im
Wahlprogramm gegen weitere Windflächen ausgesprochen habe. „Für uns ist
klar, dass wir keine Windkraftanlagen wollen.“ Dagegen vertrat Thorsten
Heins die Auffassung, dass es jetzt ein völlig neues Verfahren sei mit
einer Fläche, die sich ausnahmslos über unbewohntes Gebiet erstrecke.
Er sei erstaunt, wie sich hier die ABV und SPD „von einigen wenigen
Bürgern in die Ecke stellen lassen“. Der Landwirtschaft gehe es
schlecht. „Ihr gebt uns nicht einmal die Chance, hier Einnahmen zu
eröffnen“, warf er der Gegenseite vor. Die aber blieb hart: Mit 5:4
Stimmen blieb es beim Nein. Neuendorf-Sachsenbande
will in der Fortschreibung des Regionalplanes keine neue
Windeignungsfläche ausweisen. Im Übrigen wies der Gemeinderat darauf
hin, „dass in einer strittigen grenzüberschreitenden Fläche an
Moorhusen bereits zwei Windkraftanlagen vorhanden sind“.
Jochen Schwarck