Minister verspricht Unterstützung
ChemCoastPark: Reinhard Meyer stellt sich beim Brunsbütteler Industriegespräch hinter die Unternehmen
Brunsbüttel
Welche Rolle spielt die Industrie in der Wirtschaftspolitik der neuen
Landesregierung? Diese Frage stand am Mittwochabend im Mittelpunkt des
Brunsbütteler Industriegesprächs, das traditionell auf der Nordstern
stattfand. Rund 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik bildeten das
Publikum für Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminster Reinhard Meyer (SPD), der sich bemühte, Antworten auf die Kernfragen zu liefern.
Stichworte lieferte ihm Morten Holpert (Holcim Deutschland), Sprecher
der Werkleiterrunde im Brunsbütteler ChemCoastPark, gleich bei der
Begrüßung an Bord. Manche Themen stehen seit Jahren auf der Agenda:
Ausbau der B5, Bau der A20 samt Elbquerung, Modernisierung des
Industriegleises, gesicherte und bezahlbare Energieversorgung für die
Unternehmen.
„Schleswig-Holstein ist kein reines Agrar-
und Tourismusland“, betonte Holpert. Im landesweit größten
zusammenhängenden Industriegebiet seien 4500 Menschen beschäftigt,
weitere 12 500 fänden durch Aufträge aus dem ChemCoastPark ihren
Broterwerb. Jährlich würden rund 60 Millionen Euro in die Betriebe
investiert – das Gros dieser Summe bleibe in der Region. Zahlen, die die
Erwartung der Unternehmen an den Wirtschaftsminister unterstreichen:
Den Unternehmen geht es um die Zukunft des Standorts.
Bei Reinhard Meyer trifft dies auf offene Ohren: „Hier schlägt das
industrielle Herz des Landes“, stellte sich der Minister hinter die
Brunsbütteler Industrie. Er wolle in den nächsten Jahren die Entwicklung
„aktiv beobachten“.
Seine Vorstelllungen beinhalten den dreispurigen Ausbau der B5 bis
zur Schleusenstadt. Die A20 vorerst nur bis zur A7 zu bauen, sei „schon
eine ganze Menge“. Dort dürfe aber nicht Schluss sein: „Ich stehe dafür
ein, dass wir weiterplanen inklusive der Elbquerung bei Glückstadt.“ Nur
so habe die Autobahn einen Sinn. Als „Riesenaufgabe“ bezeichnete Meyer
den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals. Dies sei nur möglich mit Land und Bund in einem Boot.
Die von den Unternehmen angemahnte gesicherte und bezahlbare
Energieversorgung sei ein Gebiet, das Chancen verspreche, etwa mit dem
vom Land geförderten Ausbau des Elbehafens im Hinblick auf Offshore-Strom. Noch stärker für den Windkraftmarkt vor der Küste biete sich der geplante Multipurpose-Pier
neben dem Elbehafen an. Im Gespräch mit Thies Johannssen,
Vorstandsassistent der Itzehoer, äußerte Meyer sein Bedauern, dass sich
nach dem Aus fürs Kernkraftwerk und dem Rückzug zweier
Kohlekraftprojekte kein Investor für ein Gaskraftwerk finde. Wichtig sei
auch, den Blick auf Neues zu richten, wie das Pumpspeicherkraftwerk von
Holcim in Lägerdorf.
Ob Naturschutz ein Hemmnis sei, wollte Johannssen wissen: „Was kann
ein Minister mit einem grünen Partner im Gepäck tun?“ Meyer: „Wir ziehen
an einem Strang.“
Das Land müsse helfen, Neuansiedlungen nach Brunsbüttel zu holen, hatte
Holpert zuvor gefordert. Reinhard Meyer verwies auf die Schleusenstadt
als attraktiven Standort, gab aber zu, dass es dafür auch einer guten
Infrastruktur bedürfe. Da gebe es landesweit viel zu tun: „Wir müssen
mehr Strukturpolitik in Schleswig
-Holstein
machen“, erklärte der Minister. Zudem sieht er auch die Nachbarn in der
Pflicht: Hamburg und Niedersachsen gehörten ebenfalls zur
Unterelberegion. Diese müsste geschlossen auftreten. Dann gäbe es für
alle Beteiligten vielfältige Chancen. Manchmal allerdings, so Meyer,
vermisse er den richtigen Spirit, den gemeinsamen Geist.
Ralf Pöschus