Die GÜNEN, Obersteiermark (AT) - 28.07.2008
„Energiepolitischer Fremdgang“: SPÖ setzt in der holzreichen Obersteiermark lieber auf deutsche CO2-Schleudern!
Grünen-Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner und der Brucker Gemeinderat Christian Haidenhofer üben scharfe Kritik am Vorgehen mehrerer obersteirischer Städte.
Würde man in der Obersteiermark auf Energieautarkie setzen, wären rund 8.000 neue Arbeitsplätze die direkte Folge – das ergab eine Studie von Dr. Fritz Binder-Krieglstein im Auftrag im Auftrag des Grünen Landessprechers Werner Kogler und des Landtagsabgeordneten Lambert Schönleitner. Gleichzeitig erfordern die ständig steigenden Preise für fossile Energieträger dringend mehr Unabhängigkeit von ausländischen Energiemärkten. Es ist daher ein Gebot der Stunde auf erneuerbare heimische Energie zu setzen. „Die Zukunft der Obersteiermark liegt in der Biomasse- Wind- und Sonnenenergienutzung zur Wärme- und Stromerzeugung, das belegen unzählige weitere Studien“, so Schönleitner.
Scharfe Kritik an SPÖ-Gemeinden: Lambert Schönleitner
Doch leider scheinen die Uhren in vielen SPÖ-dominierten Städten in der Region anders zu ticken: So als hätte es die Diskussion über Klimaschutz und Energieunabhängigkeit nie gegeben, investieren sie derzeit munter in ein fossiles Kohlekraftwerk in Deutschland, nahe dem Atommeiler Brunsbüttl. “Das ist nicht innovativ sondern rückschrittlich” bringt es der obersteirische Landtagsabgeordnete Schönleitner auf den Punkt: „Die SPÖ betreibt eine Politik zu Lasten der Stromkunden und der regionalen Wertschöpfung.“
„Wenn die regionalen Energieversorger unter dem Deckmantel ,Sauberer heimischer Strom’ CO2-belastende Kohle-Kraftwerke in Deutschland verbergen, wird das bedauerlicher Weise zu einem nachhaltigen Imageschaden von österreichischen Energieversorgungsunternehmen führen, da sie massiv an Glaubwürdigkeit verlieren.“ so Schönleitner weiter.
Die Grünen fordern daher eine Kooperation der einwohnerstarken obersteirischen Städte im Biomassebereich statt einem abenteuerlichen Einstieg in die fossile ausländische Stromgewinnung. Das Kohlekraftwerk Brunsbüttel ist auch in Deutschland höchst umstritten, da sein Wirkungsgrad lediglich bei ca. 47% liegt und es als wahrscheinlich gilt, dass der Kohlekoloss mit afrikanischer oder chinesischer Kohle betrieben wird. Schönleitner: „In der holzreichen Obersteiermark auf deutsche CO2-Schleudern - die schon bald mit Importkohle aus Asien oder Afrika betrieben werden sollen – zu setzen, ist skandalös. Für uns ist jetzt zu klären wer in der Steiermark in den ,energiepolitischen Fremdgang’ verstrickt ist. Dazu braucht es eine Antwort der ,Energy Services’, die offenbar in der Steiermark die Fäden zieht. Es muss jedenfalls klar sein, dass für ,Brunsbüttlteilnehmer’ der österreichische Fördergeldhahn in allen Bereichen zuzudrehen ist.“
Christian Haidenhofer: Schildbürgerstreich
Kritik übt auch der Grüne Gemeinderat Christian Haidenhofer aus Bruck/Mur: „Dass unsere Städte in Deutsche Kohlekraftwerke investieren ist ein ökologischer Schildbürgerstreich der Extraklasse.“
Schönleitner abschließend: „Die steigenden Energiepreise sind kaum mehr leistbar – sich jetzt von fossilen ausländischen Energiemärkten abhängig zu machen, ist eine verantwortungslose Politik von SPÖ und ÖVP zu Lasten der Menschen in der Steiermark.“
Beteiligungen am Kohlekraftwerk Brunsbüttl, die bereits bekannt sind:
- Bruck: 2.100.000,- €
- Mürzzuschlag: 600.000,- €
- Trofaiach: 441.000,- €
- Kindberg: 525.000,- €
Ob auch weitere Gesellschafter der Energy Services Steiermark am Kraftwerksprojekt beteiligt sind, ist derzeit unklar.
Folgende Firmen sind zumindest Gesellschafter der Energy Services Steiermark:
- ENVESTA Energie- und Dienstleistungs GesmbH Stadtgemeinde Bruck a.d. Mur
- Stadtwerke Bruck a.d. Mur
- Stadtwerke Fürstenfeld GmbH
- EW Gösting Stromversorgungs GmbH
- Stadtwerke Judenburg AG
- Stadtgemeinde Kindberg - EW Kindberg
- Stadtgemeinde Köflach - Stadtwerke Köflach
- EVU der Florian Lugitsch Gruppe GmbH
- Stadtwerke Mürzzuschlag GmbH
- Stadtwerke Trofaiach GmbH
- Stadtgemeinde Voitsberg - Stadtwerke Voitsberg
Weitere Infos: So sieht es in Deutschland aus:
Es gibt in Brunsbüttel Pläne für vier Kohlekraftwerksblöcke von jeweils 800 MW. Es werden reine Kondensationskraftwerke sein, die Wärme wird nicht genutzt und geht komplett in die Elbe. Von daher wird der Gesamtwirkungsgrad bei 47% liegen. Brunsbüttel ist als Standort interessant, weil es ein Nordseehafen ist und an einem Stromleitungsknoten liegt. Kohlestrom wird in Brunsbüttel zukünftig mit Offshore-Windstrom konkurrieren. Der Windstrom hat nach dem EEG, Erneuerbare Energien Gesetz (Deutschland), Vorrang bei der Einspeisung in das 380 KV-Netz, aber man weiß nicht, wie sich die Kohle- und Atomlobby durchsetzen wird. Der Energieträger wird Importkohle sein, mit Schiffen mit jeweils 80.000 t transportiert. Kein Manager weiß heute wo 2013 die preisgünstigste Kohle herkommt, Polen, Australien, Kolumbien, Südafrika?? Das wird dann gemäß der aktuellen Weltmarktpreise entschieden. Bei dem Kraftwerksprojekt der SüdWestStrom in Brunsbüttel, sind ca 50 kleinere Stadtwerke aus Süddeutschland beteiligt. Inzwischen hat der Gemeinderat von Konstanz entschieden, sich nicht an dem Kraftwerksprojekt zu beteiligen. Andere Gemeinden diskutieren das…