Keine Flügel-Riesen: Eggebek schreibt 500 Arbeitsplätze in den Wind
Eggebek/sh:z
– Er hätte einem strukturschwachen Raum mindestens 500 Arbeitsplätze
in einer Zukunftsbranche bringen können – doch die Gemeindevertretung
von Eggebek bei Flensburg hat auch die letzte Chance für einen
landesweit einzigartigen Bioenergie- und Technologiepark abgelehnt. Mit
neun zu acht Stimmen verwarf das Kommunalparlament einen Kompromiss,
der statt der ursprünglich drei 180 Meter hohen Windkraftanlagen auf
dem einstigen Nato-Flugplatz nur noch einen 146 Meter hohen Rotor vorsah. Zwei weitere Windkraft-Giganten
sollten stattdessen in den Nachbarorten Janneby und Wanderup platziert
werden, wo es dagegen – anders als in Eggebek – keinen Widerstand gibt.
Es war geplant, die Flügel-Riesen vom Offshore-Typ
zu Forschungszwecken aufzustellen und von einem neuen Studiengang der
Flensburger Fachhochschule wissenschaftlich begleiten zu lassen. Dieses
Alleinstellungsmerkmal ist nach den Worten des Konversions-Managers der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schleswig-Flensburg,
Erich Reuter, Voraussetzung dafür, dass die Landesplanung im Kieler
Innenministerium mindestens 60 Hektar Gewerbefläche für den Park
genehmigen kann. Sonst, so Reuter, könnten andere Gemeinden
Begehrlichkeiten auf ähnlich große Gewerbeflächen gerichtlich
durchsetzen – was Kiel angesichts vieler schwer zu vermarktender
Gewerbeflächen nicht will. Nach Angaben des Geländeeigentümers Tower
Schleswig-Holstein GmbH wackeln nun auch die
145 bereits vorhandenen Arbeitsplätze auf dem Flugplatz. Sie wurden von
Firmen aus der Windkraft-Servicebranche geschaffen – allerdings mit befristetem Baurecht, weil es durch den fast zweijährigen Windkraft-Streit
keinen gültigen Flächennutzungsplan gibt. Theoretisch könnte die
Gemeinde einen solchen noch für rund 20 Hektar Gewerbe ausweisen – doch
dafür bräuchte sie einen neuen, nicht ersichtlichen
Erschließungsträger. Das Finanzierungskonzept der Tower GmbH, machte
deren Geschäftsführer Dirk Detlefsen deutlich, würde bei einem so
kleinen Areal nicht aufgehen.
Im Gemeinderat stellt eine aus den Windkraft-Gegnern
hervorgegangene Bürgerinitiative die größte Fraktion. In einer
Bürgerbefragung zu den drei Windkraftanlagen hatten sich im Mai 58
Prozent kritisch geäußert. Seitdem gibt es jedoch Signale, dass die
Stimmung kippt: Kürzlich demonstrierten über 300 Menschen für den Park.
Vorgestern wurden vor dem Kaufmann innerhalb von drei Stunden 202 Pro-Unterschriften gesammelt, und im Publikum der Gemeindevertretung dominierten ebenfalls die Befürworter eines Kompromisses. Frank Jung