EU-Gipfel einigt sich auf Klima- und Konjunkturpaket
Fast nur Gewinner
Will Teichert
Selten wohl hat es ein EU-Gipfeltreffen
gegeben, das so viele Sieger kennt. Und dies angesichts höchst
umstrittener Themen wie Klima, Konjunktur und Reformvertrag. Man muss
nicht auf so strapazierte Begriffe wie „historisch“ zurückgreifen, aber
bemerkenswert ist der Kompromiss dieser Ratssitzung schon. Für EU-Ratspräsident
Sarkozy ist der in Brüssel erreichte Konsens der krönende Abschluss
einer turbulenten wie konfliktreichen Präsidentschaft. Man denke nur an
den Georgien--Konflikt. Oder an die globale Bankenkrise.
Das jetzt auf den Weg gebrachte gemeinsame Konjunkturpaket ist eine
weitere erfolgreiche Etappe. Und bestätigt Sarkozy als Europas „Macher
Nummer eins“. Es stärkt zudem die Position von Kommissionspräsident
Barroso, der mit dem 200-Milliarden-Euro-Impuls eine koordinierte EU-Maßnahme
angestoßen und jetzt bestätigt bekommen hat. Eine Gewinnerin ist auch
Kanzlerin Merkel. Ihr Bemühen, pragmatisch Klimaschutz und Ökonomie zu
verknüpfen, hat sich mit den Zugeständnissen bei den
Verschmutzungsrechten für die energieintensive Industrie ausgezahlt.
Zufrieden sind auch Polen, Ungarn und die anderen osteuropäischen
Länder, die Entgegenkommen und Sonderkonditionen für ihre alten,
luftverpestenden Kohlekraftwerke erreichen konnten.
Für Sarkozy und Barroso hat das Ergebnis dieses Gipfels Europas
Führungskraft bestätigt – kein anderer Kontinent könne eine derartige
Gemeinsamkeit bei der Konfliktbewältigung vorweisen. Ein Problem aber
bleibt: Bei so viel Ausnahmen, Zugeständnissen und Rücksichtnahmen auf
Industrieinteressen könnte es vielleicht doch einen Verlierer geben –
unser Klima.