Frankenberg - 19.12.2008
EWF setzt auf Kohlekraftwerk
Beteiligung in Höhe von 22 Millionen Euro an neuem Kraftwerk in Brunsbüttel bei Hamburg.
Waldeck-Frankenberg. Der Kreistag hat einen Antrag der Grünen abgelehnt, der der Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) verbieten sollte, sich an einem im Bau befindlichen Kohlekraftwerk in Brunsbüttel bei Hamburg zu beteiligen.
Die Koalitionsfraktionen CDU, FWG und FDP lehnten es mit ihrer Mehrheit ab, den Antrag - wie von der SPD vorgeschlagen - in den Ausschüssen zu beraten und votierten dann auch - bei Enthaltung der SPD - gegen den Grünen-Antrag.
Dieser sah vor, dass sich der Kreistag gegen eine Beteiligung der EWF in Höhe von 22 Millionen Euro an dem Kraftwerk ausspricht. Die Vertreter des Kreises in der EWF-Verbandsversammlung sollten angewiesen werden, den Ausstieg aus der Beteiligungsgesellschaft einzuleiten und bei der EWF für eine stärkere Förderung von Stromgewinnung aus regenerativen Energiequellen zu sorgen.
Jens Deutschendorf (Grüne) nannte Kohlekraftwerke "technische Dinosaurier". Ihr Wirkungsgrad betrage nur 45 Prozent - das heißt: Weniger als die Hälfte der Energie, die hineingesteckt wird, werde genutzt. So sei bei dem Kraftwerk in Brunsbüttel etwa nicht geplant, die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme zu nutzen. Diese werde in die Elbe geleitet.
Der Neubau von Kohlekraftwerken widerspreche auch den Klimaschutzzielen. Und auch wirtschaftlich sei eine Beteiligung am Kohlekraftwerk "hoch riskant". Das Erneuerbare-Energiengesetz schreibe den Vorrang von regenerativen Energiequellen vor. Wenn etwa große Windkraftanlagen vor den deutschen Küsten gebaut werden, würden Kohlekraftwerke überflüssig. Kohlestrom werde bald nicht mehr gebraucht und zudem teuer.
Vertreter von CDU, FDP und FWG erklärten, dass die Beteiligung notwendig ist, damit die EWF auch in Zukunft günstige Strompreise machen und am Markt bestehen kann. Außerdem sei die Entscheidung für die Beteiligung "lange gefallen" (Kai Schumacher, FWG).
Landrat Helmut Eichenlaub sagte, die EWF beziehe nur zwei Prozent ihres Stroms aus eigener Erzeugung. 98 Prozent kaufe sie an der Strombörse. Um marktfähig zu bleiben, müsse die EWF den Anteil des eigenerzeugten Stroms erhöhen. Dazu diene die Beteiligung an dem Kohlekraftwerk, an dem sich auch zahlreiche andere Regionalversorger beteiligten. Zudem erzeugten moderne Kohlekraftwerke 20 Prozent weniger klimaschädliches Kohlendioxid als alte Kraftwerke.
Bei einer Leistungsspitze der EWF von 115 Megawatt betrage die Beteiligung an dem Kohlekraftwerk nur 15 Megawatt. Außerdem engagiere sich die EWF auch in der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen. So sei für 2009 der Bau einer Windkraftanlage geplant.
Quelle: http://www.hna.de/frankenbergsolo/00_20081219090401_EWF_setzt_auf_Kohlekraftwerk.html