Quickborn - 17.12.2008
Warnung vor Deal mit SüdWestStrom
Die Debatte um eine Beteiligung der Stadtwerke am KKW Brunsbüttel geriet zum Eklat: Der BFQ warf Bettina Morlok, Geschäftsführerin von SüdWestStrom, vor, für eine Firma tätig gewesen zu sein, die Milliarden- Verluste gemacht hat.
Von Besinnlichkeit und weihnachtlicher Stimmung war in der letzten Quickborner Ratsversammlung in diesem Jahr nichts zu spüren. Schwere Geschütze wurden aufgefahren: Alfred Haack, der als "Bürger für Quickborn" (BFQ) über die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Politik macht, griff während der jüngsten Sitzung der Ratsversammlung Bettina Morlok, Geschäftsführerin von SüdWestStrom, an.
Die Vorwürfe: Sie sei für das Unternehmen FlowWaste tätig gewesen, das Milliarden- Verluste gemacht hat. Dass die Staatsanwaltschaft gegen Morlok ermittelt habe, berichtete Haack ebenfalls. "Ich kann daher nur empfehlen, jede Geschäftsbeziehung zur Firma SüdWestStrom zu meiden", so Haack.
Aber genau das haben die Quickborner Stadtwerke vor. Hintergrund: Die SüdWestStrom Kraftwerk GmbH & Co KG will das Kohlekraftwerk (KKW) in Brunsbüttel bauen und betreiben. Die Kosten betragen etwa 3,32 Milliarden Euro. Dieser Betrag soll zu 15 Prozent mit Eigenkapital aufgebracht werden. Die restlichen 85 Prozent werden fremdfinanziert. Die Quickborner verpflichten sich, im Zuge eines Vertrags Energie abzunehmen. Die finanzielle Beteiligung der Stadtwerke sollen etwa 560 000 Euro betragen.
Jürgen Kuper (CDU) wollte Haacks Vorwürfe nicht im Raum stehen lassen. "Das sind Seilschaften-Informationen, die andere Menschen diffamierten. Für mich sind Sie kein Gesprächspartner mehr."
Karl-Heinz Marrek (SPD) kritisierte Haacks Vorgehen, weil sich Morlok gegen die Vorwürfe nicht wehren könne. "Was hier abgelaufen ist, das kann nicht gut sein."
Unsere Zeitung gab der Geschäftsführerin gestern Gelegenheit, Stellung zu nehmen. "Es ist richtig: Es gab einen Betrugsfall in der Firma FlowWaste. Die Gelder wurden eingefroren, und es wurde Insolvenz angemeldet. Auch meine Konten sind überprüft worden. Und mein Haus wurde durchsucht. Aber es ist nichts Verdächtiges gefunden geworden. Ich habe eine weiße Weste", sagte Morlok. Das Kohlekraft-Projekt müsse allerdings gut sein, wenn die Kritik nur auf ihre Person ziele, scherzte sie am Telefon.
Sachbezogene Kritik gab es am Montagabend jedoch auch: "Es werden Feinstaub und Schwermetalle in die Luft gejagt, und die Elbe wird weiter erwärmt", sagte Heinrich Kut (Grüne). Er bezweifelte auch die Ergebnisse des Abwägungsberichts der Stadtwerke GmbH. Dieser kommt zu dem Schluss, dass sich eine Beteiligung für die Stadt wirtschaftlich lohne.
Der CDU geht es darum, die Stadtwerke von marktbeherrschenden Konzernen unabhängig zu machen und den Bürgern weiterhin preisgünstigen Strom anzubieten. Genosse Marrek sagte: "Kohle ist auf 100 Jahre die einzige Primärenergie, die einem zur Verfügung steht."
Die Ratsversammlung stimmte für eine Beteiligung an dem Kohlekraftwerk. Während bei CDU und Grünen bezüglich des Projekts jeweils ein Meinungskonsens herrschte, waren SPD und FDP gespalten. Die Genossen Marrek und Johann-Georg Mauch votierten für eine Beteiligung, Karl-Heinz Lehnert (FDP) stimmte dagegen.
Quelle: http://www.quickborner-tageblatt.de/nachrichten/aus-der-region/quickborn/newsdetails/period/1229590982///article/166/warnung-vor-44.html