Erneuerbare Energien: Droht die Schlacht um Rohstoffe?
14. November 2009 | 09:59 Uhr | Von sh:z
Kontroverser
hätte der Abend nicht sein können. Bei den Morgenwelt Keynotes, einer
hochkarätig besetzten Fachveranstaltung in den Räumen der Elmshorner
Stadtwerke zum Thema Klimawandel und Erneuerbare Energien, gerieten die
Referenten und Moderator Dr. Joachim Bublath kräftig aneinander.
Bublath, Journalist und langjähriger Leiter der ZDF-Redaktion
Naturwissenschaft und Technik, meldete massive Zweifel an, dass es
gelingen werde, in absehbarer Zeit eine Versorgung nur durch
Regenerative Energien sicherzustellen. Biomasse stoße an Grenzen, weil
dazu intensive Landwirtschaft nötig sei, die wiederum schädliche
Treibhausgase produziere. Photovoltaik funktioniere nur am Tag, nicht
aber in der Nacht und bei Wolken. Eine Speicherlösung gebe es bis heute
nicht. Windkraft sei wetterabhängig. Um Flautezeiten auszugleichen,
müssten zusätzlich herkömmliche Kraftwerke im Grundbetrieb laufen.
Bublaths Einschätzung: "Wir werden alle Energiequellen zusammenkratzen
müssen." Dazu zählte er auch die Kernkraft.
"Spätestens im Jahr 2300 sind alle anderen Energiequellen aufgebraucht."
Dem widersprach Dr. Volker Quaschning vehement. Der Professor für
den Fachbereich Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für
Technik und Wirtschaft in Berlin verwies auf das Pilotprojekt EE 100 in
Kassel. 36 Kraftwerke mit Erneuerbaren Energien der Bereiche Wind,
Sonne und Biogas sind dort miteinander vernetzt, um den kompletten
Tagesbedarf abzudecken. Quaschning betonte, es gebe ohnehin keine
Alternative zu erneuerbaren Energien. "Spätestens im Jahr 2300 sind
alle anderen Energiequellen aufgebraucht."
Doch der Weg wird schwer. Das zeigte Lorenz Erdmann auf. Der
Ingenieur vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in
Berlin verwies vor allem auf die Rohstoffe, die für den Ausbau
Regenerativer Energien nötig sind. Für Photovoltaik seien etwa
Silber-Elektroden und Halbleitermaterialien nötig. Generell werde es
einen rasant steigenden Bedarf an High-tech-Metallen geben. Und es wird
teuer, wie Dr. Rainer Mohn verdeutlichte. Der Mitarbeiter von Off-Shore
REpower Systems erklärte, dass bis 2020 sechs Prozent des deutschen
Strombedarfs durch Windparks im Meer abgedeckt werden könnten. Die
Genehmigungen für Flächen gebe es. Doch die lägen weit draußen, und
Deutschland stehe noch ganz am Anfang. Kaum ein Hafen sei für die
Verschiffung der benötigten Riesen-Teile mit ihrem gewaltigen Gewicht
gerüstet. Hoffnung machte Zukunftsforscher Dr. Eike Wenzel. Er verwies
darauf, dass es einen deutlich erkennbaren Wandel der Gesellschaft zu
grünen Werten gebe. Das werde die Suche nach Lösungen erleichtern.
Morgenwelt ist ein von ehemaligen Streuobstwiesenfest-Organisatoren,
BUND und Robin Wood initiiertes Projekt. Partner sind die Stadtwerke
und die EN. Alle Vorträge wurden gefilmt und werden auf www.morgenwelt.de zu sehen sein.