Frankfurter Neue Presse
23.07.2010
Greenpeace warnt vor Einstieg bei Kraftwerksbau
Greenpeace appelliert an die Stadtwerke Oberursel, von der Beteiligung am Bau eines Kohlekraftwerks in Brunsbüttel wieder Abstand zu nehmen.
Oberursel. Greenpeace Frankfurt hat die Stadtwerke Oberursel aufgefordert, die geplante Beteiligung am Bau eines Kohlekraftwerkes in Brunsbüttel zurückzustellen. In einem offenen Brief an Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) und die Fraktionen des Parlaments weist Greenpeace darauf hin, dass Oberursel zu den 60 Stadtwerken in Deutschland gehöre, die sich am Bau des Kraftwerks durch die SüdWestStrom Kraftwerk GmbH beteiligen wollten. In einer Liste, in der alle Stadtwerke aufgeführt sind, ist Oberursel mit einem Betrag von 25 000 Euro notiert.
Greenpeace warnt vor den wirtschaftlichen Risiken und den ökologischen Gefahren, die mit dem Brunsbütteler Kraftwerksprojekt verbunden seien. Einen erheblichen wirtschaftlichen Risikofaktor stellten die für den Betrieb eines Kohlekraftwerks erforderlichen CO2-Emissionszertifikate dar, die ab 2013 von den Kraftwerksbetreibern erworben werden müssten. Zusätzlich hätten sich die Kosten für den Bau neuer Kraftwerke innerhalb eines Jahres um 50 Prozent erhöht. Darüber hinaus sei die Preisentwicklung bei der Steinkohle nicht prognostizierbar.
Ökologische Schäden
Gravierender als den wirtschaftlichen Aspekt schätzt Greenpeace den ökologischen Schaden ein, den Kohlekraftwerke anrichteten, die «als einer der größten Erzeuger klimaschädlicher Emissionen gelten».
Hinzu komme, so Greenpeace, dass gerade Brunsbüttel der Ort sei, in welchem die Stromleitungen von mehreren klimafreundlichen Offshore-Windparks in der Nordsee an Land kämen. «Sollten die dort geplanten vier Kohlekraftwerke tatsächlich gebaut werden, ohne dass die Stromnetze ausgebaut oder modernisiert werden, kann der dort produzierte Kohlestrom nicht ständig in das Stromnetz eingespeist werden, da die Einspeisung erneuerbarer Energien nach dem Gesetz Vorrang hat. Dies bedeutet für die geplanten Kohlekraftwerke, dass die jährliche Anzahl an Betriebsstunden, die ein Kohlekraftwerk laufen muss, um rentabel zu sein, eventuell nicht erreicht werden kann», warnt Johannes Reinhartz von Greenpeace Frankfurt.
An eben diesem Offshore-Projekt bei Brunsbüttel beteiligen sich auch die Stadtwerke Oberursel – Betreiber ist die SüdWestStrom Windpark GmbH & CO KG – und haben bereits im Juni einen Anteil von einem Mega-Watt erworben. Um sich «im Bereich erneuerbarer Energien zu engagieren», wie es in einer Pressemitteilung der Stadtwerke heißt.
«Mit der Beteiligung an diesem Offshore-Projekt stärken wir die Unabhängigkeit der Stadtwerke auf dem liberalisierten Energiemarkt und leisten somit einem Beitrag zur Finanzierung des derzeit größten Bauprojekts in deutschen Gewässern mit 80 Windenergieanlagen», erklärt Stadtwerkechef Jürgen Funke. Seit Jahren schon engagierten sich die Stadtwerke im Bereich Photovoltaik und Erdgas als Kraftstoff. Aus Sicht des Mitarbeiters von Greenpeace Frankfurt, Johannes Reinharzt, ist die Beteiligung der Stadtwerke am Aufbau des Windparks «nur ein Alibi-Projekt».
Wie die Pressesprecherin der Stadtwerke, Andrea Königslehner, gestern mitteilte, seien die Stadtwerke mit 0,25 Prozent an der SüdWestStrom Kraftwerk GmbH beteiligt. Das geplante Steinkohlekraftwerk sei ein Grundlastkraftwerk. Kraftwerke dieser Art seien «notwendig, um auch in Zukunft eine nachhaltige Energieversorgung sicherstellen zu können». Das Projekt sei «Baustein einer langfristigen Strategie zur unabhängigen und nachhaltigen Energieversorgung und auch zum wirtschaftlichen Erhalt der Stadtwerke».
Quelle: http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/greenpeace-warnt-vor-einstieg-bei-kraftwerksbau_rmn01.c.7984160.de.html