sh:z-online vom 11.05.2011:
Stadtwerke-Kooperation
Neumünster soll Fernwärme nach Kiel liefern
Wenn das tatsächlich funktioniert, könnte es ein echter
Schritt für den Klimaschutz werden und die Basis für weitere Projekte.
Die Stadtwerke Kiel und Neumünster wollen künftig enger zusammenarbeiten
und planen ein gemeinsames, spektakuläres Projekt: Mit einer neuen, 40
Kilometer langen Leitung sollen die Neumünsteraner künftig Fernwärme
nach Kiel liefern.
Die Ausgangslage rufe geradezu nach Kooperation, teilten die
Oberbürgermeister Torsten Albig (Kiel) und Dr. Olaf Tauras (Neumünster)
gestern mit: Das Gemeinschaftskraftwerk Kiel liefert pro Jahr 730
Gigawattstunden (GWh) Wärme, muss aber 2015 abgeschaltet oder mit hohem
Millionenaufwand saniert werden. Neumünster erzeugt dagegen rund 680
GWh Wärme über den eigenen Bedarf hinaus; im Sommer kann die Wärme
nicht in das Netz eingespeist werden und geht über den Kühlturm in die
Atmosphäre.
Albig: "Das hat wirtschaftliche Vorteile und reduziert den CO2-Ausstoß"
Die 40 Kilometer können aber nicht mit Dampf überwunden werden, wie
er derzeit in Neumünster an die Fernwärme-Kunden geliefert wird; der
käme allenfalls lauwarm in Kiel an. Gebaut werden müsste eine 40
Kilometer lange Transportleitung für Heizwasser. Das ist nach einer
ersten Prüfung technisch machbar; weitere Untersuchungen, die
Trassenplanung und andere Details sollen jetzt schnell geklärt werden:
Erst kommt eine Machbarkeitsstudie, dann eine Kostenaufstellung und ein
Zeitplan für Genehmigung und Umsetzung. Fachleute taxieren den Bau einer
solchen Leitung auf 50 Millionen Euro.
Wenn Neumünster nach Kiel liefert, wäre beiden Seiten geholfen:
Neumünster lastet sein Kraftwerk aus und sichert Arbeitsplätze, und Kiel
könnte auf die Verlängerung der Lebensdauer seines Kohlekraftwerks
verzichten. Torsten Albig: "Das hat handfeste wirtschaftliche Vorteile
und reduziert den CO2-Ausstoß in der gesamten Region." Wenn die
Stadtwerke vernetzt sind, können Kapazitäten ständig ausgeglichen werden
- in beiden Richtungen.
Weitere Entwicklungsstufen sind denkbar. "Entlang der Trasse können
weitere Kommunen an die Fernwärme angeschlossen werden. Auch
regenerative Anlagen können eingebunden werden", sagte Dr. Olaf Tauras.
Sogar über den Bau eines neuen, gemeinsamen Gas- und
Dampfturbinen-Kraftwerks wird in Kiel und Neumünster schon nachgedacht.
"Wo das dann steht, in Kiel oder Neumünster, ist bei einem solchen
Fernwärmenetz dann völlig egal", sagte ein Rathaus-Insider.
(tg, shz)