Pumpspeicher-Kraftwerk als Fischfalle?
Umweltschützer: Häufigere Nutzung des Energiespeichers bei Geesthacht gefährdet Tierschutz-Erfolg in der Elbe
Geesthacht
Wird das Pumpspeicherwerk an der Elbe bei Geesthacht im Kreis
Herzogtum Lauenburg zur Falle für Fische, die elbaufwärts in ihre
Laichgebiete ziehen? Nein, meint der Energiekonzern Vattenfall als
Betreiber des größten norddeutschen Pumpspeicherkraftwerks. Beweise für
diese Annahme soll ein Gutachten durch unabhängige Wissenschaftler
liefern.
Umweltschützer fürchten, dass durch die Entnahme von Elbwasser zur
Befüllung des Speichersees mit gewaltigen Pumpen – sie schaffen bis zu
41 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Geesthang hinauf – die Fische
angesogen und getötet werden. Als problematisch sehen die Umweltschützer
die Einigung von Vattenfall mit der Landesregierung, die Gebühr zur
sogenannten Oberflächenwasserentnahme deutlich zu reduzieren. Dadurch
kann das Pumpspeicherwerk wieder öfter in Betrieb gehen. In den
vergangenen zehn Jahren, als sich die Fischbestände in der Elbe erholt
hatten und die größte Fischtreppe Europas am Stauwehr an Geesthachts
Elbbrücke gebaut wurde, lief das Kraftwerk kaum. Deshalb sehen die
Kritiker erst jetzt eine Gefahr für die Fische.
Seit Oktober läuft bereits eine Maschine wieder, die beiden anderen
sollen am Freitag in Betrieb gehen. „Wir haben bisher weder im
Speichersee noch im Kraftwerksbereich tote Fische festgestellt“, sagt
Stefan Kleimeier von Vattenfall auf Anfrage unserer Zeitung. Das
Einzugsbecken an der Elbe sei baulich von Anfang an so weit
zurückgezogen errichtet worden, dass es sich außerhalb des eigentlichen
Flusslaufes befindet, so Kleimeier. Und dessen Strömung locke die Fische
elbaufwärts – am Pumpspeicherwerk vorbei.
Vattenfall hat mit der Landesregierung dennoch die Vereinbarung
getroffen, dass ein unabhängiger Gutachter die Situation untersuchen
soll. „Sollte er zu dem Ergebnis kommen, dass eine Schutzmaßnahme nötig
wird, haben wir fünf Jahre Zeit, diese zu realisieren“, berichtet
Kleimeier. „Wir haben durch das Pumpspeicherwerk keine negativen
Einflüsse auf die Fischbestände in der Elbe“, ist er überzeugt.
Im Maschinenhaus wird in verbrauchsarmen Zeiten mit „überflüssigem“
Strom durch die Pumpen Wasser aus der Elbe entnommen, durch die 600
Meter langen Rohrleitungen in den 90 Meter höher gelegenen Stausee
gepumpt und dort gespeichert. Bis zu 3,8 Millionen Kubikmeter Wasser
fasst der 500 mal 600 Meter große Speichersee. Bei Bedarf kann das
Wasser dann den Geesthang herunter rauschen und Turbinen antreiben.
Künftig soll vor allem Windstrom in Geesthacht gespeichert werden.
Timo Jann