Den Mais erstmal ertragen
An Biomasse führt auf lange Sicht kein Weg vorbei
Kerstine Appunn
Verbrennt ein Bäcker altes unverkäufliches Brot, um seine Öfen zu
heizen, oder vergären die Stadtwerke abgelaufene Lebensmittel in ihren
Anlagen zur Stromerzeugung, so können das die meisten Menschen
(zähneknirschend) hinnehmen. Schließlich werden so fossile Brennstoffe
eingespart, die Umwelt geschützt.
Anders stellt es sich jedoch dar, wenn die verwendete Biomasse kein
Müll oder Nebenprodukt ist, sondern speziell angebaut wird, um
„verfeuert“ zu werden. Während Menschen überall auf der Welt hungern,
sollen wichtige Anbauflächen für Soja-Kraftstoff, Biogas-Mais oder Diesel-Raps
verwendet werden – dafür müsste es schon wirklich sehr gute Gründe
geben. Leider gibt es diese Gründe: Sie heißen Rohstoffknappheit und
Klimawandel und zwingen uns, alternative Energiequellen zu finden.
Wissenschaftler sagen voraus, dass eine Umstellung auf regenerative
Energiegewinnung nicht ohne die Nutzung der Biomasse möglich sein wird.
Allerdings erwarten sie auch, dass sich die Prozesse zur Umsetzung von
Biomasse in Strom oder Kraftstoff in den kommenden Jahren entscheidend
verbessern werden. Dennoch werden mehr Anbauflächen für die Biomasse
benötigt. Und natürlich ist es falsch, wenn in einem Land, in dem die
Menschen hungern, die Farmen Sojabohnen für Biodiesel produzieren.
Andererseits gibt es seit langem Länder, in denen statt Nahrungsmittel
zum Beispiel (ungenießbare) Baumwolle angebaut wird, oder wie in
Schleswig-Holstein Futtermais. Dass mit diesem
jetzt immer mehr Strom produziert und weniger Kühe gefüttert werden, hat
zunächst viele Nachteile: Biogasanlagen mit unzureichendem
Wirkungsgrad, die Vermaisung der Landschaft mit Monokulturen. Zudem
macht die Biogasenergie bislang nur einen geringen Anteil an der
Stromerzeugung in Schleswig-Holstein aus (3,2 Prozent im Jahr 2009).
Trotzdem sollte man anerkennen, dass wir um die Verwendung von
Biomasse als Ersatz für fossile Rohstoffe in Zukunft kaum herum kommen
werden und dass es daher um so wichtiger ist, die Bioraffinerie
weiterzuentwickeln. Gelingt dies, sollten auch Maismonokulturen in
Zukunft wieder verschwinden.