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Mehr Energie vom Feld. WZ vom 14.12.2011

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 14.12.11, 23:30  Betreff: Mehr Energie vom Feld. WZ vom 14.12.2011  drucken  weiterempfehlen

Mehr Energie vom Feld
Strom, Wärme, Kraftstoffe: Landesregierung setzt auf den Ausbau der Biomasse-Nutzung

Kiel /ge

Der Anbau von Mais für Biogasanlagen ist umstritten – doch die
Landesregierung sieht großes Potenzial in dieser Form der erneuerbaren
Energie. Im Jahr 2020 könnten 20 Prozent des Energiebedarfs in Schleswig-Holstein
durch Biomasse gedeckt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die
Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) gestern in Kiel
vorgestellt hat.


Momentan liefert Biomasse einen Anteil von rund acht Prozent an der
verbrauchten Energie. Wird es im Norden also künftig noch mehr
Maisfelder geben? „Nein“, sagt die Ministerin. Sie rechne mit „einer nur
moderaten Ausweitung der Anbauflächen“. Derzeit wachsen auf 24 Prozent
der Äcker Energiepflanzen, 2020 sollen es 29 Prozent sein. Rumpf: „Das
Ziel lässt sich auch mit konsequenter Nutzung der vorhandenen Biomasse
erreichen.“


Das Zauberwort heißt Reststoffe (Stroh, Gülle, Bio- und Grünabfälle). Aus ihnen sollen 48 Prozent der Biomasse-Energie
gewonnen werden. Energiepflanzen wie Mais trügen 46 Prozent bei. Neue
Züchtungen sollen dabei den Ertrag steigern, auch die Nutzung von
Zuckerrüben werde geprüft. Die restlichen sechs Prozent liefern Wälder
und Knicks.


Auf diese Weise sollen 2020 rund 8600 Gigawattstunden Wärme, Strom
und Kraftstoffe gewonnen werden. Gemessen an der vorhandenen Biomasse
seien sogar 12 200 Gigawattstunden möglich. „Hemmnisse wie die fehlende
Akzeptanz, Wirtschaftlichkeit und administrative Vorgaben bewirken, dass
nur 70 Prozent des Potenzials ausgeschöpft werden“, erklärte Rumpf. So
dürfen zum Beispiel nur Landwirte Biogasanlagen bauen, die mindestens 60
Prozent der erzeugten Wärme auch absetzen können.


Die positiven Effekte bei der Treibhausgasminderung seien schon jetzt
messbar, sagte Rumpf. Laut Statistikamt Nord lieferte im Jahr 2010
Biomasse 52 Prozent der erneuerbaren Energien, Wind 42 Prozent. „Damit
wurden knapp sechs Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart.“ Die
erneuerbaren Energien würden also bereits jetzt ein Fünftel der
schleswig-holsteinischen Emissionen
kompensieren. Klappt der Ausbau wie geplant, sei die
Treibhausgasminderung um 40 Prozent höher als die verbliebenen
Emissionen.


Kommentar von Seite 2:



Den Mais erstmal ertragen

An Biomasse führt auf lange Sicht kein Weg vorbei

Kerstine Appunn

Verbrennt ein Bäcker altes unverkäufliches Brot, um seine Öfen zu
heizen, oder vergären die Stadtwerke abgelaufene Lebensmittel in ihren
Anlagen zur Stromerzeugung, so können das die meisten Menschen
(zähneknirschend) hinnehmen. Schließlich werden so fossile Brennstoffe
eingespart, die Umwelt geschützt.


Anders stellt es sich jedoch dar, wenn die verwendete Biomasse kein
Müll oder Nebenprodukt ist, sondern speziell angebaut wird, um
„verfeuert“ zu werden. Während Menschen überall auf der Welt hungern,
sollen wichtige Anbauflächen für Soja-Kraftstoff, Biogas-Mais oder Diesel-Raps
verwendet werden – dafür müsste es schon wirklich sehr gute Gründe
geben. Leider gibt es diese Gründe: Sie heißen Rohstoffknappheit und
Klimawandel und zwingen uns, alternative Energiequellen zu finden.


Wissenschaftler sagen voraus, dass eine Umstellung auf regenerative
Energiegewinnung nicht ohne die Nutzung der Biomasse möglich sein wird.
Allerdings erwarten sie auch, dass sich die Prozesse zur Umsetzung von
Biomasse in Strom oder Kraftstoff in den kommenden Jahren entscheidend
verbessern werden. Dennoch werden mehr Anbauflächen für die Biomasse
benötigt. Und natürlich ist es falsch, wenn in einem Land, in dem die
Menschen hungern, die Farmen Sojabohnen für Biodiesel produzieren.
Andererseits gibt es seit langem Länder, in denen statt Nahrungsmittel
zum Beispiel (ungenießbare) Baumwolle angebaut wird, oder wie in
Schleswig-Holstein Futtermais. Dass mit diesem
jetzt immer mehr Strom produziert und weniger Kühe gefüttert werden, hat
zunächst viele Nachteile: Biogasanlagen mit unzureichendem
Wirkungsgrad, die Vermaisung der Landschaft mit Monokulturen. Zudem
macht die Biogasenergie bislang nur einen geringen Anteil an der
Stromerzeugung in Schleswig-Holstein aus (3,2 Prozent im Jahr 2009).


Trotzdem sollte man anerkennen, dass wir um die Verwendung von
Biomasse als Ersatz für fossile Rohstoffe in Zukunft kaum herum kommen
werden und dass es daher um so wichtiger ist, die Bioraffinerie
weiterzuentwickeln. Gelingt dies, sollten auch Maismonokulturen in
Zukunft wieder verschwinden.







[editiert: 14.12.11, 23:32 von Claudia]
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