Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12274583/492531/Behoerde-genehmigt-zwei-Reaktoren-Obama-laesst-neue-Kernkraftwerke.html
Märkische
Allgemeine vom 10.02.2012:
Obama lässt neue Kernkraftwerke bauen
Behörde genehmigt zwei Reaktoren
WASHINGTON -
In den USA werden wieder Kernkraftwerke gebaut. Knapp ein Jahr nach der
Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima erteilte die Aufsichtsbehörde NRC,
die „Nuclear Regulatory Commission“, die Genehmigung für zwei Anlagen im
Bundesstaat Georgia. Das Energieunternehmen Southern Company will zwei
Druckwasserreaktoren vom Typ A1000 in einem bereits bestehenden Atomkraftwerk
am Savannah River bei Augusta errichten.
Die Entscheidung ist
behördenintern umstritten: NRC-Chef Gregory Jaczko stimmte gegen den Neubau,
wurde aber von vier anderen Gremienmitgliedern überstimmt. „Ich kann nicht die
Ausstellung der Lizenz unterstützen, als ob Fukushima nie passiert wäre“, sagte
Jaczko.
Der Reaktor soll von der
Firma Westinghouse Electric gebaut werden. Die US-Regierung unterstützt den Bau
mit Kreditgarantien von mehr als acht Milliarden Dollar. Es ist die erste
AKW-Genehmigung in den USA seit dem Atomunfall 1979 im Meiler „Three Mile
Island“ bei Harrisburg.
Thomas Fanning, Chef der
Southern Company, sprach von einem „historischen Tag“. Die beiden Reaktoren
würden neue Standards in Sicherheit und Effizienz setzen. Insgesamt will der
Konzern umgerechnet zehn Milliarden Euro investieren und etwa 25 000
Arbeitsplätze schaffen. Die Stromproduktion soll in vier Jahren beginnen.
Während Deutschland und die
Schweiz angesichts der Atomkatastrophe in Fuku-shima aus der Kernenergie
aussteigen, erlebt sie in den USA eine Renaissance: Um die Rohstoffabhängigkeit
und den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen zu reduzieren, hatte US-Präsident
Barack Obama mehrfach Kreditgarantien für neue Kernkraftwerke zugesagt. Eine
Position, die auch von Lobbyisten der Ökoindustrie vertreten wird. Nach Angaben
der NRC sind in den USA mehr als 100 Reaktoren in Betrieb, für 20 weitere
liegen Bauanträge vor.
Scharfer Protest ist nur
von der Grünen Partei zu hören, die jedoch kaum Gewicht hat. Jill Stein,
Präsidentschaftskandidatin der Grünen, hält die Energiepolitik der USA für
verfehlt: „Atomenergie ist schmutzig, gefährlich und teuer.“ Auf einem freien
Markt hätte sie keine Chance. (Von Stefan Koch)