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Forum der BiGKU
Bürgerinitiative Gesundheit u. Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel
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Claudia
Beiträge: 4532
BI Teilnehmernummer: 106
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Erstellt: 14.02.12, 19:45 Betreff: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012
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ENERGIEWENDE Wir berichten in einer neuen fünfteiligen Serie über den aktuellen Stand der Entwicklung im Norden. Im ersten Teil dreht sich alles um die Windkraft - Potenziale, Befürworter, Gegner.
Momentaufnahme eines Kraftaktes Sie schafft Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und sauberen Strom: Die Windkraft-Branche im Land boomt – und ist gleichzeitig hart umkämpft Kiel An ihr hängt viel Hoffnung – zugleich zieht sie aber auch viel Wut auf sich. Die Windkraft ist eine der tragenden Säulen der Energiewende. Ihr Ausbau in ganz großem Stil ist beschlossene Sache. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das für die Menschen in Schleswig-Holstein große Veränderungen mit sich bringen wird – viele Möglichkeiten, aber auch Probleme, Sorgen, Nöte. Eine regionale Momentaufnahme des nationalen Kraftaktes. Bundesweit drehen sich aktuell rund 22 297 Windräder (installierte Leistung knapp 29 075 Megawatt), davon knapp 2700 in Schleswig-Holstein (installierte Leistung 3271 Megawatt). Dabei dürfte die Zahl der Anlagen als auch die installierte Leistung im hohen Norden in den kommenden Jahren rasant nach oben schnellen. So ist in diesem Jahr der Baubeginn für zwei Offshore-Windparks vor der schleswig-holsteinischen Küste geplant. Etwa 35 Kilometer nördlich von Helgoland soll der Park Nordsee-Ost entstehen, etwa 70 Kilometer vor Sylt der Park DanTysk. Für weit stärkere Aufmerksamkeit sorgen aktuell aber die Pläne der Landesregierung, nach denen der Umfang der Windkrafteignungsgebiete von 0,78 auf 1,5 Prozent der Landesfläche fast verdoppelt werden soll. Politik und Branchenverbände geben sich ungeachtet der Proteste in Teilen der Bevölkerung zuversichtlich, dass das Verfahren noch vor der Landtagswahl im Mai abgeschlossen sein wird. „Wir reden über 9000 Hektar zusätzlich. Darauf könnten beispielsweise 1000 neue Zwei-Megawatt-Anlagen aufgestellt werden“, sagt Windcomm-Manager Martin Schmidt. Die Planungen für die Aufstellung neuer Windräder laufen in einigen Orten bereits auf Hochtouren. „Die normale Vorlaufzeit beträgt zwei bis drei Jahre. Es gibt aber Projektplaner und Betreibergesellschaften, die haben bereits im Vorwege alle Gutachten eingeholt. Die benötigen – sobald die zusätzlichen Flächen zur Verfügung stehen – nur noch eine Baugenehmigung. Die könnten Ende dieses Jahres bereits mit dem Bau neuer Windparks beginnen“, so Schmidt. Die zusätzlichen Windräder bringen nicht nur die Energiewende voran, sondern auch die regionale Windwirtschaft. Schätzungen zufolge hängen bereits heute Tausende Jobs daran. Die Palette der Firmen reicht von großen Windkraftanlagenbauern, die hier Standorte oder auch Produktionsstätten haben, bis hin zu Baufirmen, Service- und Wartungsbetrieben, Planungsbüros, Versicherern und Banken. Große Geschäfte, große Konkurrenz, großer Protest Nicht zuletzt profitieren Schiffszulieferer, Werften und Häfen vom Offshore-Geschäft. „Ich gehe von Gesamtinvestitionen der Windbranche im Bundesland von zirca zehn Milliarden Euro in den kommenden sechs bis sieben Jahren aus“, sagt Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Doch das Windgeschäft ist hart umkämpft. Hamburg hat sich als Deutschlands „Hauptstadt“ der Windenergie positioniert. So haben viele große Konzerne der Branche in den letzten Jahren ihre Zentrale in die Hansestadt verlegt. Zudem soll dort 2014 erstmals eine internationale Windmesse ausgerichtet werden – notfalls auch in Konkurrenz zu dem etablierten Standort in Husum. Dass es darüber einen offenen Streit gibt, sagt viel aus. Auch das Windgeschäft auf dem Meer ist nicht leicht. Lange hatten fast ausschließlich Häfen in Niedersachsen, der in Bremerhaven und auch das europäische Ausland bei der Windbranche im Fokus gestanden. Aber der Zug sei für Schleswig-Holstein noch nicht abgefahren, heißt es in der Branche. Inzwischen kann man auch hier auf erste Erfolge verweisen. Auf gute Geschäfte mit dem Wind setzen nicht zuletzt auch Bürger, die sich an Windparks beteiligen oder dafür ihre Felder verpachten. Denn der verkaufte Strom kann ihnen eine satte Rendite bescheren – und den Gemeinden eine satte Gewerbesteuer. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht. Selbst in Orten, in denen es gut läuft, heißt es, dass viel vom Standort abhängt, von der Qualität der Anlagen, vom Wetter. Ohne Risiko läuft es nicht. Der BWE verbindet mit Bürgerwindparks auch eine breite Akzeptanz der Technologie. „Mittlerweile gibt es in Schleswig-Holstein Hunderte solcher Bürgergesellschaften mit jeweils Hunderten von beteiligten Bürgern. Ich vermute, dass die Zahl der direkt und indirekt Beteiligten bei mehreren Zehntausend liegt. Die Beteiligung an Windprojekten ist für viele Bürger möglich, da die Einstiegsbeträge oft nur bei einigen hundert Euro liegen“, sagt Hermann Albers. Andernorts wird kritisiert, dass die Beteiligung an einem Windpark meistens erst bei 5000 Euro beginnt. Nicht jeder hat so viel. Und: Bürgerwindpark ist nicht gleich Bürgerwindpark. Einige werden nur von Bürgern betrieben, an anderen beteiligen sich auch Großinvestoren. Die Modelle sind unterschiedlich. Auch gibt es Parks, die ausschließlich in der Hand von Fondsgesellschaften sind. Doch trotz Konkurrenz und wirtschaftlichem Risiko könnte die Energiewende viele Gewinner mit sich bringen – wären da nicht noch so viele ungelöste Fragen, wie die des dringend erforderlichen Netzausbaus (siehe Infokasten). Wie die massiven Probleme mit dem Bau der Windparks auf dem Meer. Wäre da nicht der stark gewachsene Protest in der Bevölkerung. So haben sich im Aktionsbündnis Gegenwind-SH inzwischen 60 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen. Sie kritisieren die „Verspargelung“ der Landschaft, Geräusch-Belästigungen, Schattenwurf, sorgen sich um den Naturschutz, bringen Wertverluste ihrer Häuser und Grundstücke an. Sie sehen die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger im Vordergrund stehen. Sie fühlen sich von der Politik nicht gut informiert und mitgenommen. Und auch wenn Politik und Wirtschaft von klaren Mehrheiten für die Windkraft sprechen – die Kritik dieser Bürger findet bei ihnen Gehör. Tanja Nissen Der zweite Teil der Serie erscheint am 21. Februar und beschäftigt sich mit der Kohlekraft im Land.
Herausforderung Netzausbau /kea Was nützt der ganze saubere Windstrom, wenn er am Ende „weggeworfen“ wird? Gar nichts, darin sind sich Windmüller, Verbraucher, Stromtrassenbetreiber und Umweltschützer einig. Trotzdem ging im vergangenen Jahr Windstrom im Wert von 20 Millionen Euro verloren, weil die Kapazität der Netze nicht ausreichte, um ihn aufzunehmen. Häufig dauert es mehr als zehn Jahre, bis die Planungen für neue Stromtrassen abgeschlossen sind. In Schleswig-Holstein müssen nach Angaben der Netzbetreiber rund 700 Kilometer neue Hoch- und Höchstspannungsleitungen gebaut werden; fertiggestellt ist bisher nur die 110 KV-Leitung zwischen Breklum und Flensburg. Es gilt den Balanceakt zwischen schnellerer Planung auf der einen und mehr Bürgerbeteiligung auf der anderen Seite zu schaffen. Im Land wurde zu diesem Zweck im Sommer 2011 eine Beschleunigungsvereinbarung zwischen dem Wirtschaftsministerium und den beiden großen Netzbetreibern E.ON-Netz und Tennet geschlossen. Neben mehreren 110 KV-Leitungen soll im Jahr 2015 mit dem Bau einer 380 KV-Leitung an der Westküste begonnen werden. Im Bund wurde mit dem neuen Netzausbaubeschleunigungsgesetz der Weg für eine zügigere Planung von großen Stromtrassen über Ländergrenzen hinweg bereitet.
[editiert: 28.02.12, 19:24 von Claudia]
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Claudia
Beiträge: 4532
BI Teilnehmernummer: 106
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Erstellt: 21.02.12, 19:09 Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012
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WZ vom 21.02.2012:
Kohlekraft im Land vor dem Ende? Zwei von drei Steinkohlekraftwerken stehen am Schluss ihrer Laufzeit / Pläne für Neubauten liegen auf Eis Flensburg/Brunsbüttel Bis 2020 will die Bundesregierung die Kohlendioxid-Emissionen um 40 Prozent verringern. Gleichzeitig soll bis dahin vollständig auf Strom aus deutschen Kernkraftwerken verzichtet werden. Sorgt das für ein Revival der Kohlekraft? Den einen gilt sie als Retter in der Not, weil sie leistungsfähig und inzwischen auch flexibel genug ist, um den Atomstrom zu ersetzen und die Netzstabilität sicherzustellen. Andere halten sie für eine veraltete, schmutzige Energiequelle, die rund ein Drittel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verursacht und daher abgeschafft werden sollte. Schleswig-Holstein hat sich für die erste Sichtweise entschieden. So geht es aus dem Energiekonzept der Landesregierung hervor und so formuliert es auch Energie-Staatssekretärin Tamara Zieschang: „Angesichts der unvermeidbaren Fluktuation der erneuerbaren Energien sind zur Sicherung der Netzstabilität mittelfristig weiterhin fossile Kraftwerkskapazitäten erforderlich.“ Mit Steinkohle wurden im Jahr 2009 in Schleswig-Holstein 3 640 495 Megawattstunden Strom erzeugt. Das waren knapp 16 Prozent der Nettostromerzeugung, wie die aktuelle Energiebilanz des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein ausweist. Zum Vergleich: Die Kernenergie trug 51 Prozent und die erneuerbaren Energien 28 Prozent bei. Auch weil die Kohlekraft nur auf Rang drei der Energiequellen steht, liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß in Schleswig-Holstein um 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Umweltschützer befürchten jedoch, dass diese gute Bilanz zunichte gemacht wird, denn noch vor einigen Monaten schien der Ausbau der Kohlekraft im Norden nur noch eine Frage der Zeit. In Brunsbüttel waren sogar vier neue Kraftwerke geplant. Zur Zeit liegen die Projekte jedoch auf Eis, eines ist bereits ganz abgesagt worden. Der Grund: Die Unsicherheit. „Die Bundesregierung wechselt ihr Konzept einfach zu oft“, sagt die Geschäftsführerin der Süd-West-Strom-Kraftwerk GmbH (SWS), Bettina Morlok. Die SWS begann im Jahr 2007 in Brunsbüttel ein großes Steinkohlekraftwerk mit einer Gesamtleistung von 1740 Megawatt (MW) zu planen. Zum Vergleich: das Kernkraftwerk Brunsbüttel hatte nur eine Nettoleistung von 771 MW. Doch obwohl alle Genehmigungen vorliegen, sieht die SWS momentan vom Bau des Kraftwerks ab. „Die Wirtschaftlichkeit ist derzeit nicht gegeben“, sagt Bettina Morlok. Es sei noch schwieriger als sonst, die Strompreise zu prognostizieren. Einerseits erwägt die Bundesregierung, der Kohlekraft sogar Zuschüsse aus dem Energie- und Klimafonds zukommen zu lassen. Andererseits wird es in Zukunft wohl so sein, dass die Nutzungsstunden konventioneller Kraftwerke nur dann bezahlt werden, wenn gleichzeitig keine regenerativen Energien zur Verfügung stehen, sprich wenn der Wind nicht weht. Unter dieser Bedingung wäre das große Steinkohlekraftwerk nicht rentabel. Es sei denn, eben dieser Strom, der in Zeiten des Wind-Strom-Mangels verlässlich von der Kohlekraft geliefert werden kann, wird so großzügig vergütet, dass es sich lohnt, nur zu diesen Zeiten Strom zu produzieren. Welches dieser Szenarien eintreten wird, kann momentan niemand sagen. Und deswegen hat auch die Firmengruppe GETEC, die ein 800 MW Gemeinschafts-Steinkohlekraftwerk auf dem Gelände des Bayer-Industrieparks Brunsbüttel errichten wollte, ihre Planungen erst einmal auf den Status „Abwarten“ gesetzt. Gas statt Kohle Während die neuen Kohlekraftwerke auf der Kippe stehen, sind die alteingesessenen Energieerzeuger in Kiel, Flensburg und Wedel mit einer Leistung von 323, 177 und 260 Megawatt weiterhin am Netz. Allerdings zeichnet sich eine Umstellung ab. Die Laufzeit des Kieler Gemeinschaftskraftwerks ist bis 2015 bemessen, das Heizkraftwerk in Wedel wird im Winter 2016/2017 komplett abgeschaltet. An beiden Orten laufen die Planungen für gasbetriebene Anlagen. In Flensburg werden die Stadtwerke 2016 in einem ersten Schritt zwei ältere Kessel durch Gas-Dampf-Turbinen ersetzen und streben an, bis zum Jahr 2050 komplett CO2- neutral zu produzieren. Da liegt die Frage nahe, ob der Nicht-Bau neuer und die Abschaltung alter Kohlekraftwerke bei gleichzeitigem Atomausstieg eine Gefahr für die Stromversorgung in Schleswig-Holstein bedeuten. Aus dem Wirtschaftsministerium kommt diesbezüglich Entwarnung: Erstens wird mit einer steigenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gerechnet, zweitens verbraucht das Land längst nicht die gesamte erzeugte elektrische Energie selbst. Lediglich der Stromexport könnte geschmälert werden. Im Ergebnis bleibt: Obwohl die Kohlekraft politisch als Übergangslösung gewollt ist und viele Investoren in den Startlöchern standen, könnte Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren zu einem nahezu kohlekraftfreien Land werden. Schlecht für diejenigen, die in diese Energieform investiert haben. Gut für Umweltschützer, wie die Bürgerinitiative Gesundheit und Umweltschutz in Brunsbüttel, die in Anbetracht der abgewendeten Feinstaub- und Schwermetallbelastung frohlocken. Es sei denn, es kommt doch noch alles anders... Kerstine Appunn Der dritte Teil der Serie erscheint am 28. Februar und beschäftigt sich mit der Solar-Energie.
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Claudia
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BI Teilnehmernummer: 106
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Erstellt: 28.02.12, 19:27 Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012
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WZ vom 28.02.2012:
In der Solarbranche drohen Jobverluste Änderungen bei der Solar-Förderung sorgen erneut für Verunsicherung auf dem Markt / Landesregierung setzt auf Windkraft Kiel Hohe Wachstumszahlen und große Akzeptanz, das hat die Solarenergie in den vergangenen zehn Jahren ausgezeichnet. Doch nun könnte der Boom der Branche auch in Schleswig-Holstein ein baldiges Ende finden, denn vieles steht und fällt mit den Regelungen im Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG). Dessen Neuerungen sehen Einschnitte bei der Vergütung für Solaranlagen-Besitzer zwischen 30 Prozent für große Freianlagen und 20 Prozent für solche auf Hausdächern vor. Über 30 000 Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) waren Ende 2011 auf Schleswig-Holsteins Dächern installiert. Allein die Schleswig-Holstein Netz AG, die etwa 80 Prozent der Stromanschlüsse betreut, verband im vergangenen Jahr 9500 neue PV-Anlagen mit dem Stromnetz. Im Jahr 2010 waren 704 MW-Peak Leistung im Land installiert – mehr als das doppelte als noch im Jahr 2009. Dennoch stand die Photovoltaik nach Wind- und Biogasenergie nur auf Platz drei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Hauptanreiz für die Installation von Photovoltaik auf Hausdächern oder auch die Beteiligung an einem Bürger-Solarpark war und ist die garantierte Einspeisevergütung, die nach dem EEG für jede Kilowattstunde an den Eigentümer gezahlt wird. Indirekt lebt davon auch die Solar-Branche im Norden. Im Jahr 2010 wurden für neu installierte Anlagen rund 900 Millionen Euro investiert. Zur Branche gehören vor allem Händler, Projektentwickler und solche Installations-Betriebe, die die Planung, den Aufbau und die Wartung der Anlagen aus einer Hand übernehmen. Dabei handelt es sich sowohl um spezialisierte Firmen als auch um althergebrachte Handwerksbetriebe, die ihr Spektrum um die Photovoltaik-Leistungen erweitert haben. Hersteller sind in Schleswig-Holstein kaum zu finden. Alexander Hansmann, Geschäftsführer der Firma Baltic Solar in Reinfeld bei Lübeck, sagt mit Blick auf die erneut angekündigten Änderungen im EEG: „Hier wird einer Branche das Wasser abgegraben.“ Viele Unternehmen in Schleswig-Holstein profitierten von der Einführung des EEG, das wie beabsichtigt die Einstiegshürde für die erneuerbaren Energien gesenkt hat. Dann jedoch hätte man die Förderung langsam, sicher und sinnvoll zurückfahren sollen, so Alexander Hansmann. Stattdessen könne von Planungssicherheit oder Kontinuität gar keine Rede mehr sein. Baltic Solar hat 70 Mitarbeiter und diese hatten schon im vergangenen Jahr mit abwechselnd irrem Ansturm und extremer Zurückhaltung der Kunden zu kämpfen, je nachdem, wie die Einspeisevergütung gerade wieder verändert wurde. „Die Investoren sind verunsichert und das auf einem Markt, an dem eigentlich kein Weg vorbei führt.“ Er befürchtet nun, dass die Branche der Photovoltaik-Installationsbetriebe in Deutschland ebenso ins Abseits gerät, wie zuvor bereits die Herstellung der Solarmodule. Dabei seien die Preise in der Branche in letzter Zeit so stark gesunken, dass sich der Bau einer PV-Anlage bald auch ohne Einspeisevergütung rentiert hätte, meint Alexander Hansmann. Einfach weil der Strom vom eigenen Dach für die Menschen günstiger geworden wäre, als der Bezug vom Stromanbieter. Doch genau diesen Übergang, der sich laut Hansmann in den nächsten zwei Jahren vollzogen hätte, sieht der Geschäftsführer nun gefährdet – und damit auch so manchen Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein. Die Landesregierung hingegen verteidigt das Prinzip, die EEG -Zulagen jetzt zu kürzen. „Die Senkung der Einspeisevergütung ist eine notwendige Anpassung an die weiter sinkenden Herstellungskosten für Solarmodule und soll eine unangemessene Überförderung vermeiden“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Schleswig -Holsteinischen Wirtschaftsministerium. Die weitere Begründung: Weil bei gleicher Leistung Windkraftanlagen das drei- bis vierfache an elektrischer Energie gegenüber PV -Anlagen liefern, setzt das Land auf den Ausbau der Windenergie. Ob und wie die Solarenergie -Branche im Land diese Einstellung verkraftet, wird die Zukunft zeigen. Kerstine Appunn Der vierte Teil der Serie erscheint am 6. März und beschäftigt sich mit der Atomkraft im Land. Wärme vom Dach: Solarthermie /sh:z Regenerative Heiztechnologien wie die Solarthermie sind noch ein „schlafender Riese“ in der Erneuerbaren-Energien Branche. Sie macht nur ein Prozent des deutschen Wärmeverbrauchs aus. Die installierte Leistung von 1,66 Millionen Anlagen in Deutschland betrug im Jahr 2011 insgesamt10,7 GW (th). Der Absatz von Kollektoren stieg von 2010 auf 2011 aber immerhin um zehn Prozent. Thermische Solaranlagen liefern aus Sonnenlicht Wärme. In einem Kollektor wird durch die Sonnenwärme ein flüssiges Frostschutzmittel erwärmt. Die warme Flüssigkeit wird dann in einen sogenannten Wärmetauscher befördert, in dem mit ihr Trinkwasser erwärmt wird. Bis zu 60 Prozent des Gesamtenergieaufwandes für die Trinkwassererwärmung kann in einem typischen Haushalt durch die Solaranlage geleistet werden.
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Claudia
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BI Teilnehmernummer: 106
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Erstellt: 10.03.12, 19:15 Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012
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Im vierten Teil der Serie: Die Kernkraft und deren Ende im Land.
Schleswig-Holstein unter Atomstrom Trotz Abschaltung: Knapp die Hälfte des Stroms im Norden stammt aus Kernenergie Kiel/Hamburg/Hannover Knapp ein Jahr nach dem Fukushima-Schock werden die Vorbereitungen für die Energiewende eingeläutet. Zwei der drei Kernkraftwerke (KKW) in Schleswig-Holstein, Krümmel und Brunsbüttel, sind bereits abgeschaltet. Das KKW Brokdorf soll nach dem von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg 2021 abgeschaltet und stillgelegt werden. Gleichwohl: Die Kernenergie im nördlichsten Bundesland ist noch der bestimmende Energiefaktor im Norden, auch wenn diverse Pannen und Abschaltungen den Betrieb der Meiler Brunsbüttel und Krümmel seit 2007 begleiteten und das KKW Brokdorf als einziges relativ konstant im Betrieb war. Eine Übersicht: Energiebilanz Im Jahr 2010 wurde nach Angaben des Statistikamtes Nord „trotz der weiter bestehenden Abschaltung von zwei Kernkraftwerken“ knapp die Hälfte des in Schleswig-Holstein produzierten Stroms aus Kernenergie gewonnen – nämlich 49,8 Prozent, nach 51,4 im Vorjahr und 50,9 Prozent im Jahr 2008. Die aktuellsten Zahlen von 2011 liegen zwar noch nicht vor. „Die Größenordnung des Kernenergieanteils an der Stromerzeugung in Schleswig-Holstein dürfte aber in etwa beibehalten werden“, sagt Dr. Hendrik Tietje, Referatsleiter im Statistikamt Nord in Hamburg. Insgesamt wurden 2010 knapp 23 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Drei-Personen-Haushalts liegt bei etwa 3500 Kilowattstunden pro Jahr. Welches Gewicht die Meiler im Norden für die Energiebilanz noch haben, macht Tietje mit einem Beispiel deutlich: „Rein rechnerisch könnte allein das Kernkraftwerk Brokdorf den Strombedarf in Schleswig-Holstein zu etwa 85 Prozent decken.“ Ähnlich sehen die Bilanzen der inzwischen abgeschalteten Meiler in Krümmel und Brunsbüttel aus. KKW Krümmel „Das Siedewasserkraftwerk in Krümmel mit einer Nettoleistung von 1346 Megawatt produzierte im Leistungsbetrieb rund zehn Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr und lieferte damit etwa 30 Prozent der insgesamt in Schleswig-Holstein erzeugten Strommenge“, sagt Alexander Hauk, Sprecher des Energiekonzerns und Betreibers Vattenfall. Damit habe Krümmel täglich in etwa so viel Strom produziert, wie in Hamburg verbraucht wurde. Seit Aufnahme des kommerziellen Leistungsbetriebs Ende März 1984 seien in Krümmel gut 199 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist worden, so Hauk weiter. KKW Brunsbüttel Der Siedewasserreaktor in Brunsbüttel mit einer Nettoleistung von 771 Megawatt produzierte nach Vattenfall-Angaben im Leistungsbetrieb sechs Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. „Das entspricht etwa einem Fünftel der in Schleswig-Holstein erzeugten Strommenge“, so Hauk. Seit Aufnahme des kommerziellen Leistungsbetriebs Anfang Februar 1977 seien in Brunsbüttel knapp 119 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist worden. KKW Brokdorf Der Druckwasserreaktor mit einer Nettoleistung von 1410 Megawatt speist laut E.ON pro Jahr im Schnitt zehn Milliarden Kilowattstunden Strom in das Höchstspannungsnetz. Seit der kommerziellen Inbetriebnahme des Kraftwerks im Jahr 1986 wurden demnach 276 Milliarden Kilowattstunden elektrische Energie erzeugt. Was sagt die Zahl aus? „Mit dieser Strommenge kann man die gesamte Hansestadt Hamburg, Haushalte wie Industrie, fast 20 Jahre rund um die Uhr mit Strom versorgen“, sagt Dr. Petra Uhlmann, Sprecherin von E.ON Erzeugung Deutschland in Hannover. Wirtschaftsfaktor Der Anteil der Kernkraft am Bruttoinlandsprodukt in Schleswig-Holstein ist „eher bescheiden“, wie es der Statistiker Dr. Hendrik Tietje ausdrückt. Er liege bei etwa einem Prozent. Dennoch: Die Kernkraftwerke waren und sind wichtiger Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler für die Region, sagt Manfred Duffke, Referent für Standortpolitik der IHK in Kiel. „Viele Unternehmen im Umfeld profitierten von Aufträgen“, bestätigt auch Vattenfall-Sprecher Hauk. Profitierende Gewerbe seien viele kleine und mittelständische Unternehmen. Und zwar „die üblicherweise am Kraftwerk tätig werdenden Dienstleister wie Landschaftspfleger, Maler, Maurer, Gerüstbauer, Elektriker, Tischler“, sagt E.ON-Sprecherin Uhlmann, „aber auch der Einzelhandel wie Bäcker, Supermärkte, Metzger und natürlich Gastronomie und Hotelgewerbe.“ Die KKW Krümmel und Brunsbüttel bestellten laut Vattenfall jährlich Waren und Dienstleistungen im In- und Ausland mit einem Gesamtvolumen von knapp 100 Millionen Euro. Davon seien im Falle von Brunsbüttel im Jahr 2010 mehr als 21 Millionen Euro direkt in die Unterelberegion vergeben worden, beim KKW Krümmel seien es mehr als 37 Millionen Euro gewesen. Beim KKW Brokdorf sind nach E.ON-Angaben in den vergangenen fünf Jahren jährlich Aufträge mit einem Volumen von im Schnitt 70 Millionen Euro vergeben worden. Davon seien 20 Millionen Euro in der Region verblieben. „Dazu kommt noch die Kaufkraft der beschäftigten Mitarbeiter, die ja auch hauptsächlich in der Region verbleibt“, so die E.ON-Sprecherin. Diese bewege sich ebenfalls bei 20 Millionen Euro pro Jahr. Zudem profitiert das Land Schleswig-Holstein vom „Wasserpfennig“ – der Oberflächenwasserabgabe. Die Einnahmen lagen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Kiel zu Zeiten des Betriebs aller drei Atomkraftwerke bei 30 Millionen Euro, beim verbliebenen KKW Brokdorf seien jährlich etwa 15 Millionen Euro fällig. Stilllegung als Wirtschaftsfaktor Hätte auch ein direkter Rückbau wirtschaftliche Bedeutung für die Region? „Dabei würden überwiegend spezialisierte Abbruchfirmen profitieren“, sagt der Vattenfall-Sprecher. „Auch örtliche Handwerksbetriebe und Zulieferer könnten von den Aufträgen profitieren.“ Es gebe allerdings auch Fachfirmen aus dem Ausland, die sich für dieses Geschäft vorbereiten. Energiewende Die Energiewende tragen die KKW-Betreiber mit – das schnelle Ende der Atomkraft aber mit Zähneknirschen. „Vattenfall respektiert die Ausstiegsentscheidung der Regierung zur Kernenergie“, sagt Konzern-Sprecher Hauk. „Wir halten jedoch eine angemessene Entschädigung für notwendig. Dafür prüfen wir alle juristischen Möglichkeiten, denn der finanzielle Schaden ist enorm.“ Ähnlich blickt E.ON auf den Atomausstieg: „Diese Entscheidung ist rein politisch motiviert und orientiert sich in keinster Weise an den sicherheitstechnischen Gegebenheiten im Kernkraftwerk Brokdorf. Die damit eingeleitete Energiewende akzeptieren wir als Primat der Politik.“ Gleichwohl hat E.ON Verfassungsklage eingereicht. „Die aber richtet sich eben nicht gegen die Energiewende“, macht Sprecherin Petra Uhlmann deutlich. Vielmehr betreffe die Klage die vorzeitige Abschaltung der KKW Isar 1 und Unterweser. E.ON hofft dabei auf Milliarden-Entschädigungen vom Bund. Wolfgang Blumenthal
Stilllegung von Atomkraftwerken /blu Zwei Varianten Für die Meiler Krümmel und Brunsbüttel sind die Berechtigung zum Leistungsbetrieb nach dem Gesetz zum beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie im August 2011 erloschen. Sie produzieren keinen Strom mehr. Für die endgültige Stilllegung der bereits abgeschalteten Meiler werden nach Angaben von Vattenfall-Sprecher Alexander Hauk derzeit „alle Optionen, die nach dem Atomgesetz möglich sind, geprüft und bewertet“. Dabei kommen der direkte Rückbau und der Sichere Einschluss in Frage. Beim Sicheren Einschluss werden alle Brennelemente und weitere radioaktive Anlagenteile entfernt. Anschließend wird die Anlage für einen längeren Zeitraum versiegelt und – abgesehen von einigen Sicherungsmaßnahmen – außer Betrieb genommen. Während dieses Zeitraums klingt die Radioaktivität auf natürliche Weise ab, „was unter Strahlenschutzkriterien positiv ist und den anschließenden Rückbau vereinfacht“, so Hauk weiter. Ein Beispiel für den Sicheren Einschluss ist das Kernkraftwerk Lingen. Beim direkten Rückbau wird die Anlage sofort abgebaut und entsorgt. Hauk: „Am Ende des Prozesses steht die grüne Wiese.“ Das Know-how des Betriebspersonals könne hierbei noch intensiver als beim Sicheren Einschluss genutzt werden. Der direkte Rückbau wird laut Vattenfall bei den Kernkraftwerken Stade und Obrigheim angewandt. Grundsätzlich dauere ein Rückbau drei bis vier Jahre, sagt der Vattenfall-Sprecher weiter. „Die daran anschließenden Arbeiten dauern bei allen Varianten mehrere Jahre.“
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Claudia
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BI Teilnehmernummer: 106
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Erstellt: 13.03.12, 20:35 Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012
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WZ vom 13.03.2012:
Im letzten Teil: Die Biogas-Branche und die kontroversen Diskussionen, die darüber geführt werden.
Biogas-Blase droht zu platzen Gesetz knüpft Förderung von Neu-Anlagen an härtere Auflagen/ Politische Forderung nach Quoten für Maisanbau im Norden Kiel Sie spalten ganze Gemeinden. Sie beschäftigen die Gerichte. An vielen Orten, an denen Landwirte Biogas-Anlagen bauen wollen, regt sich Widerstand. Kollegen sorgen sich um Bodenpreise, Anwohner protestieren gegen den Gestank, und nicht nur Naturschützer fürchten eine „Vermaisung“ der Landschaft. So wollen die schleswig-holsteinischen Grünen bei einer Regierungsbeteiligung nach der Landtagswahl den Kreisen die Möglichkeit einräumen, Quoten für den Maisanbau festzulegen und die Errichtung neuer Biogasanlagen zu verbieten. Der seit knapp zehn Jahren zu beobachtende Anlagenboom hat nicht nur das Gesicht der deutschen Landwirtschaft verändert. Nachwachsende Rohstoffe sollten für saubere Energie sorgen. Doch selbst einst glühende Befürworter des von der rot-grünen Bundesregierung eingeleiteten Kurses sind längst ins Lager der Kritiker gewechselt. Die Folgen der regierungsamtlichen Biogas-Propaganda sind offenkundig. Zwischen 2003 und 2011 hat sich die Maisanbaufläche in Schleswig-Holstein auf 194 000 Hektar verdoppelt. Allein im vergangenen Jahr kamen knapp 19 000 Hektar dazu. Etwa die Hälfte wird zu Energie vergoren, der Rest verfüttert. Um Flächen für Mais frei zu machen, wurde in großem Umfang Grünland umbrochen – mit negativen Folgen etwa für Wiesenvögel. Versuche des Landes, den Grünlandumbruch zunächst mit Förderprogrammen, später mit restriktiven Erlassen auszuhebeln, stießen beim Bauernverband auf massiven Widerstand. Und mit dem Fachverband Biogas beharrt der Bauernverband darauf, dass auf dem Weg zur Energiewende auf Maisanbau nicht verzichtet werden könne. Die Landwirte erfüllten lediglich politische Vorgaben im Kontext der proklamierten Energiewende. „Mit mehr als einem Viertel, regional sogar bis 60 Prozent Maisanteil in einigen Regionen Schleswig-Holsteins, ist das verträgliche Maß überschritten“, urteilt der Grünen-Agrarexperte im Landtag, Bernd Voß. Anlagen galten lange als Investment ohne Risiken Um die Vermaisung der Landschaft zu stoppen, verständigten sich Agrarverbände und Landesregierung 2011 auf einen Katalog freiwilliger Empfehlungen. Doch die werden, „so sinnvoll sie auch sind, überhaupt nichts bringen“, ist sich Voß sicher. Nötig seien verbindliche Grenzen für Monokulturen. Die aber sind nicht zu erwarten. Biogasanlagen funktionieren ähnlich wie die Verdauung einer Kuh. Wenn organische Stoffe mit Hilfe spezieller Bakterien vergären, wird methanhaltiges Gas frei. Damit können Strom und Wärme erzeugt werden. 420 Anlagen mit zusammen 182,2 Megawatt elektrischer Leistung gibt es landesweit bisher. Nicht nur Mais können die Meiler vergären, auch Gülle, Stallmist oder Nahrungsmittelreste sind als „Futter“ möglich. Allein: Die allermeisten Anlagen laufen mit Mais – nicht nur, weil die Energieausbeute hier höher ist als bei anderen Stoffen; Kritiker prangern vor allem falsche Förderanreize für Strom aus Biomasse an. So hat das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) Strom aus Biogas bis Ende 2011 mit umgerechnet 3000 Euro je Hektar gefördert. Das ist nach Berechnungen der Umweltorganisation WWF fast das Zehnfache dessen, was Bauern sonst pro Hektar durchschnittlich an EU-Förderungen erhalten. Die Folge: Investoren pachten oder kaufen in großem Stil Ackerflächen und bauen Energie-Mais an. Für sie ist es ein äußerst lukratives Geschäft, das die Pachtpreise in die Höhe treibt und ganze Landstriche in Mais-Monokulturen verwandelt hat. Der Betrieb einer Biogasanlage, die bis Ende 2011 gebaut worden ist, ist ein Investment ohne große finanzielle Risiken. Der Agrarstrom bringt dem Betreiber eine Grundvergütung von 9,18 Cent je Kilowattstunde. Dazu kommen ein Bonus etwa für die Verwertung nachwachsender Rohstoffe von sieben Cent je Kilowattstunde sowie diverse weitere Boni – etwa wenn die Anlage auch verwertbare Wärme produziert. Ein Bioreaktor mit einer Leistung von 200 Kilowattstunden „erbrütet“ damit bei 8000 Betriebsstunden im Jahr einen Umsatz von bis zu 320 000 Euro. Dagegen stehen Rohstoffkosten von rund 120 000 und Investitionen von gut einer Million Euro. Wie viele Bio-Reaktoren noch im Bau oder beantragt sind, weiß auch das Kieler Landwirtschaftsministerium nicht. Zuständig dafür sind die Baubehörden der Kreise. Die aber können Anträge oft nur abnicken. Nach dem Baugesetz sind Biogasanlagen „privilegierte“ Vorhaben. Da hilft es auch nichts, wenn sich eine Gemeindevertretung und das halbe Dorf gegen den Bau aussprechen, nicht zuletzt weil sie um die Ruhe im Dorf und einen Wertverlust ihrer Immobilien fürchten. Ein weiterer Zuwachs an Maisflächen zwischen Nord- und Ostsee dürfte gleichwohl erst einmal ausgebremst werden, so die Einschätzung vieler Experten. Grund ist, dass in diesem Jahr ein neues EEG in Kraft getreten ist, das das Geschäft mit Biogas -Anlagen unterm Strich nicht mehr ganz so einfach und auch nicht mehr für alle so lukrativ machen dürfte. Statt einer gibt es nun unterschiedliche Grundvergütungen, die sich nach der Größe der Anlage richten. Für eine 500 Kilowatt -Anlage sind es 12,3 Cent je Kilowattstunde. Hinzu kommen in der Regel sechs bis acht Cent je Kilowattstunde, je nachdem, womit die Anlage „gefüttert“ wird. Eine einschneidende Neuerung ist zudem, dass nur noch bis zu 60 Prozent Mais und Getreide in die Biogas -Anlagen kommen dürfen. Und: Anlagen -Betreiber müssen dafür sorgen, dass 60 Prozent der anfallenden Wärme genutzt wird. Diese ganzen Änderungen gelten allerdings nur für Anlagen, die erst in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Peter Höver
[editiert: 13.03.12, 20:37 von Claudia]
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