Minister wollen die Energiewende mit aller Kraft vorantreiben
Schleswig /höv
Der Sprung ins kalte Wasser ist ihm offenbar gelungen. Gleich, ob die
Kollegen nun das rote oder das schwarze Parteibuch führen – für
Schleswig-Holsteins Grünen Energiewende- und
Umweltminister Robert Habeck gab’s gestern in Schleswig reichlich warme
Worte. Nicht mal eine Woche im Amt, hatte der 42-jährige Philosoph den
Vorsitz zu führen in er Konferenz der Umweltminister.
Eine „ausgesprochen konstruktive Leitung“ attestierte die Hessin
Lucia Puttrich (CDU) dem Kollegen Habeck. „Wie ein alter Hase“ habe der
Nordmann die Konferenz geleitet, fand der Mainzer Umwelt-Staatssekretär Thomas Giese (SPD) beim abschließenden Pressegespräch im idyllisch gelegenen Hotel „Waldschlösschen“.
Zentrales Thema der Runde: die Energiewende. „Mit Power“ wollen die
Ressortchefs sie vorantreiben. Um den nötigen Netzausbau dafür
hinzubekommen, erhöhen die Umweltminister nun den Druck auf die vier
großen kommerziellen Netzbetreiber. Denn klar ist: Es macht keinen Sinn,
immer mehr Windparks an Land oder auf hoher See auszuweisen und zu
bauen, wenn der dort erzeugte Strom nicht zum Verbraucher transportiert
werden kann. Schon heute stehen zwischen Nord- und Ostsee oft genug die
Windräder still, weil der Strom wegen fehlender Netzkapazitäten nicht
abtransportiert werden kann.
16 Länder müssen
Planung abstimmen
Im Mai hatten die Netzbetreiber der Bundesregierung einen
Entwicklungsplan für die nötigen neuen Stromautobahnen vorgelegt. Die
Umweltminister pochen nun auf einen detaillierten Zeitplan für den
Ausbau. Der müsse abgestimmt sein auf den Zubau der geplanten Windparks
und bis zum Oktober vorliegen. Versagen die Netzbetreiber bei diesem
Vorhaben, dann „sollte die Bundesregierung die Einrichtung einer
staatlichen Bundesnetzgesellschaft prüfen“. Die soll dann federführend
den Netzausbau vorantreiben. „Der Ausbau der Stromnetze und damit der
Erfolg der Energiewende darf nicht von der Kompetenz, Finanzkraft oder
Unternehmenspolitik einzelner Netzbetreiber abhängig sein“, sagte
Habeck.
Immerhin 16 Länder müssen sich daran machen, ihre Trassenplanungen
aufeinander abzustimmen. Und wenn das nicht funktioniert, im
Kompetenzstreit stecken bleibt? Der Grüne Habeck jedenfalls hätte keine
Probleme, „wenn das nötig sein sollte“, zu Gunsten einer übergreifenden
Planung Zuständigkeiten an den Bund abzutreten. Einstweilen sehe er
jedoch nicht, „dass wir das nicht schaffen können.“
Ziel aller Bemühungen bei der Energiewende sei „am Ende eine sichere,
klimafreundliche und möglichst kostengünstige Energieversorgung“. Klar
sei dabei auch, dass die erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung
und -einspeisung Vorrang vor anders produziertem Strom haben müsse,
sagte Habeck.