Show der Weltenretter
Die UN-Gipfelkonferenz von Rio de Janeiro ist kläglich gescheitert
Frank Albrecht
Vor 20 Jahren tauchte er plötzlich auf: Der „Geist von Rio“ – als
Hoffnungsträger beschworen. Heute wird er frustriert wieder verschwinden
– ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen.
Als sich 1992 die Abgesandten aus mehr als 190 Staaten unter dem
Zuckerhut trafen, um die Welt vor dem ökologischen Selbstmord zu retten
und von Hunger und Armut zu befreien, da schien es einen Moment so, als
hätte der gute Geist tatsächlich eine Chance. Als aber UN-Generalsekretär
Ban Ki Moon gestern das Folgetreffen der Weltenretter eröffnete und von
einer „zweiten historischen Chance“ sprach, war längst klar: Alle beide
wurden kläglich vergeben. Die Mannschaft „Rio+20“ ist schon in der
Vorrunde gescheitert, ein womöglich spannendes Finale wird sie nie
erreichen. Das Ergebnis stand bereits vor dem Anpfiff fest.
Im Eiltempo hat die brasilianische Präsidentschaft des UN-Gipfels
ein Abschlussdokument durchgepaukt, das im Wesentlichen aus schönen,
aber folgelosen Formulierungen besteht. Im knallharten Gefeilsche der
Hüter nationaler Interessen gab es keine Kompromisse. Nahezu alle
strittigen Punkte wurden einfach gestrichen. Und als sei das nicht
schlimm genug, reisen jetzt auch noch Minister und Staatenlenker aus
aller Welt nach Rio de Janeiro, um das Dokument des Versagens mit viel
Tam-Tam zu unterzeichnen. Für Deutschland werden
das Umweltminister Peter Altmaier und Entwicklungsminister Dirk Niebel
sein. Angela Merkel verzichtet auf die Statistenrolle in der
brasilianischen Metropole. Ganz offensichtlich glaubt auch die „Klima-Kanzlerin“
nicht mehr daran, dass es noch irgendetwas zu verhandeln gäbe. Ganz zu
schweigen von einem Erfolg, in dem man sich sonnen könnte.
Die Pleite von Rio ist eine beängstigende Kopie der gescheiterten
Klimakonferenz von 2009 in Kopenhagen – Gipfel, die die Welt nicht
braucht. Doch Halt! Die Welt braucht diese Gipfeltreffen dringender denn
je. Was sie nicht braucht, sind Show-Veranstaltungen.