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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 09.07.12, 23:40     Betreff: Klimawandel gefährdet die Stromversorgung. WZ vom 09.07.2012

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Klimawandel gefährdet die Stromversorgung

Immer mehr europäische Kraftwerke müssen wegen Kühlwassermangels ihre Leistung drosseln

London /fwt

Der Klimawandel könnte in den USA und Europa zu größeren Problemen
bei der Stromversorgung führen – weil das Kühlwasser knapp wird. In den
USA stammten 91 Prozent, in Europa 78 Prozent der Elektrizität aus
Kraftwerken, die Kernenergie oder fossile Brennstoffe nutzen, schreiben
Wissenschaftler im Journal „Nature Climate Change“. Diese Kraftwerke
seien von Kühlwasser aus der Umgebung abhängig – oft geliefert von
Flüssen. Heiße, trockene Sommerphasen der vergangenen Jahre, in denen
Kraftwerke in Europa und dem Südosten der USA heruntergefahren werden
mussten, hätten bereits gezeigt, wie empfindlich die Stromversorgung auf
den Klimawandel reagieren wird.


Wird der Klimawandel ignoriert,
drohen teure Fehlinvestitionen

Viele Flüsse führten künftig im Sommer weniger Wasser, zudem sei
dieses wärmer, schreiben die Forscher um Michelle van Vliet von der
Universität Wageningen (Niederlande). Ihrer Modellrechnung zufolge sinkt
die Kapazität der Kraftwerke zwischen 2031 und 2060 in Europa um 6 bis
19 Prozent und in den USA um 4 bis 16 Prozent. Das Risiko für eine
Reduktion der Stromproduktion um mehr als 90 Prozent steige im Schnitt
ums Dreifache. Der Sektor müsse sich erheblich anpassen – zumal der
Energiebedarf steigen werde. Zum Kühlen von Kohle-, Gas- und
Kernkraftwerken würden derzeit in Nordamerika jährlich 224
Kubikkilometer Wasser eingesetzt, in Europa seien es 121 Kubikkilometer.
Zusammen seien das 86 Prozent des weltweit für thermoelektrische
Kraftwerke verwendeten Wassers. Sowohl in den USA als auch in Europa
gehöre der Bereich zu den wasserintensivsten Sektoren überhaupt, heißt
es in der Studie.


In Europa hätten während der trockenen Sommer 2003, 2006 und 2009
mehrere Kraftwerke wegen Kühlwassermangels ihre Leistung drosseln
müssen. In den USA hätten 2007/2008 einige Reaktoren sogar für einige
Tage ganz heruntergefahren werden müssen. Bei Betrieb und Planung von
Kraftwerken müsse der Klimawandel als Faktor unbedingt berücksichtigt
werden, warnen die Autoren. Sonst drohten teure Fehlinvestitionen. Eine
Falle dabei: Bisherige Langzeitstudien zur Wasserverfügbarkeit gäben
häufig nur Monats- oder gar Jahresmittel an, zudem würden die
veränderten Wassertemperaturen meist nicht berücksichtigt.


In ihrem Modell schufen die Wissenschaftler tägliche Vorhersagen für
Wassermenge und -temperatur für das 21. Jahrhundert. Basis dazu bildeten
Daten aus den Jahren 1971 bis 2000 und zwei Klimaszenarien: ein von nur
langsamem technologischem Wandel und ein von schnellem Umstieg auf
erneuerbare Energien ausgehendes. Die Szenarien stammen vom UN-Klimarat IPCC.


Ab 23 Grad darf Wasser nicht mehr zur Kühlung eingesetzt werden

Die Wassertemperatur der Flüsse in Europa werde demnach zwischen 2031
und 2060 im Hochsommer (21. Juni bis 20. September) um 0,8 bis 1,0 Grad
zulegen, in den USA um 0,7 bis 0,9 Grad. Das seien im Schnitt 0,2 Grad
mehr als die Wassertemperatur im Jahresmittel. Die größten Veränderungen
seien in den USA für den südlichen Teil des Mississippi-Beckens
und in Europa für den Südwesten und -osten zu erwarten. Es werde dann
zudem deutlich mehr Tage geben als bisher, an denen die Wassertemperatur
von Flüssen über 23 Grad Celsius steige – ab diesem Wert dürfe das
Wasser in Europa nicht mehr für die Kühlung von Kraftwerken verwendet
werden.



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