Gegenwind für Gabriel
Die norddeutschen Länder geben nicht auf: Sie wollen Sigmar Gabriel zu Änderungen seines EEG-Entwurfs bringen – gestern erneut vergebens
Hamburg
Die SPD-Regierungschefs der fünf Küstenländer
ringen weiter mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel um die
Gestaltung der Energiewende. Bei einem Spitzentreffen hinter
verschlossenen Türen im Hamburger Rathaus drängten die
Ministerpräsidenten und Bürgermeister ihren Parteivorsitzenden gestern
Nachmittag erneut zu Änderungen am umstrittenen Entwurf für das
Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG). Konkrete Ergebnisse brachte der Meinungsaustausch in kleiner
Runde nicht. Gabriel und vier der Regierungschefs verließen das Rathaus
wortlos. Einzig Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil äußerte
sich zumindest vage – nährte dabei aber die Hoffnungen des Nordens. Auf
die Frage, ob es noch Änderungen an Gabriels Gesetzentwurf geben werden,
sagte der Niedersachse: „Ja. Sie kennen ja das Strucksche Gesetz.“ Laut
dem Bonmot des früheren SPD-Fraktionschefs im
Bundestag, Peter Struck, verlässt kein Gesetzestext das Parlament so,
wie er eingebracht wurde. Ansonsten sei Gabriel zugänglich gewesen für
die Argumente der Ministerpräsidenten – „wir aber auch für seine“,
berichtete Stefan Weil.
Die Küstenländer sehen die geplante EEG-Reform
als akute Gefahr für den Ausbau der Windenergie, auf den der Norden
große industriepolitische Hoffnungen setzt. Wie berichtet, will Kiels
Regierungschef Torsten Albig unter anderem die vorgesehene Deckelung
beim Ausbau der Onshore-Windkraft abmildern. Ob
der Wirtschaftsminister in diesem Punkt gesprächsbereit ist, ließ Weil
offen. Ebenso die Frage, ob Gabriel an der geplanten
Ausschreibungspflicht für Windparks ab 2017 festhält. Bei dieser
Regelung, so die Angst im Norden, hätten Bürgerenergie-Verbünde
das Nachsehen gegenüber großen Investorengruppen und Konzernen.
Besonders Niedersachsen und Bremen stören sich an den geplanten
Kürzungen der Fördersätze bei den Offshore-Windparks.
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz ließ als Gastgeber des Wind-Gipfels
anschließend schriftlich verlauten: „Die norddeutschen Länder sind
zuversichtlich, dass gemeinsam mit der Bundesregierung eine Lösung
gefunden wird, damit eine Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen
Preisen sichergestellt werden kann, die gleichzeitig umwelt- und
klimaverträglich ist.“
Zuvor hatten bereits die SPD
-Fraktionschefs der Länder in Kiel über die Energiewende beraten. „Der Onshore
-Windstrom darf durch das Gesetz nicht abgewürgt werden“, sagte Schleswig
-Holsteins SPD
-Fraktionschef Ralf Stegner nach Abschluss des Treffens mit seinen Amtskollegen.
Markus Lorenz