Claudia
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Erstellt: 15.12.14, 22:55 Betreff: Naturschützer sagen jetzt „Ja“ zur Westküstenleitung. WZ vom 15.12.2014 |
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Naturschützer sagen jetzt „Ja“ zur Westküstenleitung Umweltverbände verzichten auf Klage – weil sie viele ihrer Forderungen erfüllt sehen Kiel/Oldenswort
Schleswig-Holsteins größtes Projekt für die Energiewende hat eine wichtige Hürde genommen: Die Naturschutzverbände im Land verzichten nun doch auf gerichtliche Schritte gegen den Bau der 150 Kilometer langen Höchstspannungsleitung an der Westküste zwischen Brunsbüttel und Niebüll. „Wir werden nicht gegen die Westküstentrasse klagen“, sagte BUND-Landesvizechef Carl-Heinz Christiansen unserer Zeitung. Das habe eine Delegiertenversammlung seines Verbands jetzt beschlossen. Dem Verzicht würden sich auch die anderen Umweltorganisationen im Land anschließen. Nabu-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski bestätigte das: „Eine Klage ist derzeit nicht vorgesehen.“
Für den Bauherrn und Netzbetreiber Tennet sowie für Schleswig-Holsteins grünen Energieminister Robert Habeck ist das eine gute Nachricht – haben BUND und Nabu doch andere Großprojekte im Norden wie die Elbvertiefung oder die A 20 durch Gerichtsprozesse für mehrere Jahre gestoppt. Auch gegen die 380-Kilovolt-Leitung an der Westküste hatte der BUND noch im Juni beschlossen zu klagen – doch nun hat er den Beschluss gekippt. Die Gründe für die Kehrtwende: Zum einen habe eine Prüfung ergeben, dass eine Klage „wenig Erfolgsaussichten hat“, sagte Christiansen. Zum anderen hätten Tennet und das Land wichtige Zugeständnisse gemacht: „Wir sind zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.“
So wird Tennet an der Stromleitung fast durchgängig „Vogelmarker“ anbringen – das sind kleine, flatternde Streifen, die Vögel vor dem Seil warnen sollen. Zudem gibt es Verbesserungen für das Naturschutzgebiet „Oldensworter Vorland“ bei Tönning: Das dort über die Eider führende 110-Kilovolt-Kabel kommt unter die Erde, die neue 380-Kilovolt-Leitung wird östlich des Schutzgebiets gebaut. Auf der übrigen Strecke zwischen Brunsbüttel und Niebüll wird die neue Leitung größtenteils mit dem bestehenden 110-Kilovolt-Kabel der E.ON-Tochter Schleswig-Holstein Netz AG auf einer Trasse gebündelt. „Wir haben mehr erreicht, als von der Gesetzeslage her notwendig wäre“, freut sich BUND-Mann Christiansen.
Auch Minister Habeck zeigt sich zufrieden. „Dass der BUND jetzt erklärt, nicht klagen zu wollen, ist ein gutes Signal“, sagte er unserer Zeitung. „Der frühe Dialog scheint Früchte zu tragen.“ Vor zwei Jahren hatte Habeck ein freiwilliges Dialogverfahren gestartet, in dessen Verlauf er auf vielen Veranstaltungen die Pläne für die Trasse mit Bürgern und Netzbetreiber Tennet diskutiert hatte. Das habe „von allen hohe Konzentration, viel Kreativität und Mut zu neuen Lösungen gefordert“, räumt Habeck ein. Doch zahle sich die Mühe jetzt aus. Der Bau der gut 200 Millionen Euro teuren Westküstentrasse soll nächstes Jahr bei Brunsbüttel beginnen und 2018 mit der Fertigstellung des letzten Abschnitts bei Niebüll enden. Die Leitung soll den Strom aus Windparks in Nordfriesland und Dithmarschen aufnehmen und zur geplanten großen „Südlink“-Trasse befördern, die von der Unterelbe nach Bayern führt.
Henning Baethge
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