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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 22.12.14, 23:35     Betreff: Stauwarnung fürs Stromnetz. WZ vom 22.12.2014

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Windrädern droht Zwangsabschaltung

Brunsbüttel /sh:z

Weil der in Schleswig-Holstein produzierte Strom nicht nach Süden abtransportiert werden kann, müssen Windräder in Zukunft wohl häufiger abgeschaltet werden. Grund sind die Verzögerungen beim Bau der Strom-Autobahn „Südlink“. 2018 soll die Westküstenleitung bis Brunsbüttel fertig sein – „Südlink“ voraussichtlich erst mehr als vier Jahre später, nicht zuletzt wegen des Widerstands aus Bayern. Um eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern, ist laut Matthias Boxberger, Chef der Schleswig-Holstein Netz AG, eine „Steigerung des Einspeisemanagements“ nötig – also die Abschaltung von Windrädern. Der grüne Umweltminister Robert Habeck warnt vor Engpässen, weil in Zukunft angesichts des Voranschreitenden Atomausstiegs auch im Süden Deutschlands mehr ökologisch produzierter Strom aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen benötigt werde. Für die Verbraucher bedeutet die Vergeudung der vorhandenen Windstrom-Kapazitäten letztlich höhere Kosten.



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Stauwarnung fürs Stromnetz

Im Norden droht ein Engpass, weil das „Südlink“-Kabel nach Bayern viel später fertig wird als die Westküstentrasse

Brunsbüttel


In Schleswig-Holstein droht ein „Stromstau“ – und eine stark steigende Zahl an Zwangsabschaltungen von Windrädern. Das jedenfalls befürchtet die E.ON-Tochter Schleswig-Holstein-Netz AG, die für die 110-Kilovolt-Verteilnetze im Land zuständig ist. Grund für die Sorge ist das Auseinanderklaffen der Termine für die Fertigstellung der Westküstenleitung zwischen Niebüll und Brunsbüttel einerseits und des sich daran anschließenden „Südlink“-Kabels von der Unterelbe nach Süddeutschland andererseits: Während die 380-Kilovolt-Leitung an der Westküste gut im Plan liegt und 2018 in Betrieb gehen soll, wird das 500-Kilovolt-Kabel „Südlink“ nicht vor 2022 fertig, wegen des Widerstands von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer womöglich sogar noch später. Gebaut werden beide Trassen vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet.

Mindestens vier Jahre lang wird die Westküstenleitung also Strom von den Windparks in Nordfriesland und Dithmarschen einsammeln – ohne ihn auf der geplanten „Stromautobahn“ direkt nach Süddeutschland weiterleiten zu können. Gleichzeitig wird im Norden immer mehr Öko-Energie erzeugt: Beläuft sich die installierte Leistung der erneuerbaren Quellen im Land heute auf 6000 Megawatt, dürften es in vier Jahren schon 9000 sein. Doch der produzierte Strom werde wegen des fehlenden „Südlinks“ dann „nur zeitweise fließen können“, warnt Matthias Boxberger, Chef der Schleswig-Holstein Netz AG. Deshalb sei „mit einer deutlichen Steigerung des Einspeisemanagements zu rechnen“ – damit meint Boxberger vor allem die Abschaltung von Windrädern, um eine Überlastung der norddeutschen Leitungen zu verhindern.

Für die Netzbetreiber und damit letztlich für die Verbraucher würde das teuer – denn auch nicht erzeugter Ökostrom muss bezahlt werden. Im letzten Jahr etwa wurden in Schleswig-Holstein für 239 vergeudete Gigawattstunden 25 Millionen Euro fällig. Das war zwar etwas weniger Geld als die 29 Millionen Euro zwei Jahre zuvor. Doch droht sich der Trend wieder umzukehren, fürchtet Boxberger. Der grüne Kieler Energieminister Robert Habeck warnt daher ebenfalls vor einer weiteren Verschleppung des Netzausbaus: „Verzögert sich Südlink, so werden Engpässe zwischen Schleswig-Holstein und Süddeutschland signifikant zunehmen“, warnt Habeck. Die dann fällige Abschaltung von Ökoenergieanlagen werde nicht nur Länder mit hoher Einspeisung wie Schleswig-Holstein oder Niedersachsen treffen, sondern auch die süddeutschen Länder, die mit jedem dort stillgelegten Atomkraftwerk mehr Strom aus dem Norden bräuchten. „Daher betreibt Seehofer ein gefährliches Spiel, wenn er versucht, den Südlink abzuknicken“, kritisiert Habeck.
Habeck: Neue Leitungen machen Netz im Norden stabiler

Gleichzeitig beruhigt er aber, dass das norddeutsche Netz durch wichtige Ausbauschritte leistungsfähiger und belastbarer geworden sei – vor allem durch die Errichtung einer neuen Leitung zwischen Schwerin und Krümmel. Zudem würden weitere Ausbauten folgen, die zusätzliche Durchleitungsmöglichkeiten in Richtung Süden, aber auch nach Skandinavien schaffen. So wird derzeit die „Elbekreuzung“ zwischen dem Norden Hamburgs und dem niedersächsischen Stade aufgerüstet. 2018 oder 2019 soll außerdem das „Nordlink“-Seekabel von Dithmarschen nach Norwegen fertig sein. Daher teilt Alexander Gress vom Netzbetreiber Tennet die Sorge vor einem Engpass ab 2018 nicht: „Wir werden 2018 genug Nord-Süd-Verbindungen haben“, sagt er.
Seinen Kollegen Boxberger von der Schleswig-Holstein-Netz AG beruhigt das allerdings nicht. Der fordert viel mehr weitere Maßnahmen: So müssten der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze besser aufeinander abgestimmt werden. Zudem sei es nötig, dass mehr „Konzepte für eine bessere Vor-Ort-Verwertung von hier erzeugtem Strom entwickelt werden“. Boxberger nennt als Beispiel das intelligente Stromnetz auf Pellworm: Dort werden Überschüsse aus der lokalen Ökostromproduktion in starken Batterien, Elektroautos oder den Heizsystemen der Haushalte gespeichert.

Henning Baethge

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