Ralf Schmidt
Beiträge: 100 Ort: Sankt Margarethen
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Erstellt: 17.07.08, 18:56 Betreff: Beitrag der Deutschen Umwelthilfe
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Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
der beigefügte Artikeltext wird in den nächsten Tagen in der Tübinger Tageszeitung erscheinen. Der Gemeinderat soll in Kürze über die Beteiligung seiner Stadtwerke an dem Kohlekraftwerksprojekt Brunsbüttel entscheiden.
Mit besten Grüßen
Rainer Baake
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Kohlekraftwerk Brunsbüttel – klimaschädlich und finanziell hochriskant! - von Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe
Eine Reihe von Stadtwerken haben sich in der SüdWestStrom zusammengeschlossen, um durch den Bau eigener Erzeugungsanlagen ein Stück unabhängiger zu werden von den vier großen Stromkonzernen. Das finde ich klug und richtig. An der Nordsee ein Kohlekraftwerk zu bauen, ist aber grundfalsch. Hier meine sieben Argumente gegen das Kraftwerk Brunsbüttel:
1. Kohle ist der klimaschädlichste aller Brennstoffe Keine Form der Stromerzeugung belastet das Klima mehr als die Verbrennung von Kohle. Allein die derzeit geplanten 26 neuen Kohlekraftwerke würden mehr Klimagase ausstoßen als alle PKW, LKW und Flugzeuge in Deutschland. Klar, ein neues Kohlekraftwerk wäre weniger klimaschädlich als ein altes. Aber die vergleichsweise geringe Einsparung durch die Wirkungsgradverbesserung reicht bei weitem nicht, um die Klimaziele, die die Bundesregierung bis 2020 international versprochen hat, zu erreichen. Aufgrund der zahlreichen bestehenden und schon genehmigten Kraftwerke wird die Kohle auch die nächsten 40-50 Jahre Bestandteil des deutschen Strommixes bleiben. Aber jedes jetzt zusätzlich gebaute Kohlekraftwerk steht in einem unauflösbaren Widerspruch zu den Klimazielen der Regierung.
2. Der Verzicht auf Kraft-Wärme-Kopplung verschwendet Ressourcen und belastet das Klima In Brunsbüttel gibt es keinen Bedarf für die bei der Stromerzeugung unvermeidbar anfallende Wärme. Das heißt mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie würde verschwendet. Die Kohle von jedem zweiten Schiff aus fernen Kontinenten würde ausschließlich eingesetzt, um damit die Elbe und die Atmosphäre aufzuheizen. Das ist das Gegenteil von effizient. Wer so verschwenderisch mit Energie umgeht, hat aus der Klimadebatte nichts gelernt.
3. Wind wird Kohlestrom zunehmend im Netz verdrängen Strom aus Erneuerbaren Energien und aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen hat im Netz einen gesetzlich gesicherten Vorrang. Schon heute beträgt der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung über 15%; die Bundesregierung will ihn bis 2020 verdoppeln. Dies soll vor allem durch große Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee geschehen. In Brunsbüttel sollen wichtige Leitungen aus dem Bereich der Nordsee an Land gehen. Der Wind weht auch auf See nicht immer – aber sehr oft und sehr stark. Neuere Untersuchungen weisen nach, dass dies erhebliche Auswirkungen auf die Auslastung eines Kohlekraftwerkes in Brunsbüttel haben würde. Wenn die Zahl der Stunden, die das neue Kraftwerk das Jahr über Strom erzeugt, unter die Rentabilitätsschwelle sinkt, verbrennt das Kraftwerk Brunsbüttel nicht nur Kohle, sondern auch das Geld seiner Investoren.
4. Der Emissionshandel macht Kohlekraftwerke zu einem unkalkulierbaren Risiko Die EU-Kommission hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, nach dem Kraftwerksbetreiber in Zukunft die Rechte zum Ausstoß von Klimagasen ersteigern müssen. Bislang bekommen sie sie zu über 90% geschenkt. Europa will, dass Investitionen in Klima-freundliche Techniken wie Kraft-Wärme gekoppelte Gaskraftwerke sich lohnen. Das heißt, dass der Betreiber eines neuen Steinkohlekraftwerkes (bei gleicher Strommenge) weit mehr als doppelt so hohe Kosten durch den Emissionshandel haben wird, wie der Betreiber eines Gaskraftwerks mit Kraft-Wärme-Kopplung. Der Preisvorteil des Brennstoffs Kohle gegenüber Gas wird so durch den Emissionshandel aufgehoben. Die Klimaziele werden den Preis bestimmen. Wer auf niedrige CO2-Preise setzt, spekuliert darauf, dass Europa in den nächsten Jahrzehnten keine anspruchsvolle Klimapolitik betreibt.
5. Die Baukosten laufen derzeit davon Die Kosten für Kraftwerke haben sich in den letzten Jahren u.a. wegen der stark gestiegenen Stahlpreise fast verdoppelt. Bei einer Auftragsvergabe nach der Genehmigung zum Bau des Kraftwerkes kann es ein böses Erwachen geben.
6. Auch ohne neue Kohlekraftwerke gehen die Lichter nicht aus Deutschland exportiert derzeit weit mehr Strom als wir importieren.. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Wind, Wasser und Sonne in weniger als 10 Jahren mehr Strom erzeugen als die Atomenergie heute zur Bedarfsdeckung beiträgt. 11% des Stromverbrauchs will die Regierung bis 2020 durch Effizienzsteigerung einsparen. Klimaschutz und Atomausstieg sind kein Widerspruch. Der bestehende fossile Kraftwerkspark muß teilweise erneuert werden, allerdings durch Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung. Wenn wir die bei einer konsequenten Gebäudesanierung eingesparten Gasmengen umleiten, erhöhen sich die Importe nicht.
7. Chinesen und Inder werden uns nur folgen, wenn wir beim Klimaschutz glaubwürdig sind Der Klimawandel ist ein globales Problem. Ohne internationale Verträge gibt es keine Lösung. Wir werden andere Nationen nur einbinden, wenn Deutschland seine Klimaziele glaubwürdig umsetzt. Mit neuen Kohlekraftwerken wird dies unmöglich. Die kommunalen Stadtwerke müssen sich entscheiden: wollen sie Teil des Problems sein oder Teil der Lösung.
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