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China will neue Kernkraftwerke bauen. 14.03.2011

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 15.03.11, 00:16  Betreff: China will neue Kernkraftwerke bauen. 14.03.2011  drucken  weiterempfehlen

süddeutsche.de vom 14.03.2011:

Analyse: China kennt bei Atomkraft keine Gefahr



Peking (dpa) - Nirgendwo in der Welt werden so viele Kernkraftwerke
gebaut wie in China. In den kommenden zehn Jahren sollen die Kapazitäten
verachtfacht werden. Von Risiken ist selbst angesichts der
Atomkatastrophe im benachbarten Japan nicht die Rede.

Obwohl
Chinas Wetterspezialisten «aufmerksam» eine eventuelle Bedrohung des
Landes durch freigesetzte Radioaktivität verfolgen, tut Premier Wen
Jiabao am Montag in Peking so, als wenn nichts passiert wäre. Er schafft
es, über zwei Stunden und 40 Minuten eine inszenierte Pressekonferenz
abzuhalten, ohne ein einziges Mal das Nukleardrama zu erwähnen. Die
Fragen waren lange vorher abgesprochen. Niemand weicht vom Drehbuch ab.

Kurz
zuvor hatte der Volkskongress grünes Licht für Chinas ambitionierte
Pläne zum Ausbau der Kernenergie gegeben. Der neue Fünf-Jahres-Plan
wurde erwartungsgemäß angenommen. Ohnehin hat diese chinesische Version
eines Parlaments, dessen 3000 Delegierten nicht frei gewählt werden,
noch nie eine Regierungsvorlage abgelehnt. Der Volkskongress soll den
Entscheidungen des Politbüros nur die gewünschte Legitimität verleihen.

Wer
aber die Delegierten unter den riesigen Kronleuchtern in der Großen
Halle des Volkes auf die Katastrophe in Japan anspricht, spürt durchaus
Unbehagen und Zwiespalt. Einige mahnen zumindest zur Vorsicht. Andere
sehen keine Alternative zur Kernenergie, um den steigenden Strombedarf
zu decken. «Wir können nicht aufhören zu essen, weil wir Angst haben,
uns zu verschlucken», sagt der Delegierte Hu Weihu,
Computerwissenschaftler aus der Provinz Hunan. «China sollte auf jeden
Fall zuerst an die Sicherheit denken, dann an den Nutzen», meint
hingegen Lin Daopan aus der Boom-Provinz Guandong.

Alle sind sich
einig, dass Atomkraftwerke nicht in der Nähe von Ballungszentren
entstehen sollten. «Da sollten wir vorsichtig sein», sagt Lin Daopan.
Aber China baut seine Kernkraftwerke durchaus in der nächsten Umgebung
von Großstädten. Der Atommeiler Dafan wird in der Provinz Hubei bei der
Stadt Xianning errichtet - 100 Kilometer von der
Acht-Millionen-Metropole Wuhan. «Ich mache mir etwas Sorgen», sagt der
Delegierte Zhang Bin aus Jiangsu. «Ich wünschte, die Standorte wären
nicht so nahe an den Städten.»

Die zweitgrößte Wirtschaftsnation
der Welt, die zwei Drittel ihrer Energie aus Kohle bezieht und seine
Treibhausgase reduzieren will, braucht den Strom. «40 Gigawatt in fünf
Jahren sind nicht zu viel», sagt der frühere Direktor des
Energieinstituts der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission
(NDRC), Zhou Dadi, der dpa. Im Moment seien 20 bis 30 Gigawatt an
Kapazitäten im Bau. «Wir könnten eine Baugeschwindigkeit von zehn
Gigawatt im Jahr erreichen.»

Genau wie die Japaner, die bislang
glaubten, dass ihre Kernkraftwerke sicher wären, beteuern heute die
Chinesen, dass ihre Meiler sogar noch etwas sicherer seien. Die Japaner
hätten Reaktoren der zweiten Generation, während China die der dritten
und neuesten vierten Generation baue. Probleme mit elektrischen
Kühlsystemen wie jetzt in Japan könne es da nicht geben. Vielmehr
besäßen sie riesige Wassertanks, die mit Schwerkraft funktionierten. «Es
ist so, als wenn sie ein Wasserklosett aufziehen», wird der
Geschäftsführer des Stromversorger China Power Investment Corporation,
Lu Qizhou, in Staatsmedien zitiert.

Am Ende seiner Pressekonferenz
sprach der Regierungschef aber zumindest noch den Opfern der
Erdbebenkatastrophe in Japan sein Mitgefühl aus. Unfreiwillig zog Wen
Jiabao eine höchst treffende Parallele: «China ist wie Japan auch ein
erdbebengefährdetes Land.»

Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1124695



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