Forscher: Klimawandel schneller als erwartet
Potsdam/ddp
– Der Leiter des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung und Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung,
Hans Joachim Schellnhuber, hat vor einer dramatischen Beschleunigung
des Klimawandels gewarnt. „In fast allen Bereichen verlaufen die
Entwicklungen schneller, als bisher angenommen“, sagte Schellnhuber.
„Wir sind auf dem Weg zur Destabilisierung des Weltklimas viel weiter
fortgeschritten, als die meisten Menschen und ihre Regierungen denken“.
So deute vieles darauf hin, dass derzeit einige globale
Klima-„Kipppunkte“ aktiviert würden. Das arktische Meereis etwa
schmelze schneller als erwartet, zudem gebe es Anzeichen, dass das
gesamte Klimamuster am Nordpol „bereits in einen neuen Zustand
umgeschlagen ist“.
Für die Arktis sei bei der jetzigen Erderwärmung von 0,8 Grad die
Grenzlinie offenbar überschritten. Das Grönlandeis schmelze ebenfalls
schneller als gedacht. Real seien nach neueren Untersuchungen aber
schon 2,4 Grad Erderwärmung im Klimasystem einprogrammiert, die nur
durch die Luftverschmutzung in Teilen der Welt noch verdeckt würden.
Wenn das Grönlandeis komplett kollabieren sollte, würde der
Meeresspiegel laut Schellnhuber um sieben Meter ansteigen. „Dann gäbe
es die heutigen Küsten nicht mehr, auch nicht in Deutschland“. Nur wenn
die Erderwärmung bei zwei Grad gehalten werde, könne man die meisten
dieser Kipp-Vorgänge vermeiden.
Die Temperaturen in Hamburg und Schleswig-Holstein
lagen in diesem Jahr meist 1 bis 1,5 Grad über dem langjährigen
Schnitt, teilte der Wetterdienst meteomedia in einer ersten Bilanz mit.
Damit fallen die vergangenen zwölf Monate zu warm aus.
Zahlreiche Naturkatastrophen wie Wirbelstürme und Erdbeben haben das
Jahr 2008 nach Angaben der Münchener Rück bereits zu einem der
schlimmsten seit mehr als hundert Jahren gemacht. Weltweit seien 2008
mehr als 220 000 Menschen ums Leben gekommen, Versicherer mit. Der
gesamtwirtschaftliche Schaden lag bei rund 200 Milliarden US-Dollar (140 Mrd Euro).
Zu den schlimmsten Ereignissen gehörten unter anderem der Zyklon
Nargis in Myanmar im Mai, der offiziell 85 000 Menschenleben forderte.
Mehr als 50 000 Menschen gelten allerdings nach wie vor als vermisst.
Im gleichen Monat erschütterte auch ein Erdbeben die chinesische
Provinz Sichuan. Rund 70 000 Menschen starben, fast fünf Millionen
wurden obdachlos. Den größten versicherten Schaden mit rund 30
Milliarden Dollar richtete laut Münchener Rück der Hurrican „Ike“ im
September an.