Aus für den Killer Quecksilber
Die Vereinten Nationen planen ein Handelsverbot für
das giftige Schwermetall Quecksilber. Ziel ist eine „quecksilberarme Welt“. Der Stoff steckt in vielen Alltagsprodukten.
Nairobi/sh:z
– Es lauert oft im Verborgenen. Und es kann tödlich sein. Das
hochgiftige Schwermetall steckt in Messgeräten, reichert sich in
Nahrungsmitteln an oder wird zu Chlor verarbeitet. In den 1950er Jahren
etwa erkrankten in Japan tausende Menschen, weil sie
quecksilberverseuchte Fische und Muscheln aus der Minamata-Bucht gegessen hatten, in die eine Chemiefirma Quecksilber-Methylat eingeleitet hatte. Zahlreiche Menschen starben.
Nun soll dem heimtückischen Killer der Garaus gemacht werden.
Umweltminister aus 140 Staaten haben gestern in Nairobi Verhandlungen
mit dem langfristigen Ziel eines vollständigen Verbots von Quecksilber
beschlossen. Zum Abschluss der Jahreskonferenz des UN-Umweltprogramms
(Unep) entschieden die Minister einstimmig, Verhandlungen für einen
Vertrag zu beginnen, der die Produktion von Quecksilber bindend regeln
soll. Der deutsche Unep-Direktor Achim Steiner räumte ein, der Weg zu diesem Entschluss sei lang und für viele frustrierend gewesen.
Die neue US-Regierung stimmte – anders als unter Ex-Präsident
George W. Bush – einer gesetzlichen Bindung des angestrebten Vertrags
zu. Diese Frage hatte in der Vergangenheit eine politische Einigung
über das angestrebte Quecksilberverbot verhindert. „Noch vor wenigen
Wochen waren die Nationen gespalten über den Umgang mit dieser
elementaren Gesundheitsbedrohung“, sagte Steiner. „Heute sind wir einig
über die Notwendigkeit sofortigen Handelns für den Übergang in eine
quecksilberarme Welt.“ In dem Vertrag soll es um eine Begrenzung von
Quecksilber in Produkten und bei Herstellungsprozessen gehen.
„Die Vereinbarung ist ein ungeheurer Durchbruch“, sagte auch Elena Lymberidi-Settimo
vom Europäischen Umweltbüro. „Er wird sicherstellen, dass die EU und
andere Staaten der Welt ernsthafte Anstrengungen zur Verringerung der
weltweiten Quecksilberemissionen, des Angebots und der Nachfrage
unternehmen.“
Bis zum Vertragsabschluss wird es Steiner zufolge allerdings noch
zwei bis drei Jahre dauern. Daher solle auf freiwilliger Basis schon
jetzt eine „weltweite Quecksilber-Partnerschaft“
unter Einbindung der Wirtschaft gegründet werden. Im Rahmen dieser
Partnerschaft gehe es unter anderem um die Reduzierung von Quecksilber
etwa in Thermometern oder bei der Produktion von verschiedenen Papier-
und Plastikarten. Neben der sicheren Lagerung soll vor allem der
Gebrauch von Quecksilber beim Abbau von Edelmetallen eingeschränkt
werden, noch bevor es ein gesetzliches Verbot gibt.