Claudia
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Erstellt: 10.03.09, 17:33 Betreff: Tornados, Hochwasser: Wie rüstet sich Lübeck für den Klimawandel? LN vom 10.03.2009
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Tornados, Hochwasser: Wie rüstet sich Lübeck für den Klimawandel?
Einen Tornado wie diesen könnte es in einigen Jahrzehnten in der Hansestadt geben. Fotos: ROESSLER, AP; MONTAGE: MASCHLANKA Lübeck - Als einzige Stadt im Lande arbeitet Lübeck an einem Klimaplan. Laut einer Studie sollen Tornados und Hochwasser die Hansestadt heimsuchen. Das Klima wandelt sich – und Lübeck muss es auch tun. Denn die Aussichten der Hansestadt sind windig und nass. Bis 2090 drohen Tornados der zweitstärksten Stufe, ebenso Orkane mit einer Geschwindigkeit von 160 bis 200 Stundenkilometern – das ist das Ergebnis des neuen „Globus der Naturgefahren“ der Münchner Rückversicherung. Reichlich nass wird es außerdem – sowohl von oben als auch von unten. Insa Meinke, Chefin des Norddeutschen Klimabüros, geht davon aus, dass der Meeresspiegel bis 2070 einen halben Meter ansteigt und die Niederschläge zunehmen. „Im Winter wird es 50 Prozent mehr Regen geben“, so Meinke. Außerdem wird es auch häufiger zu Überschwemmungen kommen als jetzt.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, arbeitet der Bereich Naturschutz jetzt an einem Landschaftsplan Klimawandel. „Welchen Einfluss hat das sich verändernde Klima auf die Landschaft, auf Baugebiete, auf Flora und Fauna, auf die Tierwelt?“, erklärt Ursula Kühn, stellvertretende Bereichsleiterin, den Sinn des neuen Plans, der im Sommer vorliegen soll. „Wir sind die erste Stadt in Schleswig-Holstein, die so etwas macht“, so Kühn. Mitte März will auch der Bereich Umwelt ein Papier präsentieren, das eine Checkliste enthält, wie Lübeck sich an den Klimawandel anpassen kann.
„Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Stadtplanung und auf die Gebäude“, bestätigt Professor Georg Conradi von der Lübecker Fachhochschule. Er arbeitet mit an einem Forschungsprojekt des Bundes und kümmert sich um das Thema Klimawandel und Architektur. Bei Sturmgefahr können Hausbesitzer die Dachziegel beispielsweise klammern, um sie vor dem Wegfliegen zu schützen. „Es muss vielfach erneuert werden“, so Conradi. Bei hohen Gebäuden müsse vor allem in die Bauunterhaltung investiert werden. „Bei den Lübecker Kirchen wird das bereits getan“, so Conradi. Auch auf Hochwasser muss man sich einstellen. Wer in gefährdeten Gebieten wohne, müsse „akzeptieren, dass er seinen Keller nicht mehr wie gewohnt nutzen kann“, so Conradi.
Bei neuen Baugebieten hat die Hansestadt bereits auf ansteigende Wasserpegel reagiert. Die dänischen Ferienhäuser auf dem Priwall wurden höher gebaut, und in der Nähe mussten Hügel von 3,87 Meter über dem Meeresspiegel aufgeschüttet werden, so dass Bewohner im Notfall den Fluten entfliehen können. Im Hochschulstadtteil wurden extra oberirdische Abflussrinnen gebaut. Auch im Hafen ist man auf das ansteigende Wasser vorbereitet. Hans-Wolfgang Wiese, Chef der Port Authority: „Wir haben uns immer mehr angepasst.“ So maßen die Kaikanten früher zwei Meter über dem Meeresspiegel, heute sind es 3,50 Meter.
Die Klimaveränderungen treffen ebenfalls die Landwirte. So müssen sie sich überlegen, ob beispielsweise andere Sorten gesät werden. Jan-Wilhelm Schmidt aus Niederbüssau: „Im Alltag auf den meisten Höfen ist das Thema noch nicht angekommen. Aber man bewegt es im Kopf und Herzen.“
Von Josephine von Zastrow
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