Landesentwicklung: Koalition gibt Kommunen
weitgehend freie Hand
KIEL
CDU und FDP wollen die Bremsen in der Landesplanung lockern, so „die
ländlichen Räume stärken“ und „neues wirtschaftliches Wachstum
ermöglichen“. Kritik von Städten, Industrie- und Handelskammern sowie
Einzelhandel lässt die Koalition dabei kalt. „Die Kommunen wissen am
besten, welche Entwicklung sie wollen und verantworten können“, sagte
der CDU-Innenexperte Werner Kalinka gestern in
Kiel.
Mit dem FDP-Wirtschaftspolitiker Christopher
Voigt präsentierte Kalinka Eckpunkte für einen grundlegend neuen
Landesentwicklungsplan, der bis 2025 gelten soll. Die Regierung soll sie
in das vom damaligen Innenminister Ralf Stegner (SPD) vorgelegte
Konzept einbauen. Vorgaben darin für die Landesentwicklung entlang der
Achsen und in den zentralen Orten sollen fallen.
Im Ergebnis erhalten alle Kommunen mehr Freiräume bei
Betriebsansiedlungen sowie der Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten.
Die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums dürfe „nicht durch
restriktive Festlegungen eingeschränkt werden“, heißt es im Papier. Die
Siedlungsentwicklung dort solle auf kommunaler Ebene geprägt und
entschieden werden.
Hintergrund der im bisher geltenden Landesentwicklungsplan
getroffenen Regelungen war, angesichts des erwarteten
Bevölkerungsrückgangs Entwicklungen entlang der großen Verkehrsachsen zu
konzentrieren, um eine Zersiedelung der Landschaft zu vermeiden.
Kritiker wenden zudem ein, dass mit einer weitestgehend liberalisierten
Landesplanung alle privaten und öffentlichen Initiativen, die
Innenstädte zu stärken, ins Leere liefen. Die Koalition hält dagegen,
dass Städte und ihr Umland sich bei solchen Projekten „auf freiwilliger
Basis abstimmen“ sollen. Ländlicher Raum und Städte seien Partner, keine
Gegner. Aufheben will die Koalition zudem die Begrenzung der
Eignungsgebiete für Windenergieanlagen auf ein Prozent der Landesfläche.
Eine neue Zielmarke nannte sie nicht.
Kritik kam von der Opposition. Regina Poersch (SPD) warf der Koalition
Planlosigkeit vor, die die Städte im Land gefährde. Grünen
-Fraktionschef Robert Habeck nannte die Pläne „völlig
unkonkret“ und widersprüchlich. So sollten Grundschulen erhalten
bleiben, aber „dem demografischen Wandel folgen“. Die Eckpunkte zeigten
die negative Seite von Deregulierung: „Politische Anarchie, ökologischer
Amok, finanzpolitischer Kollaps. Die Gemeinden werden sich gegenseitig
zu kannibalisieren versuchen.“
Peter Höver