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Symposium "Zukunft der Ozeane". WZ vom 18.09.2010

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Autor Beitrag
Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 19.09.10, 17:58  Betreff: Symposium "Zukunft der Ozeane". WZ vom 18.09.2010  drucken  weiterempfehlen

Die Verbindung von Mensch und Koralle

250 Wissenschaftler aus 18 Ländern und aus
den unterschiedlichsten Fachbereichen diskutierten in Kiel über die
Zukunft der Ozeane

Kiel

Experimente gehören in der Wissenschaft zum Alltag. Doch die, mit
denen sich das Symposium „Ozean der Zukunft“ in dieser Woche in Kiel
beschäftigt hat, sprengen alle bisher bekannten Dimensionen. „Es gibt
unheimlich viele Testpersonen“, sagt Andreas Oschlies vom IfM-Geomar, schweigt kurz, und fügt dann hinzu: „Nämlich uns alle.“


Die Rede ist vom so genannten Geoengineering, einem Verfahren, das
mit künstlichen Eingriffen den Klimawandel abmildern soll. Es ist eines
der sieben großen Themen rund um die Ozeane, die auf dem Symposium mit
250 Wissenschaftlern aus 18 Ländern in dieser Woche auf der Tagesordnung
stand. Das Kieler Exzellenzcluster „Future Ocean“, das die Konferenz
ausrichtet, möchte hier einen Schwerpunkt auf die Bewertung der
unterschiedlichen Verfahren setzen und dabei möglichst interdisziplinär
vorgehen. „Das darf man nicht allein den Naturwissenschaftlern
überlassen“, sagte Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters.
Juristen, Sozialwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler werden
mit ins Boot geholt und waren deshalb auch schon auf dem Symposium
vertreten.


Wer ist für Dürren verantwortlich?

Wer entscheidet darüber, welches Verfahren sinnvoll ist und
angewendet werden darf? Welchen wirtschaftlichen Interessen mischen
dabei mit? Wer haftet, wenn ein Land zwar Vorteile etwa von der Düngung
der Ozeane hat, ein anderes aber Nachteile? Und wer ist verantwortlich,
wenn ein Verfahren doch nicht die gewünschte Wirkung hat, sondern Dürre
auslöst oder Fluten?


Denn die Auswirkungen der verschiedenen Verfahren ist keineswegs
einfach zu berechnen. „Zum Beispiel die Aufforstung“, meint Andreas
Oschlies. Die sei auch in Deutschland kulturell positiv besetzt, und
jeder wisse, dass durch neue Bäume das Treibhausgas Kohlendioxid
gebunden werde. „Doch wenn im Winter Schnee fällt, kann dieser Effekt
vollkommen aufgehoben werden“, meint Oschlies. Denn weil der Schnee
größtenteils von den Bäumen fällt, sind Wälder dann aus dem Weltraum
gesehen schwarze Flächen. Und diese nehmen viel mehr Strahlungsenergie
und damit Wärme der Sonne auf, als etwas schneebedeckte Wiesen, erklärt
der Physiker.


Trotz aller Fragezeichen, die das Geoengineering noch aufwerfe, sei
es aber auch ein Risiko, nichts zu tun, erklärt Martin Visbeck. Das
zeigt auch ein Blick in die andere Programmpunkte des Symposiums: Um den
Meeresspiegelanstieg geht es da ebenso, wie um den Ozean als
Kohlendioxidspeicher und die Gefährdung der Flussdeltas weltweit.


Der Wasserspiegel an Mündungen von Po, Nil, Mississippi, Rhone und
vielen weiteren Flüssen steige mit bis zu 15 Zentimetern pro Jahr enorm,
berichtete etwa James Syvitski von der Universität auf dem Symposium in
Kiel. Er konnte dabei zeigen, dass oft weniger ein steigender
Meeresspiegel den Ausschlag gab, sondern ein Absinken der Landfläche,
die zu großen Teilen durch Öl- und Gasbohrungen sowie andere menschliche
Einflüssen ausgelöst wird.


Korallenforschung als neuer Schwerpunkt

Doch neben den großen Fragen zum Ozean und zum Meeresspiegelanstieg
fehlte auch der Blick auf das ganz Kleine bei dem Kieler Symposium
nicht. Mit der Forschung zu Korallen und den mit ihnen in Symbiose
lebenden winzigen Algen, setzten die Kieler einen relativ neuen
Schwerpunkt in ihrem Clusterprogramm.


Dabei steht das bisher noch wenig verstandene Immunsystem der
Korallen und die Genomanalyse im Vordergrund. Denn die Nesseltiere, zu
denen auch die Korallen gehören, würden bei dem Versuch, das Immunsystem
zu verstehen, eine Schlüsselrolle einnehmen, erklärt der Zoologe Thomas
Bosch. „Sie haben alle Komponenten des Immunsystems, die der Mensch
auch hat. Darüber hinaus sind sie aber auch mit ihrem Alter von über 560
Millionen Jahren ein Modell, um zu verstehen, wie das Immunsystem
entstanden ist“, so Bosch. Und ähnlich wie der Mensch, ist die Koralle
ein so genannter Holobiont. Denn beide sind von unzähligen
Mikroorganismen besiedelt, die in einem komplizierten Gleichgewicht
stehen und eine große Rolle im Immunsystem spielen.


Dialog zwischen den Disziplinen

Bei den Korallen sind vor allem winzige Einzeller von Bedeutung, mit
denen sie in Symbiose leben und die ihnen sowohl das Überleben sichern
als auch ihren charakteristischen Farbenreichtum geben. Und hier stehen
die Forscher gleich vor einer doppelten Aufgabe: Sie wollen das
Immunsystem der Koralle besser erforschen, um ihre Kenntnisse auf
menschliche Krankheiten anzuwenden, aber auch um die Koralle selbst zu
schützen. Denn die so genannte Korallenbleiche, die einsetzt, wenn die
Korallen die lebenswichtigen winzigen Einzeller abstößt, wird in letzter
Zeit immer häufiger beobachtet. Bestimmte Bakterien, aber auch
Temperaturanstieg, stärkerer Lichteinfall, und Versauerungen kommen als
Ursache für dieses Phänomen in Frage. Und damit wäre man dann ja auch
gleich wieder bei der Frage nach der Ozeanversauerung, dem Klimawandel
und dem Geoengineering. Genau deshalb, so der Sprecher des
Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, Martin Visbeck, sei ein Dialog
zwischen den Disziplinen, wie er in dieser Woche in Kiel stattfand, so
wichtig.


Tomma Schröder









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