Strom: Industrie lässt sich von Gebühren befreien
Hamburg /sh:z
Die Umstellung der europäischen Energieversorgung wird die Strompreise laut EU-Energiekommissar
Günther Oettinger noch fast 20 Jahre lang steigen lassen. „Jetzt zu
investieren heißt, höhere Preise zu bekommen“, sagte Oettinger. Nach dem
nötigen Investitionsschub werde es erst ab 2030 stabile oder fallende
Preise geben. Gerade in Deutschland könnten den Verbrauchern höhere
Strompreise allerdings auch dadurch drohen, dass sich immer mehr
energieintensive Betriebe von den Stromnetzgebühren befreien lassen.
Einer Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion
zufolge seien bis Anfang Dezember bereits 159 entsprechende Anträge beim
Bundeswirtschaftsministerium eingegangen. Grund dafür ist demnach die
seit August geltende neue Stromnetzentgeltverordnung. Diese befreit
Unternehmen mit einem hohen Verbrauch zum Teil komplett von den
Netzgebühren – und das rückwirkend für das laufende Jahr.
Seitens der stromintensiven Wirtschaft wird der Vorwurf, das Netz auf
Kosten der Verbraucher zu belasten, jedoch zurückgewiesen. Die
Großabnehmer sorgten einer Stellungnahme zufolge durch den gleichmäßigen
Strombezug für Netzstabilität. Ingrid Nestle von der Grünen-Bundestagsfraktion
erwidert: „Wenn die Industrie zur Netzstabilität beiträgt, soll das
auch entlohnt werden, aber diese pauschale Befreiung ist ein reines
Lobbygeschenk.“