Berlin
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor einer dramatischen
Erderwärmung um bis zu vier Grad gewarnt, wenn sich die Welt nicht rasch
auf verbindliche Klimaschutzzusagen einigt. „Es bringt nichts, auf Zeit
zu spielen“, sagte Merkel gestern beim 3. Petersberger Klimadialog in
Berlin, an dem 35 Staaten teilnehmen. Bleibe es bei den bisherigen
freiwilligen Zusagen zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes,
sei das Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, nicht zu
halten. Dann drohe eine Erwärmung um drei bis vier Grad mit verheerenden
Folgen für die Menschen und die Ökosysteme.
Das Kyoto-Protokoll als bisher einziges verbindliches Instrument zur Reduzierung der CO2-Emissionen läuft Ende des Jahres aus. Bei der nächsten UN-Klimakonferenz
in Katar muss geklärt werden, ob es für eine Übergangszeit eine zweite
Verpflichtungsperiode geben wird. Allerdings umfasst es ohnehin nur noch
Staaten, die 15 Prozent der globalen Emissionen ausmachen, darunter die
EU-Länder. Bis 2015 soll ein globales Klimaschutzabkommen ausgehandelt werden, was aber erst ab 2020 gelten soll.
Auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) rief die Staaten zu
mehr Einsatz im Kampf gegen die Erderwärmung auf. „Wir wollen dafür
sorgen, den internationalen Klimaschutz wieder flott zu machen“, sagte
er. Die vergangenen Jahre gehörten zu den wärmsten seit Beginn der
Temperaturaufzeichnung, dennoch ist beim Ausstoß von Treibhausgasen
keine Trendwende erkennbar. Altmaier nannte als Hauptthemen des
zweitägigen Klimadialogs die Probleme, das Zwei-Grad-Ziel
noch zu schaffen und die Finanzzusagen für besonders vom Klimawandel
betroffene Länder zu treffen. Dazu soll ein grüner Klimafonds geschaffen
werden, der ab 2020 mit bis zu 100 Milliarden Dollar jährlich gefüllt
wird. Um dessen Sitz bewirbt sich auch Bonn.
Katars Vizepremierminister Abdullah bin Hamad Al-Attiyah sprach von schwierigen Verhandlungen, um – wie beim UN-Klimagipfel
im südafrikanischen Durban beschlossen – bis 2015 das geplante bindende
Weltklimaabkommen zu schaffen. Katar, das Land mit dem höchsten
Kohlendioxid-Ausstoß pro Kopf, richtet Ende des Jahres den nächsten UN-Klimagipfel aus.
Georg Ismar