Stadt und Vattenfall einig über Energienetz-Rückkauf
Hamburg
Sie haben es spannend gemacht: Hamburgs Senat und der Energiekonzern
Vattenfall haben gestern weiterhin eisern zum Verkauf des Strom- und des
Fernwärmenetzes an die Stadt Hamburg geschwiegen. Am Abend war dennoch
klar: Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich beide Seiten darauf
verständigt, dass Hamburg den 74,9 Prozent großen Anteil Vattenfalls an
den Versorgungsgesellschaften übernimmt. Das verlautete aus dem Rathaus.
Die Einzelheiten des Milliardendeals wollen Bürgermeister Olaf Scholz
und Finanzsenator Peter Tschentscher (beide SPD) heute Vormittag bekannt
geben.
Gestern waren die letzten Unklarheiten ausgeräumt und die Verträge
abschließend formuliert worden. In der Nacht sollten diese vom Notar
besiegelt werden. Zuvor galt es, die Zustimmung der schwedischen
Mehrheitseigner einzuholen.
Offenkundig einigten sich Hamburg und Vattenfall darauf, dass das
Stromnetz so bald wie möglich vollständig an die Stadt gehen soll, da
das Konzessionsverfahren gestern angelaufen ist. Für den Dreiviertel-Anteil
der Schweden an Leitungen und Umspannwerken dürfte Hamburg nach grober
Schätzung rund eine halbe Milliarde Euro zahlen müssen. Für das
konzessionsfreie Fernwärmenetz zeichnete sich dagegen eine
Optionsregelung ab, nach der Hamburg dieses zu einem späteren Zeitpunkt
übernehmen kann. Für das von Vattenfall in Wedel (Kreis Pinneberg)
beantragte neue Gaskraftwerk würde dann ebenfalls eine Kaufoption durch
die Stadt bestehen.
Die von Scholz angestrebte Verständigung vor Ablauf der ersten Frist
im Bewerberverfahren um die Stromnetzkonzession wurde knapp verfehlt.
Bis gestern 11 Uhr hatten mindestens vier Bewerber ihr Interesse am
Betrieb der Stromleitungen ab Januar 2015 bekundet. Darunter die Stadt
gleich doppelt. Hamburg tritt mit der bisherigen gemeinschaftlichen
Stromnetz Hamburg GmbH, an der Vattenfall drei Viertel und die Stadt ein
Viertel hält, sowie mit der eigenen, neu gegründeten
Energienetzgesellschaft an. Klappt der Verkauf, würde Hamburg die bisher
gemeinschaftliche Netzgesellschaft übernehmen und damit im
Bieterwettbewerb verbleiben. Vattenfall wäre endgültig raus aus dem
Konzessionsrennen.
Mindestens zwei Konkurrenten im Ausschreibungsverfahren um die
Stromlizenz hat die Stadt aber in jedem Fall: den Quickborner Versorger
E.ON Hanse, zugleich Besitzer des Hamburger Gasnetzes, sowie die
Genossenschaft Energienetz Hamburg gemeinsam mit dem niederländischen
Konzern Alliander. Auch nach Fristablauf hielt sich die für das
Konzessionsverfahren zuständige Umweltbehörde gestern mit Angaben
peinlich zurück. Zahl und Namen der Interessenten würden erst Ende
Januar veröffentlicht.
Markus Lorenz