Claudia
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Erstellt: 31.03.15, 00:11 Betreff: Schiffsfilter – Gefahr für die Meere. WZ vom 14.03.2015
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Schiffsfilter – Gefahr für die Meere Nabu warnt vor Umweltverschmutzungen durch Abgaswäscher: Schadstoffe können in die Nahrungskette gelangen Hamburg Weniger giftige Stoffe in Schiffsabgasen dank Schwefelwäschern – so das Versprechen. Der Umweltverband Nabu hat dieser Hoffnung gestern in Hamburg einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Anhand einer aktuellen Studie kommt der Nabu zu dem Schluss: Weder taugen die so genannten Scrubber zur wirksamen Verringerung der Umweltbelastung durch die Seeschifffahrt noch rechnet sich ein Einbau für die Reeder. Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Offenkundig hat niemand ernsthaft die Auswirkungen von Scrubbern auf die Meeresumwelt untersucht, bevor diese Technik als mögliche Lösung Eingang in die europäische Schwefelrichtlinie gefunden hat.“ Jedem müsse klar sein, dass es kaum eine Verbesserung darstelle, wenn Schadstoffe statt in der Luft im Meer landen. Die Anlagen filtern Schwefelverbindungen aus Schiffsabgasen. Meist geschieht das mit Seewasser, das mit dem gebundenen Schwefel ins Meer zurückgeleitet wird. Der nachträgliche Einbau von Abgaswäschern hat Konjunktur, seit die Abgaswerte von Schiffen vor allem in Europa deutlich verschärft worden sind. Seit dem 1. Januar 2015 dürfen Seeschiffe unter anderem in der Nord- und in der Ostsee nur noch Treibstoff mit einem Schwefelanteil von höchstens 0,1 Prozent verheizen. Ist ein Scrubber installiert, kann der Reeder aber weiterhin das umstrittene Schweröl einsetzen. Dieses hat einen zehnfach höheren Schwefelgehalt, ist aber deutlich billiger. Die ökologischen Folgen der Scrubber-Technik seien bisher nicht systematisch untersucht worden, sagt Nabu-Verkehrsexperte Daniel Rieger. Er verweist darauf, dass mit dem Waschwasser nicht nur Schwefelstoffe, sondern auch Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Arsen in die Meere gelangen und sich dort anreichern. Über Fische würden die Schadstoffe dann auch im menschlichen Nahrungskreislauf enden. Ferner sei eine Versauerung der Meere zu befürchten, was die Schalen von Krebsen und Muscheln zerstören würde. Wirtschaftlich sei der Einbau von Entschwefelungsanlagen derzeit ohnehin nicht sinnvoll, heißt es in der Studie weiter. Angesichts der aktuell niedrigen Preise für Schiffskraftstoffe amortisiere sich eine Nachrüstung zumeist nicht. Die Umweltschützer fordern die Reeder auf, stattdessen schwefelarmen Schiffsdiesel einzusetzen oder – besser noch – ihre Flotten gleich auf umweltfreundliche Kraftstoffe wie Flüssig-Erdgas (LNG) und Wasserstoff umzustellen. Weltweit fahren laut Nabu nur 80 von 55 000 Handelsschiffen bisher mit Abgaswäschern; weitere 300 Systeme seien aber schon bestellt. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) weist die Vorwürfe zurück. Ein VDR-Sprecher betonte, Scrubber seien eine Möglichkeit, die neuen Schwefelgrenzwerte einzuhalten. „Je nach Alter und Statik des Schiffs, Fahrtgebiet und Investitionsmöglichkeiten kann die Nutzung eines Scrubbers für eine Reederei sinnvoll sein.“ Markus Lorenz
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