Gläserne Energierechnung geplant
Verbraucher sollen künftig schneller erkennen können, wer für Preissteigerungen bei Gas- und Stromrechnungen verantwortlich ist.
Berlin/sh:z
Verbraucher sollen künftig eine genaue Auflistung der Kosten in ihren
Strom- und Gasrechnungen erhalten. An einer entsprechenden Verordnung
arbeitet derzeit das Bundeswirtschaftsministerium. Sie soll im Herbst in
Kraft treten.
Demnach sollen die Energieversorger in der Abrechnung zusätzlich alle
staatlich veranlassten Kosten auflisten. Dazu gehören unter anderem die
Umsatzsteuer, die Ökostrom-Umlage, der KWK-Aufschlag (Kraft-Wärme-Koppelung)
sowie alle Gebühren und Netzentgelte. Ziel der Verordnung sei es, dass
alle Verbraucher künftig genau erkennen können, wer für mögliche
Preissteigerungen bei Strom und Gas verantwortlich ist und wie sie sich
verteilen. Betroffen von der Neuregelung sind rund 15 Millionen
Haushalte beim Strom und 4 Millionen beim Gas, die Verträge zur
Grundversorgung haben. Die Grundversorgung ist ein Tarif, in den jeder
Strom- oder Gaskunde automatisch eingestuft wird, wenn er sich nicht
aktiv für einen anderen Tarif oder Anbieter entscheidet. Für alle
anderen Verträge greift die Neuerung nicht.
Standpunkt von Till H. Lorenz:
Auf halbem Weg schlapp gemacht
Transparenz ist
eine gute Sache. Das gilt auch bei der Stromrechnung. Nur macht
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf der Hälfte der Strecke
schlapp. So informativ die Zusammensetzung des Strompreises für den
Verbraucher auch sein mag. Sie ändert nichts daran, dass er seine
Rechnung bezahlen muss. Und dass sich die Akzeptanz für den Ausbau
erneuerbarer Energien erhöht, wenn Verbraucher sehen, dass die Ökostrom-Umlage
nicht der Hauptpreistreiber ist, erscheint doch zweifelhaft. Dafür
müssten andere Zahlen auf der Stromrechnung ausgewiesen werden – wie die
aus Steuermitteln finanzierten Fördersummen für konventionellen Strom
oder die durch Atommüllendlager und Grubenwasserhaltung anfallenden
Ewigkeitskosten. Das wäre wirkliche Transparenz.