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Werften gehen leer aus. WZ vom 27.07.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 27.07.12, 23:24  Betreff: Werften gehen leer aus. WZ vom 27.07.2012  drucken  weiterempfehlen

Werften gehen leer aus

Vom Offshore-Geschäft kommt bisher in Schleswig-Holstein nichts an

Kiel /fju

Die Energiewende – nur vermeintlich eine Chance für die Wirtschaft im Norden? Zumindest vom Offshore-Geschäft
kommt bisher bei den Werften kaum etwas an: „Das geht an uns vorbei“,
kritisiert der Chef der Flensburger Schiffbaugesellschaft, Peter Sierk.
Große Energie- und Baukonzerne würden Schiffe bestellen, „die so, wie
die sich das denken, gar nicht funktionieren – und wir sollen das Risiko
tragen“. Gerade mal ein einziger Auftrag für eines von 39
Errichterschiffen für den Bau von Offshore-Windparks sei bisher nach Deutschland gegangen.


Katrin Birr von der Gebrüder Friedrich Werft in Kiel findet es
„wichtig, dass für den deutschen Markt zumindest die Wartung der
Offshore-Anlagen bleibt“. „Als wir begonnen
haben, unsere Fühler danach auszustrecken, ist uns aufgefallen, dass die
Energiekonzerne zu denen gehen, die schon Erfahrung haben – nach
Norwegen, Dänemark, Großbritannien. Birr wünscht sich, Fördergeld für
den Ausbau der Windenergie daran zu knüpfen, „dass eine gewisse Quote
der Aufträge in Deutschland bleibt“. „Es ist schade, dass wir noch nicht
weiter sind“, findet Mark Dethlefs von Peters Schiffbau in Wewelsfleth.
Die Firma hat Interesse an kleinen Versorgern und Reparaturschiffen.
Susanne Wiegand von Nobiskrug Abu Dhabi Mar in Rendsburg und Kiel, wo
derzeit zwei Umspannplattformen entstehen, sagt: „Wir sind in der
glücklichen Lage, Verzögerungen im Offshore-Geschäft kompensieren zu können.“ Insgesamt tue es der Branche jedoch weh, dass die Energiewende stocke.


RWE hat den Bau zweier großer Errichterschiffe 2009 weltweit
ausgeschrieben. „Gerne hätten wir den Auftrag an eine deutsche Werft
vergeben,“ sagt Sprecher Konrad Böcker. „Allerdings eignen sich aufgrund
der Dimension der Schiffe nur wenige deutsche Werften für den Bau.
Schließlich handelt es sich um einen komplett neuen Schiffstyp und keine
deutsche Werft hat signifikante Erfahrungen im Offshore-Geschäft
gesammelt.“ Indes sieht er für deutsche Werften „schon noch Chancen“
bei kleineren Flottillen, die während des Baus aber vor allem während
des Betriebs von Offshore-Windparks benötigt werden. Unter anderem gehe es um Transportschiffe oder kleinere Hubinseln.


Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) bezeichnet es als „nationale
Aufgabe“, die Werften auf neuen Geschäftsfeldern zu unterstützen. Vor
allem die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) müsse bei der
Finanzierung mit ins Boot geholt werden. Bisher, so Meyer, „hat der Bund
das Potenzial der Werften nicht erkannt.“ „Der Befund stimmt“, sagt
Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) zum Vorbeigehen des Offshore-Geschäfts
an den heimischen Werften. „Wir sehen jetzt die Folge davon, dass die
Energiewende von der Politik viel zu lange nicht als Chance erkannt
worden ist: Produktion in dem Bereich geht ins Ausland verloren.“



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