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Windräder töten 100000 Vögel im Jahr. WZ vom 26.07.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 28.07.12, 23:40  Betreff: Windräder töten 100000 Vögel im Jahr. WZ vom 26.07.2012  drucken  weiterempfehlen

Seite 1:

Windräder töten 100 000 Vögel im Jahr

Auch Seeadler gefährdet / Nabu warnt vor Hektik bei Energiewende

Kiel /ky

Die Energiewende soll kommen, aber wie schnell? Das ist die Frage, um
die jetzt Naturschützer ausgerechnet mit dem grünen Umweltminister
Robert Habeck ringen. Denn durch den Ausbau der Windenergie geraten
immer mehr Vögel in Gefahr.


„Schon jetzt kommen bis zu 100 000 Vögel pro Jahr in Windkraftanlagen ums Leben“, schätzt Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts des Naturschutzbundes (Nabu) in Bergenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg),
der sich seit Jahren mit dem Problem beschäftigt. Er sieht seinen
Verband in der „Zwickmühle. Wir sind für die Energiewende, wollen aber
auch die Vögel schützen.“ Hötker meint, dass es genug Flächen gibt, um
das Ziel der Regierung erreichen zu können. Es müsse abgewägt werden, wo
Gutachten zum Vogelschutz sinnvoll sind.


Die Regierung will „die konkurrierenden Interessen von Wirtschaft und
Naturschutz gegeneinander abwägen und ausgleichen“. Und die Rechtslage
sei klar. „Insbesondere die den Artenschutz betreffenden Regeln
unterliegen nicht vollständig der nationalen Gesetzgebung, sondern
werden stark durch europäische Regelungen geprägt. Eine nicht
ausreichende Beachtung der artenschutzrechtlichen Regelung kann zu
erheblichen Verzögerungen führen. Insofern dienen Gutachten zum
Vogelschutz der Rechtssicherheit von Planungen und führen nicht zur
Verzögerung und Verhinderung, sondern der zeitnahen Umsetzung der in
diesen Fällen gut geplanten Vorhaben“, heißt es aus dem Ministerium. Und
Habeck sagt: „Es handelt sich um Einzelfälle, das kriegen wir hin.“


Doch eines steht trotzdem fest, wie Hötker sagt: „Wenn es mehr
Windräder gibt, gibt es mehr tote Vögel.“ Gefährdet seien neben
Seeadlern auch Störche, Kraniche und Uhus. Für die seltenen Rotmilane
bestehe beim Ausbau der Windenergie sogar die „Möglichkeit der
Bestandsbedrohung“. Die Tiere nähmen die Gefahr nicht wahr, die ihnen
droht. Denn auch bauliche Veränderungen an Windrädern können die Vögel
nicht schützen, sagt Hötker: „Das bringt nichts.“


Deswegen warnen auch andere Naturschützer vor einem „Windhundverfahren“
bei der Genehmigung der Windeignungsflächen, wie der Nabu-Landesgeschäftsführer,
Ingo Ludwichowski: „Wir müssen beim Ausbau der Windenergie vorsichtig
bleiben.“ Habeck hatte sich bereits wegen seines Vorschlags, Gemeinden
könnten zur Beschleunigung des Windparkausbaus schon jetzt – vor
Verabschiedung des Regionalplans für Windeignungsflächen – mit der
Feinplanung beginnen, Kritik eingehandelt. Bleibt doch das Risiko bei
den Kommunen. Die Regierung will sich im November mit dem Plan befassen.



Seite 3:

Angst um den Adler

Gutachten sollen Gefahren für großen Greifvogel in Windparkgebieten aufzeigen

Reussenköge / Kiel /ky

Er ist da, aber keiner weiß genau, wohin er fliegt. Seit 2006 nistet
im Drelsdorfer Forst (Kreis Nordfriesland) einer von landesweit rund 70
Seeadlern. Darüber freut sich auch der Bürgermeister der benachbarten
Reußenköge, Johannes Volquardsen. „Wir wollen den Adler schützen.“ Der
Gemeindechef hat extra ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass seinen Ort
mindestens 10 000 Euro kostet. „Das ist es uns wert, denn dann wissen
wir wenigstens, ob der Adler über die Köge fliegt, in denen wir neue
Flächen für unseren Bürgerwindpark ausweisen wollen“, sagt Volquardsen.
Schon jetzt produzieren die 70 Windmühlen zur Freude der Nordfriesen
etwa 350 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, der Eigenbedarf liegt bei
2,8 Millionen. Auf der neuen Fläche könnten noch mal 30 Millionen
Kilowattstunden erzeugt werden, sagt Volquardsen. Und: „Der neue grüne
Umweltminister Robert Habeck muss sich entscheiden, ob er grün sein will
oder grünen Strom haben will.“ Dabei will Habeck beides. „Unsere
Seeadlerpopulation ist super.“ Aber der Energiewendeminister dringt auch
darauf, den Ausbau der erneuerbaren Energien zügig voranzutreiben. Bis
2020 soll Schleswig-Holstein laut
Koalitionsvertrag drei Mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien
erzeugen wie verbraucht wird. Das setzt voraus, dass der Ausbau der
Windkraft zügig voranschreitet.


Doch vor einem „Windhundverfahren“ bei der Genehmigung von neuen
Windeignungsflächen warnen ausgerechnet Naturschützer wie etwa der
Geschäftsführer der Projektgruppe Seeadlerschutz, Bernd Struwe-Juhl. „Windräder sind eine Gefahr für Seeadler.“ Zwischen 1997 und 2011 seien in Schleswig-Holstein
mindestens 26 Tiere in den Rotoren regelrecht zerschreddert worden.
„Dabei finden wir nicht mal alle Tiere. Die Dunkelziffer dürfte doppelt
so hoch sein.“ Deswegen pocht Struwe-Juhl
darauf, dass weiter genau geprüft wird, wo ein Windrad aufgestellt wird.
„Der Seeadler braucht Flugkorridore, die müssen eingehalten werden,
auch in den Reußenkögen.“ Deshalb seien Gutachten nötig, die die
Windkraftbetreiber bezahlen müssten. Und das brauche Zeit. „Es bringt
nichts, alles immer zu beschleunigen.“


Immer mehr Gemeinden und Windmüller wittern das große Geld in der
Energiewende und wollen neue Flächen ausweisen. Allerdings könnten viele
davon nicht in der Landesplanung berücksichtigt werden – „aus
unterschiedlichen Gründen“, wie es aus dem Energiewendeministerium
heißt. Gemäß den Grundsätzen zur Planung dürfen keine Windkraftanlagen
in „wertvollen naturschutzfachlichen Bereichen“, wie etwa dem
Nationalpark Wattenmeer, Naturschutzgebieten, Natura-2000-Gebieten,
Wäldern ab 0,2 Hektar Größe und charakteristischen Landschaftsräumen
gebaut werden. Doch oft liegen die Gebiete, in denen schützenswerte
Vögel leben, genau dort, wo auch am meisten Wind weht.


Kommentar von Seite 2:



Mensch geht vor Tier

Vögel müssen geschützt werden – aber nicht zu Lasten der Energiewende

Kay Müller

Sie werden regelrecht zerschreddert: Rund 100 000 Vögel sterben pro
Jahr in Windkraftanlagen. Eine dramatische Zahl. Schon warnen
Tierschützer, dass durch Windkraftanlagen der Bestand von seltenen und
schützenswerten Arten bedroht werden könnte. Denn es besteht die Gefahr,
dass durch die Energiewende die Zahl der toten Vögel weiter ansteigt.
Gerade wenn es die Seeadler trifft, ist dabei die Betroffenheit vieler
Menschen riesig. Denn natürlich ist es wichtig für die Tiere, dass der
Mensch sie schützt. Aber bitte nur da, wo es geht.


Oft werden die Prioritäten falsch gesetzt. Gerade die einfachen Dinge
zum Schutz der Seeadler werden seit Jahren vernachlässigt. Immer noch
sterben viele Vögel an Vergiftungen, weil sie durch Bleimunition
verletzte oder getötete Tiere fressen. Dabei wäre es relativ einfach für
Jäger, auf diese Munition zu verzichten oder die ausgeweideten Tiere zu
vergraben. Allein das würde den Bestand der Seeadler weiter
stabilisieren.


Viel schwieriger ist es aber, die Tiere vor Windkraftanlagen zu
schützen. Wir werden alle akzeptieren müssen, dass das die Todesart
Nummer eins für die Seeadler bleiben wird. Allerdings sollte man das
nicht dramatisieren. Denn in Zukunft werden Windkraftanlagen eher
repowert, also aufgerüstet. Sie werden höher, ihre Rotorblätter länger,
aber es wird nicht unbedingt mehr Windräder geben. Und so wird die
Vogelsterblichkeit nicht mehr exorbitant steigen.


Der Mensch kann nicht verhindern, dass durch seine Aktivitäten auf
der Erde Tiere massenhaft sterben. So verenden etwa immer noch viele
Seeadler bei der Kollision mit Zügen, wenn sie dort Kadaver fressen.
Doch niemand kann ernsthaft fordern, das Zugfahren zu verbieten, damit
mehr Seeadler überleben. Wo es geht, sollten die Vögel
selbstverständlich geschützt werden – aber nicht um jeden Preis. Das
Gelingen der Energiewende darf jedenfalls nicht durch Vogelschutz
gefährdet werden.


Im Übrigen: Der Bestand der Seeadler in Schleswig-Holstein hat sich seit den 80er Jahren deutlich verbessert – obwohl seitdem Tausende Windkraftanlagen entstanden sind.







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