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Schleswig-Holstein verdoppelt Windkraft-Flächen
Kiel /kim
Schon im kommenden Jahr wird voraussichtlich mit dem Bau von 1000 zusätzlichen Windrädern in Schleswig-Holstein
begonnen. Möglich wird das durch die Ausweisung zusätzlicher
Windeignungsflächen. Das Kieler Kabinett segnete den Vorschlag des
Innenministeriums ab, wonach sich auf 1,7 Prozent der Landesfläche
Mühlen drehen dürfen. Damit wird die Fläche mehr als verdoppelt, von
etwa 13 000 auf gut 27 000 Hektar. Vorausgegangen waren zwei Anhörungs-
und Beteiligungsverfahren, exakt 60 Bürgerbefragungen und zahlreiche
Gemeinderatsbeschlüsse.
Die Energiewende sei eines der großen Vorhaben der Koalition aus SPD,
Grünen und SSW, betonte Ministerpräsident Torsten Albig. Ihr Gelingen
sei eine gesellschaftliche Herausforderung. Nun gehe es darum, möglichst
schnell die neuen Windkraftanlagen zu bauen. Bauanträge können ab
sofort eingereicht werden.
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Der Norden hofft auf neuen Windboom
Fläche für Windkraft-Anlagen verdoppelt / Schleswig-Holstein soll künftig 300 Prozent des eigenen Netto-Stromverbrauchs produzieren
Kiel /kim
In Schleswig-Holstein gibt es künftig fast
doppelt so viel Platz für Windräder wie bisher. Die Fläche, auf der sich
die Mühlen drehen dürfen, wird um zusätzlich 13 200 Hektar auf dann
knapp 27 000 Hektar aufgestockt. Das Kieler Kabinett erklärte gestern
1,7 Prozent der Landesfläche zur Windeignungsfläche.
Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) rechnet damit, dass diese
Entscheidung der Landesregierung in den kommenden Jahren Investitionen
mit einem Volumen von drei Milliarden Euro auslöst. Schleswig-Holstein
werde „Windland Nr. 1 in Deutschland“. Künftig sollen im Norden nach
den Plänen der Koalition neun Gigawatt an Windstrom an Land produziert
werden. Aktuell sind es knapp vier Gigawatt. Zwar will der Norden
künftig 300 Prozent seines eigenen Nettostromverbrauchs produzieren,
Probleme im energiepolitischen Konzert mit den anderen Bundesländern
sieht Albig trotzdem nicht. Die Ausbaupläne im Norden seien kompatibel
mit dem jüngsten Energiegipfel in Berlin. „Mit neun Gigawatt aus Wind
stellen wir exakt so viel Strom für den deutschen Energiebedarf bereit
wie früher, als noch die Atomkraftwerke am Netz waren.“ Da habe es nie
eine Debatte darüber gegeben, ob dieser Strom auch in die Netze
eingespeist werden kann. Die zusätzlich geplanten zehn Gigawatt Offshore-Strom könne man nicht Schleswig-Holstein zurechnen. „Das ist ein deutsches Gesamtprojekt, die Genehmigungen für den Bau der Offshore-Anlagen erteilen Bundesbehörden“, so Albig.
Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) geht 2013 von etwa 1000
Anträgen zum Bau von Windrädern aus. Schon im kommenden Jahr könnten im
nördlichsten Bundesland durch neue Anlagen und ersetzte Altanlagen – das
sogenannte Repowering – fünf Gigawatt neu installiert werden. „Wir
rechnen mit dem Baubeginn der Windräder im Laufe des Jahres 2013“, sagte
Habeck. Die immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren für
Windkraftanlagen dauerten im Durchschnitt erfahrungsgemäß zwischen vier
und fünf Monate. Ist die Genehmigung erteilt, vergeht meist etwa ein
halbes Jahr, bis die jeweilige Anlage steht. „Die Ausweisung neuer
Windeignungsflächen ist aber nur der erste Schritt, der Netzausbau muss
auf dem Fuße folgen. Die Netzbetreiber stehen hier in der Pflicht“,
sagte Habeck.
In zwei Anhörungs- und Beteiligungsverfahren hatten Städte,
Gemeinden, Kreise sowie Verbände und die Öffentlichkeit in den
vergangenen Monaten insgesamt 3000 Stellungnahmen abgegeben. Albig
wertete das Beteiligungsverfahren als gelungenen Prozess von
Bürgerbeteiligung. „Die Umsetzung eines so ehrgeizigen Ausbauzieles kann
nur mit breiter Zustimmung der Bevölkerung funktionieren.“ Das müsse
auch beim künftigen Netzausbau als Beispiel gelten . Insgesamt gab es 60
Bürgerentscheide, bei 46 Abstimmungen entscheiden sich die Bürger für
die Errichtung von Windrädern, in 14 Abstimmugen waren sie dagegen.
Außerdem votierten 35 Gemeinderäte gegen die Ausweitung der
Windeignungsflächen. Obwohl nirgendwo gegen den Willen der Mehrheit
Rotoren aufgestellt werden sollen, rechnet die Landesregierung mit
Klagen. „So ist das in einer Demokratie“, sagte Habeck. Dies sei normal
und das Recht der Menschen, auch diesen Weg zu gehen.
Die Pläne für neue Eignungsgebiete will die Landesregierung morgen auf der Internetseite www.schleswig-holstein. de/stk veröffentlichen.
Während Albig die Energiewende als großes Vorhaben der Küstenkoalition aus SPD, Grünen und SSW lobte, rügte CDU-Fraktionschef
Johannes Callsen, die neue Landesregierung habe außer der Beendigung
von der Vorgängerregierung begonnener Projekte bislang keine Initiativen
vorgestellt.