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Schleswig-Holstein: Rekord beim Neubau von Windkraftanlagen. WZ vom 30.07.2014

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 30.07.14, 23:58  Betreff: Schleswig-Holstein: Rekord beim Neubau von Windkraftanlagen. WZ vom 30.07.2014  drucken  weiterempfehlen

Schleswig-Holstein zündet Turbo bei der Energiewende

Das Land stellt einen Rekord beim Neubau von Windkraftanlagen auf

Kiel/Berlin

Schleswig-Holstein zündet den Turbo beim
Ausbau der Windkraft und wird immer mehr zur Zugmaschine der
Energiewende. Mit einem Zubau von 443 Megawatt Leistung in der ersten
Hälfte dieses Jahres hat das Land bereits jetzt seinen deutschen
Ganzjahresrekord aus dem Vorjahr um 15 Megawatt übertroffen. 159 neue
Windräder sind seit Januar bereits im nördlichsten Bundesland entstanden
– das ist jedes vierte in der gesamten Republik. Das Eiltempo im Norden
hat dabei gleich zu einem weiteren Rekord beigetragen: Mit 29 Prozent
ist der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion im
ersten Halbjahr 2014 so hoch wie noch nie gewesen. Ein Drittel davon
erzeugen Windräder.


„Die Bereitschaft zur Energiewende ist in Schleswig-Holstein
sehr groß“, lobte gestern der Präsident des Bundesverbands Windenergie,
Hermann Albers, bei der Vorstellung der Zahlen in Berlin. Der Grund für
den Ausbaurekord liege vor allem darin, dass die Landesregierung die
Windkraftflächen zuletzt verdoppelt hat. Daneben machte Albers
Vorzieheffekte wegen der künftigen Kürzungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) für den Boom verantwortlich: „Da die Investoren unsicher waren,
was das EEG 2014 bringen würde, haben sie Windkraftprojekte mit
Hochdruck realisiert.“


So kommt es, dass die Windkraftbranche für dieses Jahr ein deutliches
Überschreiten der von der großen Koalition eingeführten Ausbau-Obergrenze
von 2500 Megawatt Leistung erwartet. Laut Albers werden die Windmüller
voraussichtlich bundesweit rund 3500 Megawatt neu aufstellen – so viel
wie noch nie. Konsequenzen hätte das aber noch keine: Die gesetzliche
Obergrenze gilt erst ab nächstem Jahr. Wird sie dann erneut
überschritten, würde die Vergütung für neue Windräder ab 2016 gekürzt.
Möglich ist das: Albers geht für 2015 zwar von einem geringeren Wachstum
aus als in diesem Jahr, aber rechnet immerhin mit 3000 Megawatt Zubau.


Gleichzeitig warnte Albers erneut vor den ab 2017 geplanten Ausschreibungen für Windparks, wie sie in anderen EU-Staaten
üblich sind. Durch die aufwendigen Verfahren würden nicht nur
Bürgergenossenschaften abgeschreckt. Vielmehr sei auch keineswegs
sicher, dass die Förderkosten sinken: „Viele Ausschreibungsländer liegen
deutlich über dem deutschen Niveau.“


Kommentar von Henning Baethge auf Seite 2:

Toller Erfolg – bitte nicht wiederholen

Das ist ein toller Rekord: In einem halben Jahr hat Schleswig-Holstein
so viel neue Windkraftleistung installiert wie bisher noch kein Land in
einem ganzen! Damit wird der Kieler Energieminister Robert Habeck
dieses Jahr locker sein Ziel erreichen, den Strombedarf des ganzen
Landes rechnerisch komplett aus hiesigen erneuerbaren Quellen decken zu
können. Ein schöner Erfolg – nicht nur für Habeck und seine Küstenampel,
sondern auch für die schwarz-gelbe Vorgängerregierung, die die Verdopplung der Windkraftflächen schon vorantrieb.


Allerdings sollte es in diesem Affenzahn nicht weitergehen. Oder erst
dann, wenn der Netzausbau Schritt hält. Noch aber sind die
Stromautobahnen für den Transport der Windenergie in Richtung Süden
lange nicht fertig. Würde der Windkraftausbau daher in diesem
Rekordtempo fortgesetzt, wäre zu befürchten, dass immer mehr Strom
vergeblich produziert würde, weil er keine Abnehmer findet. Das wäre
nicht nur volkswirtschaftlich unsinnig, sondern triebe auch die Kosten
für die Verbraucher in die Höhe. Dass es so wohl nicht kommen wird und
sich der Ausbau nicht im Eiltempo fortsetzt, liegt nicht nur an der
neuen Obergrenze, die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
durchgesetzt hat. Vielmehr wird das Land nicht noch mal in größerem
Umfang neue Flächen freigeben können. Denn auch in vielen Orten
Schleswig-Holsteins gibt es Widerstand gegen
Windräder. Und der wird noch wachsen, wenn ab 2017 tatsächlich bei
Ausschreibungen nur noch Großinvestoren statt lokaler
Bürgergenossenschaften als Windparkbetreiber zum Zuge kommen.




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