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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 02.06.11, 17:33 Betreff: Re: Pest auf Madagaskar fordert 60 Todesopfer |
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Wissenschaftler aus der ganzen Welt arbeiten unter Hochdruck daran, den aggressiven Ehec-Erreger zu entschlüsseln. Jetzt ist Chinesen und Deutschen ein Durchbruch gelungen: Der Keim könnte aus der Kreuzung zweier Bakterienstämme hervorgegangen sein und ist gänzlich unbekannt.
London/Rom - Wissenschaftler haben neue Details über den gefährlichen Ehec-Darmkeim enthüllt: Das für den aktuellen Ausbruch potentiell tödlicher Durchfallerkrankungen verantwortliche Ehec-Bakterium ist offenbar keine reine Mutation des seltenen Serotyps O104:H4. Vielmehr handelt es sich bei dem jetzt identifizierten Bakterium vermutlich um eine Kreuzung aus zwei bekannten Serotypen des Escherichia-coli-Bakteriums.
Das erklärte Hilde Kruse, die bei der Weltgesundheitsorganisation WHO für das Thema Nahrungsmittelsicherheit zuständig ist. Das neue Bakterium weist zwar die gleichen Oberflächenmerkmale auf wie der seltene Serotyp O104:H4, weshalb es vom Münsteraner Konsiliarlabor des Robert Koch-Instituts als solches identifiziert wurde. Zusätzlich hat es aber im Laufe der Zeit Gene eines anderen Escherichia-coli-Stamms erworben. Das könnte seine Aggressivität möglicherweise erklären.
Gelungen war die Identifizierung des neuen Bakterienstammes Wissenschaftlern aus Deutschland und China. "Es handelt sich um einen besonderen Typ eines Ehec-Erregers", sagte Bakteriologe Holger Rohde vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Donnerstag.
Die Forscher hätten in dem Erbgut des Keims Anteile zweier ganz unterschiedlicher Bakterienstämmen gefunden. "Dieser Stamm ist nur ein ganz entfernter Verwandter der üblichen Ehec-Bakterien", ergänzte Rohde. In dem untersuchten Genom seien Teile des klassischen Erregers sowie von einem weiter entfernten Erreger gefunden worden. Die an der Sequenzierung beteiligten chinesischen Forscher benannten dieses andere Bakterium als einen Stamm, den man von Ausbrüchen in Afrika her kenne.
Die genetische Neukombination begünstige zum Beispiel das Anheften der Bakterien an die Darmzellen. Damit bleiben die Keime länger im Darm - und können dort auch länger Schaden anrichten. Der Keim weise zudem ein ganz besonderes Resistenzprofil auf. Die Arbeit gelang gemeinsam mit Kollegen des chinesischen Beijing Genomic Institute.
Stamm wurde noch nie bei Patienten entdeckt
Es handele sich um das erste Auftreten dieses offenbar neuen Subtyps, heißt es seitens der WHO. Die Gensequenzierungen sind noch nicht abgeschlossen. Doch bereits auf Basis der vorläufigen Ergebnisse habe sich gezeigt, dass es sich bei dem aktuellen, ungewöhnlich gefährlichen Bakterium wohl um eine Kreuzung handele. Diese kombiniere, so Kruse, "zahlreiche Charakteristiken, die dazu führen, dass es ansteckender ist und mehr Gifte produziert". Ein solcher Stamm sei noch nie bei Patienten isoliert worden.
Der lebensgefährliche Darmerreger hat inzwischen in Hamburg ein weiteres Todesopfer gefordert. In der Nacht zum Donnerstag sei eine ältere Patientin gestorben, sagte Rolf Stahl, Ärztlicher Leiter der 3. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Damit ist die Zahl der Todesfälle in Hamburg auf drei und bundesweit auf mindestens 17 gestiegen.
Ehec-Infektionen wurden in den letzten Tagen außerdem aus neun europäischen Ländern gemeldet, zwei Patienten werden derzeit in den USA behandelt. Fast ausnahmslos hatten sich alle kürzlich in Deutschland aufgehalten.
Ein Gegenmittel gegen die Infektion, die in zahlreichen Fällen zum lebensbedrohlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (Hus) führt, gibt es bisher nicht. In schweren Fällen, in denen die Erkrankten nicht nur neurologische Ausfallerscheinungen zeigen, sondern auch schwere Nierenschädigungen erleiden, helfen die Mediziner den Patienten vor allem mit Blutwäschen. Bisher hat sich aus dem besonders in Norddeutschland daraus resultierenden Mehrbedarf an Blutkonserven noch kein Engpass ergeben. Da es aber rund drei Wochen dauert, aus Blutspenden verwendungsfähiges Plasma zu gewinnen, gab es in den letzten Tagen Aufrufe zu Blutspenden, um möglicherweise drohende Engpässe zu vermeiden.
Behandlungsversuche mit Antikörpern
Eine schwer an Ehec erkrankte Schwangere wird derzeit im Klinikum Fulda mit Antikörpern behandelt. Die Behandlung wurde am späten Mittwochabend durchgeführt, wie der Infektiologe Daniel Jaspersen am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd sagte. Beim neurologischen Befund seien leichte Verbesserungen festzustellen. Bei der im fünften Monat befindlichen Frau war den Angaben zufolge am vergangenen Samstag Hus aufgetreten. Es sei zu neurologischen Störungen und einem epileptischen Anfall gekommen.
Die Patientin werde auf einer Intensivstation wegen Nierenversagens dialysiert. Zudem werde die Antikörpertherapie in den kommenden Tagen wiederholt. Jaspers sagte, dass bei der Behandlung das Wohl der Mutter im Vordergrund stehe. Die Antikörperbehandlung ist zwar für Ehec nicht zugelassen, hat aber dem Mediziner zufolge bei zwei Kindern schon Erfolge gezeigt. Die Frau und ihr Mann hätten der Behandlung zugestimmt. Auch in Hamburg würden Patienten so behandelt. Bei einer Schwangeren gebe es allerdings noch keine Erfahrungswerte.
Die Frau kam den Angaben zufolge Mitte Mai mit blutigem Durchfall in die Klinik. Am Mittwoch zeigte sie neurologische Störungen. Sie habe sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Hamburg infiziert, hieß es.
Weiter Unklarheit über den Verbreitungsweg
Bei der Suche nach der Quelle des neuen Bakterienstammes tappen die Experten nach wie vor im Dunklen. Die EU-Kommission hob die Warnung vor spanischen Gurken, die als Überträger in Verdacht geraten waren, wieder auf.
Russland verbot derweil den Import von Frischgemüse aus der gesamten EU. Die EU-Kommission protestierte umgehend gegen die "unverhältnismäßige" Maßnahme. Ein Sprecher von EU-Gesundheitskommissar John Dalli kündigte am Donnerstag in Brüssel ein Schreiben der EU-Kommission an die zuständige russische Behörde für die Überwachung von Verbraucherrechten an.
An dem hämolytisch-urämischen Syndrom (Hus) sind derzeit fast 500 Personen erkrankt. Politiker bezeichneten die Situation als besorgniserregend. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sagte in Berlin, leider sei die Botschaft weiterhin, dass "die genaue Ursache des Geschehens noch nicht eingegrenzt werden konnte". Bei Patientenbefragungen seien Tomaten, Gurken und Blattsalate, die in Norddeutschland verzehrt wurden, "auffällig in der Schnittmenge" gewesen.
Die spanischen Gurken trügen "nicht den eigentlichen Erreger", erklärte Aigner - zu diesem Zeitpunkt suchten die Experten allerdings noch nach den Bakterien vom Stamm O104:H4. Nach Hunderten von Proben seien sich die Experten noch nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Agrarprodukt für die Infektionen verantwortlich gemacht werden könne. Denn der Erreger hätte auch bei Transport, Verladung und Verpackung auf die Ware gelangt sein können.
Andreas Samann vom Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg machte wenig Hoffnung, dass die Quelle des Darmkeims rasch entdeckt werde. In fast 80 Prozent aller Fälle weltweit finde man den Erreger nicht, erklärte er bei einer öffentlichen Sitzung im Ernährungsausschuss des Bundestages. Ähnlich sieht das auch BfR-Präsident Andreas Hensel: "In der Mehrzahl aller Ausbruchsgeschehen wird das Agens nicht isoliert", sagte er.
Die Angst vor rohem Gemüse sorgt bei den deutschen Bauern für Umsatzeinbrüche in Millionenhöhe. "Unsere Gemüsebauern haben jetzt einen Schaden von 30 Millionen Euro", sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner dem Fernsehsender N24. Er kritisierte, dass sich die Experten bei der Suche nach dem Ehec-Keim zu einseitig auf Gemüse festgelegt hätten, anstatt auch an anderen Stellen danach zu suchen.
Eine Forsa-Umfrage ergab, dass jeder zweite Bundesbürger wegen Ehec seine Ernährung umgestellt hat und derzeit auf rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate verzichtet.
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mediz...85,00.html
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
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