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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
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Autor |
Beitrag |
Eva S.
Administrator
Beiträge: 6549
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Erstellt: 07.06.11, 03:23 Betreff: Re: EHEC |
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Nun - in den Kopp-Verlag-Artikeln wird mir etwas zu wenig differenziert. Die Empfehlung, mehr rohes Gemüse vom Biobauern zu essen, würde ich im Normalfall voll unterstreichen, aber leider haben wir bei EHEC alles andere als einen Normalfall und mit der Schweinegrippe-Panik kann man EHEC m. E. nun wirklich nicht vergleichen.
Bis jetzt ergab ja auch die Sprossen-Untersuchung kein EHEC. Meiner Ansicht nach ist die Bekämpfung der EHEC-Epidemie und vor allem die Suche nach der Quelle sehr schlecht organisiert. Stimme aber dem Autor des Kopp-Artikels zu, dass sich hier zusehr auf bestimmte Sachen versteift wird wie eben das E.coli-Bakterium EHEC und Tomaten, Gurken, Blattsalate und jetzt Sprossen als vermeintliche Quelle. Der Fragebogen des RKI ist in meinen Augen auch viel zu dürftig ausgestattet. Denn auch dort fragt man fast ausschließlich nach Tomaten, Gurken und Blattsalaten; Sprossen wurden jetzt wieder mit aufgenommen. Sinnvoller wäre es, man würde die Betroffenen alles aufschreiben lassen, was sie in den letzten 10 Tagen gegessen UND getrunken haben (soweit sie sich erinnern). Dann wäre die Quellensuche möglicherweise etwas erfolgreicher.
Besonders widerwärtig finde ich, dass jetzt in verschiedenen Kommentarbereichen von Webseiten, Blogs und Foren eine unglaubliche Stimmung gegen Bio-Gemüse/-Obst veranstaltet wird.
Da preist eine Ärztin, wohlgemerkt eine Herzspezialistin und keine für Bakterienkrankheiten, im Münchner Merkur und auf verschiedenen Webseiten die pestizidbelastete konventionelle Landwirtschaft und spricht gar vom "Bio-Wahn" und jede Menge selbsternannter Experten (und "Pestizid" - und "Agro-Gentechnik-Freunde") stimmen mit ein. Wenigstens die Münchner-Merkur-Leser sahen das mehrheitlich doch etwas anders als diese Ärztin, im Internet (habe jetzt leider den entsprechenden Link nicht zur Hand) dagegen schienen sich einige richtig zu freuen, jetzt endlich gegen Bio wettern zu können, im Angesicht der Schwere und Grausamkeit der EHEC-Erkrankung in meinen Augen das Allerletzte. Besserwisserisches Geschwafel nützt schließlich niemandem, schon gar nicht den Erkrankten. Aber auch seitens der Politik und der Behörden wird jetzt Bio negativ belegt. Hoffe, dass sich das wieder ändert bzw. auf eine sachliche Ebene zurückgebracht wird.
Es gibt aber auch recht Interessantes, wie diesen Artikel zum Beispiel.
Eine Stelle fand ich hier besonders interessant:
Zitat:
Bürger: Es gibt jetzt alle möglichen Analysen. Was verrät die Erbgutanalyse über die Herkunft des Keims?
Reuning: Geografisch erst einmal nicht so viel. Dazu müsste man jetzt das Genom mit anderen Bakterienerbgut-Datenbanken vergleichen. Aber man hat eine Auffälligkeit entdeckt: Dieser Keim ist resistent gegen ein bestimmtes Mineral, gegen Tellurit, das enthält Tellur. Und das kommt im Boden vor. Und vielleicht ist diese Mischform - denn das ist eine genetische Mischform aus verschiedenen Keimen - nicht in einem Kuhdarm entstanden oder auch nicht im Menschendarm, sondern sie ist vielleicht irgendwo im Erdboden entstanden. Andererseits muss man sagen, Tellurverbindungen wurden in der Vergangenheit bei bestimmten Krankheiten benutzt, zum Beispiel bei Lepra und Tuberkulose zu einer Zeit, als es noch keine Antibiotika gab. Und vielleicht spiegelt dieses Resistenzgen gegen Tellurit einfach nur die Vergangenheit des Keims wider. Also es könnte sein, dass es sich vor Jahrzehnten eigentlich schon diese Resistenz erworben hat, und nicht jetzt erst irgendwo in einem Erdboden. |
Hervorhebungen von mir.
Somit könnte es sich tatsächlich um etwas Evolutionäres handeln und die Bakterie einfach im Boden stecken, was wiederum bedeutet, dass in diesem Fall wohl eine Infektionsquelle nicht auszumachen sein und so eine Epidemie jederzeit wieder an anderer Stelle ausbrechen könnte. Keine beruhigende Vorstellung - kann man nur hoffen, dass bald ein wirksames Heilmittel für die EHEC-Krankheit gefunden wird.
Liebe Grüße, Eva
Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist. Alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung. (Jean Boudrillard - Die Illusion des Endes)
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