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lilu
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New PostErstellt: 19.07.12, 10:23     Betreff: Re: EILT SEHR - Hilfe für Lal Bibi (Afghanistan)

Hallo Eva,

ich fasse hier mal einige Zitate von dir zusammen, weil die Kernaussage imgrunde identisch ist:

    Zitat:
    Sicher nicht, denn es geht hier nicht einfach um Unrecht sondern um Unrecht (dieser Begriff verharmlost das Ganze in meinen Augen gewaltig) an Menschen, die ein ganz bestimmtes biologisches Geschlecht haben, nämlich WEIBLICH und dieses Unrecht ausschließlich deshalb geschieht, weil es sich bei den Opfern um Frauen handelt - das ist der gemeinsame Nenner und nicht der Islam!!!
    ***

    Das ist gar nicht nötig, weil das, was ich hier anspreche - Unterdrückung, Diskriminierung, Versklavung etc. von Frauen - weltweit - deshalb geschieht, weil die Opfer weiblich sind, das Motiv also ausschließlich das biologische Geschlecht ist.

    ***

    Richterinnen aber auch Familienangehörige von Bandenmitgliedern etc. meine ich nicht, sonndern die mexikanischen Femizide, deren Mordmotiv wieder einfach "nur" das biologische weibliche Geschlecht ist!!! Das biologische Geschlecht spielt dagegen bei den reinen Drogenkartellmorden keine Rolle - diese Morde meinte ich aber nicht, sondern ausschließlich das, vereinfacht ausgedrückt, "Mordmotiv Frau"!

    ***

    Das was ich meine, nämlich die weltweit verbreitete Misogyne, kann in meinen Augen ausschließlich nur so zum Positiven für die Frauen verändert werden, weil diese Misogyne international ist. Das was ich unter diesem Thema angesprochen habe, betrifft ausschließlich Misogyne als Motiv vollkommen unabhängig von jeglicher Kultur, weil sie ja kein kulturelles, sondern ein internationales, weltweites Phänomen darstellt.

    ***

    Das bestreite ich ja gar nicht, aber es geht mir auf die Nerven, dass die weltweite Misogyne und die daraus entstehende Diskriminierung, Unterdrückung, vielerorts Rechtlosigkeit und eben Verbrechen an Frauen (weil sie Frauen sind) ständig relativiert, tabuisiert oder gleich mit anderen, geschlechtsunabhängigen Verbrechen in einen Topf geworfen wird. Das was ich anspreche, hat ausschließlich mit dem biologischen Geschlecht zu tun und das gehört in meinen Augen auch genau so benannt und endlich "auf den Tisch"!!! Alles andere ist Augenwischerei und soll m. E. einfach verhindern, dass es als das gesehen wird, was es ist, nämlich Misogyne in ihrer brutalsten Form!!!
Erst einmal ist nicht zu bestreiten, das es Mysogyne (Hass auf Frauen) gibt. Jedoch gibt es auch hier das Gegenteil (die Misandriem womit der Männerhass gemeint ist), weshalb Misogyne keine Ausschließlichkeit darstellen kann.
Für Unrechte an Frauen (ich bleibe mal bei dem Wort Unrecht, auch wenn ich dir zustimme, dass dies Wort das Ganze sehr banalisiert, wir wissen ja beide, was wir damit meinen) gibt es die unterschiedlichsten Gründe, da helfen auch keine Tausend Ausrufezeichen.
Weil es auch Frauenhass gibt, ist daraus jedoch nicht die logische Konsequenz, dass es deshalb nur Frauenhass gäbe. Das ist ja unsinnig. Niemand kommt als Baby mit einer angeborenen Misogyne auf die Welt. Sie ist also in den meisten Fällen weniger eine Ursache, sondern ein Tatsachenbestand der sich erst mit zunehmenden Alter entwickelt, also in der Regel eine Auswirkung von Erziehung (es kann die private Erziehung durch Familienangehörige hierfür verantwortlich sein, eine gesellschaftliche / kulturelle, und so gibt es auch die religionsabhängige Erziehungsform sowie die Erziehung durch Gruppen [z.B. Sekten, Organisationen etc.] ), doch auch nicht ausschließlich.
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe solcher schwerwiegenden Taten, über die wir hier sprechen.


Dass Verstümmelungen, Ehrenmorde, Steinigungen und sonstige Verbrechen noch immer geschehen, ist jedoch nicht gundsätzlich auf Frauenhass zurückzuführen. Gründe können sein:
  • Hygene
  • faLsches weitergegebenes Wissen und daraus erfolgter Annahmen/Glauben, was die spätere körperliche Sexualität der Geschlechter betrifft
  • Initiationsriten
  • Traditionen, also kulturbedingt
  • Brauchtum
  • Religion, teilweise kulturbedingt
  • auch die von dir erwähnte Mysogynie
  • und noch weitere, wenn sie kein gesellschaftliches Problem darstellen, sondern Einzelfälle sind, also hier "privat motivierter" Natur
  • gesellschaftlich, Aufrechterhaltung des Machtgefüges
  • Unterdrückung der Frau
Meistens sind mehrere Aspekte gleichzeitig wirksam.


    Zitat:
    Dass es anders geht haben z. B. Rüdiger Nehberg und seine Frau bewiesen. Beide sind sehr engagiert gegen die brutale Verstümmelung weiblicher Genitalien. Sie bereisten einige entsprechende Länder. Er sprach mit den herrschenden Scheichs, sie mit den Beschneiderinnen (sind ausschließlich Frauen). Die Nehbergs konnten zwar nicht überall wo sie dsbzgl. waren Erfolge verbuchen, einige waren es dennoch. Die Beschneidungen hörten jedoch immer erst dann auf, wenn die ausschließlich männlichen Scheichs es anordneten. Es liegt hier also an der (männlichen) Führung, dass sich etwas ändert oder auch nicht und nicht an den betroffenen (untergeordneten) Frauen!
Dieses Beispel zeigt sehr deutlich, dass hier weniger der Frauenhass die Ursache ist. Zum einen - wie du auch erwähntest - führen Frauen die Beschneidung sogar selbst durch, zum anderen: weil ihnen von klein auf ihre eigene Wertlosigkeit und dass sie sich dem vermeintlich überlegenen Mann zu fügen haben eingetrichtert wird.
Es ist also etwas Anerzogenes, um das Machtgefüge nach alten Mustern aufrecht zu erhalten, in der der Mann die führende Rolle übernimmt. Der Beruf der Beschneiderin ist in entsprechenden Kulturen sogar eine hoch angesehene Tätigkeit. Und man lässt sie nicht beschneiden, weil man sie hasst, sondern weil man glaubt, dass die Frau damit eine Aufwertung erreicht. Hier sollte man sich doch dann auch mal die Frage stellen, weshalb man das glaubt? Was ist die Ursache für diesen Glauben? Womit wird sie begründet?
Imgrundegenommen ist es eine psychologische Führung/Steuerung, wie du schon richtig sagtest: "sie bekommen es eingetrichtert". Genauso wie man uns Konsum und anderes Anerzogene eintrichtert (Suggestion). Auf der einen Seite stehen halt die Mächtigen, die ihr Machtgefüge erhalten wollen und zu jeder Zeit entsprechende Gesetze oder andere Gebräuche einführen, auf der anderen Seite die Bevölkerung, die damit erzogen wird, in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.

(Im übrigen möchte ich an dieser Stelle darlegen, dass meine im vorigen Post erwähnten Beschneidungen, die das männliche Geschlecht betreffen, kein Vergleich darstellen sollten zur Schwere der Beschneidung einer weiblichen Genitalie, sondern lediglich der Aufführung dienen, dass es sie gibt und in einigen Ländern kulturbedingt sind bzw. religiös bedingt, oder auch in anderen "Gruppen" rituell bedingt sein können.
Die Beschneidung von jungen männlichen Babys im Islam führt zwar zurück auf eine viel ältere Stammestradition, dennoch wurde sie später übernommen und gehört bis heute in dieser Religion (Islam) zur Pflicht.)

Interessant ist übrigens - da wir gerade beim Thema Beschneidung sind - auch wenn die weibliche Beschneidung z.B. im Islam eigentlich keine Pflicht darstellt, sie aber dennoch hauptsächlich in moslemischen Gesellschaften statt findet.
Im Sudan z.B. sind 85% der dortigen beschnittenen Frauen, moslemische Frauen. Die weibliche Genitalverstümmelung wird in 28 Ländern des islamischen Afrika praktiziert, außerdem im Süden der arabischen Halbinsel, Irak und in Teilen Asiens (Indonesien, Malaysia). Auch gibt es Beschneidungen an Christen, Hinduisten und Juden.
Doch nehmen wir als Beispiel mal Indonesien her, eines der größten islamischen Länder. Hier leben ca. 238 Millionen Moslems, in Saudi-Arabien dagegen etwa nur 27 Millionen), etwa 96% der Mädchen müssen spätestens im Alter von 14 Jahren aus “religiöser Pflicht” Genitalverstümmelungen erleiden. (New York Times, 20. Januar 2008).
Und auch hier ist m.M.n. kein Frauenhass die Ursache, sondern eine gesellschaftliche Dynamik vorhanden, die in moslemischen Ländern und Kulturen herrscht, die diese Beschneidungen fördert. Das hat wol kaum etwas mit Frauenhass zu tun.
Paradoxerweise ist ja das Gegenteil der Fall: die eigenen Frauen mit gleicher Religionszugehörigkeit werden auf der einen Seite sehr geachtet und respektiert, auf der anderen Seite führt man ihnen diese Verletzungen/Verstümmelungen zu.
Und hier muss ich sehr wohl auch die Religion heranziehen, die diese Praxis fördernn, denn der Prophet Mohammed sagt: „Die Beschneidung von Mädchen bemisst den Wert des Mädchens.“
Andere berufen sich auf die Worte des Propheten zur Frauenbeschneiderin Umm´Atiyya: „Beschneide die Mädchen, aber übertreibe nicht, da diese Art der Beschneidung von den Ehemännern am meisten gewünscht ist und das Gesicht der Frau auf bestmögliche Art und Weise strahlen läßt.“

Ärzte, die den islamischen Standpunkt unterstützen, berufen sich bei der Mädchenbeschneidung auch auf diesen religiösen Kommentar. Dr. Ahmed Suleiman von der Universität in Kairo äußerte: „Mädchenbeschneidung führt zu Sittsamkeit, Ehrgefühl und emotionalem Gleichgewicht.”

Dr. Muhammad Abu Leila, Experte des islamischen Rechts, Dozent für islamische Forschung and der Al-Azhar Universität und Dr. Ahmed Yousuf Suleiman, Dozent für islamisches Recht an der Universität in Kairo: „Der Prophet Mohammed beteuerte diesen Brauch und wir haben ihn als Moslems tausend Jahre später geerbt. Der Prophet setzte einige menschliche und wissenschaftliche Bedingungen, damit die Beschneidung bei Frauen durchgeführt werden darf. Die Würde der Frau darf nicht angegriffen werden, damit der Ehemann nicht erschöpft ist, nachdem er Geschlechtsverkehr mit seiner Frau hatte.”

Dr. Ahmed Abd Al- Rahman, islamischer Schriftsteller: „Wenn Mädchen nicht beschnitten werden, werden Verworfenheit und Prostitution verbreitet werden, wie es im Westen schon passiert ist als Ergebnis vom Ignorieren dieses normalen, menschlichen Bedürfnisses. Wollen wir so sein wie der Westen? Die Werbung gegen Mädchenbeschneidung , die in diesen Tagen im Fernsehen verbreitet wird, ist abzulehnen, da sie im Widerspruch zum islamischen Gesetz steht. … Ihre Absicht ist es, die muslimische Familie zu zerstören und die ägyptische Gesellschaft zu entwürdigen.“

In Sure 4, Vers 34 heißt es: “Und wenn ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie! Wenn sie euch daraufhin wieder gehorchen, dann unternehmt weiter nichts gegen sie! Gott ist erhaben und groß.” (Quelle: Der Koran. Übersetzung von Adel Theodor Khoury. Unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah. Mit einem Geleitwort von Inamullah Khan, Generalsekretär des Islamischen Weltkongresses).

Wenn wir also von Verbrechen gegen Frauen in islamischen Ländern sprechen, gibt es sehr wohl den religiösen Aspekt zu beachten, der hier oft eine gravierende Rolle spielt.
Damit will ich jedoch nicht ausdrücken, dass die Verbrechen gegen Frauen im Islam stets religiös gerechtfertigt sind. Im Islam ist es jedoch so, dass die Religion = die Staatsform ist und somit die gesellschaftliche Ordnung regelt, ob einem das nun gefällt oder nicht, ob man es für richtig hält oder für falsch. Das Problem hierbei ist, dass die Religion ihre Macht nicht aufgeben will. Die Frage der Aufgabe stellt sich auch gar nicht, da hier Religion, Staatsform und Gesetz alles ein und dasselbe sind und eine Gegenkraft überhaupt nicht existiert. Die gesellschaftliche Ordnung hier spiegelt eine schariakonforme Ungleichberechtigung der Frau wider, dazu brauche ich kein Studium, muss kein Ethnologe sein, dazu reicht mein natürlicher Menschenverstand aus. Diese Unterdrückung hat auch nichts mit Frauenhass zu tun.
Da bei der Beschneidung es jedoch keine religiöse Pflicht gibt, dennoch eine religiöse Förderung dieser Art des Verbrechens (unterstüzt ja das vorherrschende Machtgefüge) wäre die Beschneidung vielleicht eines der Verbrechen, die evtl. tatsächlich irgendwann abänderungsfähig wären innerhalb des islamischen Glaubens. Womit es bei anderen Verbrechen viel schwieriger oder sogar unmöglich ist, weil sie halt zwingernder Bestandteil der Religion sind.

Aber auch, wenn es andere Beispiele gibt im Islam, die davon zeugen, das z.B. gerade Mohammed selbst weder seine Frauen noch seine Töchter beschneiden ließ, soll er dennoch zu einer Beschneiderin gesagt haben: „Wenn du diese Operation ausführst, entferne nicht den ganzen Kitzler … Die Frau soll Befriedigung erleben, von der ja auch ihr Mann profitiert.“

Es gibt noch weitaus mehrere Beispiele, die ganz deutlich machen, dass bei vielen Verbrechen im Islam, die sich gegen die Frau richten, hier gesellschaftliche, kulturelle, traditionelle und religiöse Aspekte eine gewichtige Rolle spielen und sie alle zusammen Einfluss haben und wirken.
Da hilft auch nicht wie Michael Muhammad Abduh Pfaff, Vorsitzender der Deutschen Muslim Liga sagte:” Unser Glaube steht für Frieden und Toleranz, für den Schutz der Rechte der Frau…”
Auch wird die Beschneidung im Koran nicht erwähnt (das Hadith hingegen erwähnt sie schon! Zweite Quelle des islamischen Rechts. Jungsbeschneidung findet im Koran ja auch keine Erwähnung und ist trotzdem Pflicht, auch hier siehe Hadith), doch die darin zum Ausdruck kommende Abwertung der Frau begünstig das grausame Ritual. Es geht hier halt insgesamt um Kontrolle.
Und ich kann es halt auch nimmer hören, wenn Menschen einfach behaupten, dass eben auch die von dir hier aufgeführten Beschneidungen nichts mit dem Islam zu tun hätten. Nur weil es auch Beschneidungen gibt mit anderen Hintergründen oder anderen Ursachen, schließt es doch nicht die Möglichkeit aus, dass in einigen Kulturen die Religion eine Rolle spielen kann und spielt, was Verbrechen gegen die Frauen betrifft.
Das klingt mir doch sehr nach westeuropäisch verstandenem Feminismus, der oft schon fanatische Züge gegenüber des männlichen Geschlecht annimmt. Mit solcher Art von Frauenrechtsempfinden wird man kaum solche Zustände in entsprechenden Ländern abändern.
Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass es sich im Islam meist um die sogenannte "leichte Beschneidung“ handelt. Bei dieser Beschneidungsart findet "nur" ein Entfernen des äußerlich sichtbaren Teils der Klitorishaut statt. Extreme Formen wie die Infibulation werden vom Islam in keiner Weise legitimiert, auch sind keine islamischen Rechtsquellen vorhanden, die eine Beschneidung der kleinen oder großen Schamlippen erwähnen.

In der Wiki heißt es:
"Von den vier sunnitischen Rechtsschulen (Maddhab) befürworten zwei die Genitalbeschneidung an Frauen (Malikiten und Hanbaliten); die Schafiiten halten sie sogar für eine religiöse Pflicht. In Ländern mit schafiitischer Rechtsschule ist sie deshalb auch allgemein verbreitet. Die Hanafiten lehnen die Beschneidung von Frauen ab." (Quelle: Wikipedia)


Undifferenziertheit - und ich betone es noch einmal - führt hier zu Nichts. Hier kann und wird sich nur etwas ändern, wenn der "Haken" auch klipp und klar angepackt und benannt wird. Und da gibt es ja wenigstens vereinzelte Vorreiter, hier als Beispiel eingefügt:

Auszüge aus dem Plenarprotokoll:

Irmingard Schewe-Gerigk, Bündnis 90/Die Grünen:

Ich denke, darin ist sich der gesamte Bundestag heute einig: Die Zeiten, in denen Menschenrechtsverletzungen an Frauen als Ausdruck einer bestimmten Kultur oder Religion von unserer Gesellschaft, ja auch von vielen in diesem Hause für hinnehmbar gehalten wurden, sind ein für alle Mal vorbei.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)
Übrigens hat auch eine angesehene islamische Instanz, der Großmufti von Al-Azhar, weibliche Genitalverstümmelung zu einem strafbaren Verbrechen erklärt, das gegen die höchsten Werte des Islam verstößt.

Michaela Noll, CDU/CSU:
Diese Art der Verstümmelung ist durch nichts zu rechtfertigen, weder durch kulturelle noch durch religiöse Gründe.


Es ist ein Fortschritt, was zumindest die Beschneidungen betrifft, dass jene Sitzung in Kairo (2006) statt fand und vielleicht ist diese Botschaft dieses Großmuftis der Anfang gewesen, dass sich hier im Laufe der Zeit etwas ändern wird. Doch solche eingefahrenen Traditionen, die über so viele Länder verbreitet sind, sind nicht von heute auf morgen abzuändern. Das sind gewaltige gesellschaftliche Umbrüche, um die es hier geht.
Hier anzumerken sei jedoch ein Aber:
Die obige Aussage der Grünen, dass Al-Azhar die Genitalverstümmelung zu einem strafbaren Recht erklärte, stimmt so nicht ganz, denn sie ist bis heute nicht wirklich strafbar.
In einem Text über die Beschneidung von Frauen auf Wikipedia kann man lesen:
Am 22. November 2006 verurteilten zahlreiche islamische Führer aus der ganzen Welt auf einer Konferenz in Kairo die Beschneidung von Frauen. Unter ihnen waren die zwei höchsten islamischen Geistlichen Ägyptens, Scheich al-Azhar, der als bedeutendster Führer in der sunnitischen Welt gilt, und der Großmufti von Jerusalem, dessen Fatwas großes Gewicht haben. Der Scheich [von] al-Azhar, Mohammed Seyed Tantawi, sagte auf der Konferenz, dass im Islam die Beschneidung nur für Männer ist.
pers. Anm.: Das heißt lediglich, dass sie nur für Männer vorgeschieben ist und bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass sie für Frauen verboten ist. (sonst gäbe es sie ja auch gar nicht in den islamischen Ländern)
Der Großmufti Ali Gomaa wies darauf hin, dass der Prophet Mohammed seine Töchter nicht beschneiden ließ.
pers.Anm.: Dazu habe ich oben schon ein Beispiel vorgebracht. Die Tatsache, dass er aus irgendeinem Grund seine Töchter nicht beschneiden ließ, bedeutet nicht, dass er sie für andere Frauen verboten hat, im Gegenteil: Er hat die Beschneidung erlaubt.
Die Überlieferung (Hadith) beweist das Gegenteil. Mohammed, also der Islam, äußerte sich zur Beschneidung einer Frau und empfiehlt sie sogar!

Auch wenn als Ergebnis dieser Konferenz führende islamische Rechtsgelehrte verbal die Praxis der Genitalverstümmelung verurteilten, existieren die Lehren noch immer, werden immer wieder aufs Neue gedruckt und somit publiziert und gelehrt. Dieser Brauch, wenn er uns den Schriften nicht entfernt wird, wird also noch lange Zeit weiterhin praktiziert werden.
Hinzuzufügen sei, dass 2009 in einer Fatwa festgeschrieben wurde, dass eine Beschneidung der Frau ein Verbrechen darstellt. Eine Fatwa ist ein verbindliches religiöses Rechtsgutachten. Fatwas der Al-Azhar sind in der muslimischen Welt hochgeachtet und richtungsweisend, wird zumindest gesagt, dennoch bleibt die Beschneidung auch weiterhin straffrei und weiterhin durchgeführt. Dennoch ein Erfolg, der ebenfalls auf Nehbergs Menschenrechtsorganisation zurückzuführen ist, denn TARGET hatte die Konferenz im Jahe 2006 ins Leben gerufen.

Die muslimische Studentenvereinigung von Nimwegen in den Niederlanden hatte z.B. zur Beschneidung mal folgendes veröffentlicht:
Der hohe ägyptische Muslimführer Abbas Khadar der Al-Azhar-Universität in Kairo schloss sich dem an. Auf der Konferenz erklärte er, dass der Islam nichts mit der Beschneidung von Frauen zu tun habe. Da Khadar ein hoher Muslimführer ist, hat sein Urteil großes Gewicht.
pers.Anm.: Wie passt das aber damit zusammen, dass Al-Azhar 1991 an seiner eigenen Universität noch ein Schariah-Handbuch genehmigt hatte, in dem die Beschneidung von Frauen sogar empfohlen wird?

Oberflächliche Aussagen wie: "Das steht nicht im Koran", ist ein belangloser, mittlerweile ausgeleierter Spruch und kann Doppelzüngigkeiten auf Dauer nicht verdecken. Und da kann ich nur folgender Aussage zustimmen, die ich neulich auf einer Internetseite las:

Durch Kontakte mit dem Westen werden Muslime mit Elementen aus ihrem Glauben, dem Islam, konfrontiert, die klar im Widerspruch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stehen. Anstatt zuzugeben, dass Mohammed tatsächlich Lehren verbreitet hat, die in der modernen Welt unannehmbar sind, streitet man sie einfach ab. Damit sind diese Lehren natürlich nicht aus der Welt.
Es wird also eine Situation geschaffen, in der gegenüber der Öffentlichkeit im Westen mit verschiedenen rhetorischen Mitteln die Ecken und Kanten des Islam entfernt werden, wenn man sich nicht darauf beschränkt, den kritischen Fragesteller in die Ecke von Rassisten, Islamophoben, Hasspredigern usw. zu stellen.
Dagegen ändert sich nichts an den islamischen Büchern, die sowohl in islamischen als auch in westlichen Ländern veröffentlicht werden, in denen all diese unannehmbaren Lehren stehen. Und die immer wieder neu gedruckt werden, ohne dass Protest aus der islamischen Ecke angemeldet wird.
Das Ergebnis ist eine schizophrene Situation, in der sich die Spannungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen verschärfen. Je besser Nicht-Muslime den Islam kennenlernen, umso mehr werden diese Spannungen zunehmen.


Nur durch kritische und intensive Analysen ist es möglich wahre Ursachen und Gründe aufzuspüren und entsprechend speziell wirken zu können und das betrifft jedwede Art von Verbrechen, die an Menschen vorgenommen wird.

    Zitat:
    Wie so ziemlich jede Religion ist der Islam zutieftst frauenfeindlich, dennoch gehören hier auch alte Stammestraditionen dazu, die es lange vor dem Islam gab und heute noch das Leben dieser Menschen bestimmen. Hätten wir keine (weit gehende) Trennung von Kirche und Staat, würde es bei uns vor allem für die Frauen nicht viel anders aussehen als in islamischen Ländern. Wer es nicht glaubt, einfach mal auf christliche Fundamentalistenseiten wie kreuz.net oder Zeltmacher gehen..
Hier stimme ich dir voll zu.

    Zitat:
    Dieser Selbstmord einer Frau nach einer Vergewaltigung wird nicht in allen islamischen Ländern erwartet. Also bitte nicht wieder alles pauschalisieren, nur weil es islamisch ist.
Auch wenn er nicht in allen islamischen Ländern erwartet wird, kenne ich kein Land, was nicht islamisch ist, wo er dennoch erwartet wird nach einer Vergewaltigung. Auch der Ehrenmord spielt im Islam eine gewichtige Rolle. Selbst wenn es Ehrenmorde auch in anderen Ländern gibt, heißt es nicht automatisch, dass er dann dort ebenfalls religiös unterstützt oder gefordert wird.

    Zitat:
    Gerade bei einer Vergewaltigung geht es nur augenscheinlich um Kultur und Tradition. Den wahren Grund nannte ich vorhin - Macht über die Frau ausüben und das ist weltweit so!
Da hast du ja auch nicht Unrecht. Hier noch einmal: "Kultur" und "Tradition" können sehr eng verbunden sein mit einer Religion. Kulturbestandteile und Traditionen können sogar aus Religionen entstehen und Kultur und Tradition können sogar auch eine Religion wiederspiegeln oder sie selbst darstellen.
Und es ist auch nur ganz natürlich, das dort wo - hier jetzt wieder bewusst auf den Islam bezogen - eine Religion auch gleichzeitig die Staatsform ist, die Religion - das Wort dieser Religion-, die Moral in der jeweiligen Gesellschaft bildet und sich dann widerum Ausdruck in der Alltagskultur verschafft, so wie auch damals im Mittelalter z.B. das Zölibat und die Keuschheit zu den bestimmenden Elementen der christlichen Kultur darstellte und was ebenfalls religiös motiviert war. Das der Zweck und der Sinn in der Unterdrückung der Frau liegt, ist eigentlich ziemlich eindeutig. Doch wie du schon selbst sagtest: die meisten Religionen sind frauenfeindlich.

Fakt ist und bleibt: egal aus welchen Gründen auch immer solche Verbrechen vorgenommen werden, dagegen gehört sich aufgelehnt, unabhängig davon in welchen Ländern so etwas geschieht.

LG
Lilu



"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)


[editiert: 19.07.12, 11:01 von lilu]
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