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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
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Autor |
Beitrag |
lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 16.05.09, 16:34 Betreff: Re: Experten wollen mit Erbgut impfen |
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Schutzimpfungen werden seit dem Ende des 18. Jahrhunderts angewandt. Das Prinzip ist heute noch unverändert: Dem Körper wird der Feind in abgeschwächter Form geimpft, Zellen des Immunsystems erkennen den Eindringling, bilden passende Antikörper und legen Gedächtniszellen an. Kommt es nach der Impfung irgendwann zu einer echten Infektion, ist der Körper gerüstet: Die Gedächtniszellen-Waffenschmiede können sofort die passenden Antikörper bilden und den Erreger vernichten.
Um abgeschwächte Erreger zu erhalten, müssen sie allerdings erst gezüchtet werden. Das dauert. Und im Fall einer Pandemie ist Zeit der entscheidende Faktor.
Warum also nicht den Körper selbst den geschwächten Feind herstellen lassen, damit er an ihm üben kann? Das ist die Idee der DNA-Impfung.
Im Detail sieht sie so aus: Sobald die Sequenzen der Gene eines Pandemie-Virus bekannt sind - die Analyse ist keine große Sache, viele Influenza-Viren haben nur acht Gene - baut man die Viren-Gene künstlich nach. Die hergestellten DNA-Stücke fügt man dann in ein Plasmid ein, ein ringförmiges DNA-Molekül, das in Bakterien vorkommt. Gentechniker benutzen Plasmide als Fähren, wenn sie Gene in Zellen einschleusen wollen.
Hat man ein Plasmid gebaut, das einige der Viren-Gene enthält - bringt man es zunächst in ein Bakterium ein. In großen Bioreaktoren vervielfältigt man die Bakterien - was wesentlich schneller geht als die Zucht von Viren in Eiern. Anschließend isoliert man die Plasmide wieder aus den Bakterien und reinigt sie auf. Fertig ist der DNA-Impfstoff.
Diesen kann man wie einen ganz normalen Impfstoff in den Muskel injizieren. Manche der mit den künstlichen Viren-Genen beladenen Plasmide werden anschließend von Immunzellen des Körpers aufgenommen. Im Inneren der Zelle dann startet die Übersetzung der Gene in Proteine, die dann - wie bei einer normalen Impfung - die Antikörper-Abwehrmaschinerie des Körpers anwerfen.
Viren-Gensequenzen können per Mail verschickt werden
Das Prinzip der DNA-Impfung ähnelt einer echten Infektion. Denn nichts anderes tun Viren, als die Protein-Fabrik der Zellen damit zu beauftragen neue Erreger zu bauen. Der Unterschied ist nur, dass bei der DNA-Impfung nur einzelne Viren-Gene in die Zellen gebracht werden. Daraus entstehen keine funktionsfähigen Viren, sondern nur einzelne Bausteine des Erregers.
Nicht nur ist die Methode elegant, sie hat auch enorme Vorteile: "DNA-Vakzine sind viel schneller in der Herstellung als herkömmliche Impfstoffe", sagt Gareth Forde. "Wenn man einmal die Sequenz der Viren-Gene kennt, kann man die Information um die Welt mailen", so Forde. "Innerhalb von zwei Wochen hat man dann ein Produktions-Netzwerk für die Herstellung eines DNA-Impfstoffs."
Jim Williams ist Vizepräsident der Forschungsabteilung der Nature Technology Corporation im US-Bundesstaat Nebraska. Seine Biotechnologie-Firma stellt Plasmide und DNA-Vakzine her. Er bestätigt: "Dieser schnelle Weg zur Herstellung ist der große Vorteil der DNA-Impfstoffe. Im Pandemie-Fall wären sie die am schnellsten verteilbaren Impfstoffe."
Die Erbgut-Impfung befindet sich aber noch im experimentellen Stadium. In Tierversuchen gelang es, Mäuse mit DNA-Impfungen gegen verschiedene Viren zu immunisieren. Bei Affen und am Menschen hingegen war die Effizienz der Immunisierung gering.
"Das große Problem ist die Art der Verabreichung", sagt Jim Williams. Die traditionelle Injektion nackter DNA in den Muskel erzeuge keine ausreichende Immunisierung beim Menschen, so Williams. Denn nur ein geringer Anteil der DNA-Moleküle gelange auf diesem Weg überhaupt in die Zellkerne.
Bei Impfung Elektroschock
"Man benötigt einen Elektroporator, ein Gerät, mit dem für einige Sekunden ein elektrisches Feld an der Applikationsstelle des Impfstoffs erzeugt wird." Dadurch werden für kurze Zeit die Zell-Membranen löchrig, zuvor gespritzte Plasmide mit der Viren-DNA werden besser aufgenommen. Mit dieser Methode, so Williams, könne man eine wirksame Immunantwort bei Affen erzeugen. Beim Menschen ist demnach ähnliches zu erwarten.
Der Nachteil dieser Injektion ist allerdings, dass der Patient einen Elektroschock erhält. Und den, so glaubt Williams, wären viele nicht bereit zu erleiden - sofern es eine angenehmere Alternative gibt. In Pandemie-Notzeiten sehe das jedoch sicherlich anders aus, vermutet er.
Den Optimismus von Forde und Williams hinsichtlich DNA-Impfungen teilt Michael Pfleiderer nicht: "In meinen Augen sind DNA-Vakzine Fantasieprodukte." Es sei gar nicht möglich, derzeit die benötigten Mengen an DNA-Vakzine für eine Weltbevölkerung herzustellen. Zudem gebe es hohe Risiken: Mutationen könnten ausgelöst, Onkogene aktiviert werden, die Krebs auslösen. "Ich sehe überhaupt keine Zukunft in diesen Impfstoffen."
Tatsächlich müssen sich DNA-Vakzine noch in klinischen Studien behaupten. Erste Ergebnisse aus Phase-I-Studien zeigten eine gute Verträglichkeit, wie Wissenschaftler im März 2008 im Fachblatt "Expert Reviews Of Vaccines" berichten. Dennoch: Ein neues Medikament muss drei klinische Phasen durchlaufen, bevor es die Zulassung erhält. Und das kann Jahre dauern.
Allerdings gibt es auch mögliche Nebenwirkungen, die nicht zu unterschätzen seien: Die Übersetzung anderer lebenswichtiger Gene in der Zelle könnte durch die RNA-Stücke gestört werden. Auch wurde in Tierversuchen eine Immunantwort gegen die RNA-Moleküle selbst beobachtet. Die Anwendung von RNA, mahnt Berkhout, sollte daher kurzzeitig, lokal und gering dosiert erfolgen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,624619-3,00.html
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Und wer weiß schon, was einem da alles an Erbgut noch so mitgeschickt werden würde.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
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