Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum

Eva S. · Administrator Beiträge: 6549

Hallo @ll,

durch Zufall bin ich im Internet auf diese Religionsgemeinschaft gestoßen. Was ich sehr interessant finde, dass der Gründer, Sultan al-Hakim Bi-Amr Allah, im 11. Jh. der Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer ismailitischen/ schiitischen Dynastie, welche nach der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed, Fatima, benannt war, gewesen ist.

Die Religionsgemeinschaft der Din al-Tawhid (übersetzt "Religion der göttlichen Einheit") entstand im Jahr 1010. Heutzutage leben die Drusen hauptsächlich im Nahen Osten, vor allem im Libanon und in Syrien, aber auch in Israel. Die Drusen betrachten Ismael, einen Sohn des sechsten Imam als ihren Erlöser.

Nach dem Tod al-Hakims entwickelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed al-Darazi die Lehre der Drusen weiter, worin der Sultan al-Hakim Bi-Amr Allah als Inkarnation Gottes gilt. Sultan al-Hakim Bi-Amr sei durch seinen Tod im Jahr 1021 in einen Zustand der Verborgenheit übergegangen und würde nach 1000 Jahren wieder zurückkehren, um die Herrschaft über die Welt anzutreten. (Kabbalistisch interessant 2021 - Rückkehr al-Hakims und 2012 - Ende des Mayakalenders.)

Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben, auch freiwillig ist kein Übertritt zu den Din al-Tawhid möglich. Heutzutage ist nur jemand Druse, wenn die Eltern Drusen sind.

Das Drusentum ist praktisch eine Geheimreligion, dennoch gibt es ein paar Infos zu dieser Religionsgemeinschaft, die ich hochinteressant finde.

Der Glaube ist zwar stark von der ismailitischen Tradition geprägt dennoch fanden auch Platonismus, Neuplatonismus und Seelenwanderung Einzug in die Drusische Lehre. Der Prophet Mohammed wird von den Drusen abgelehnt und sie sind auch der Ansicht, dass der Koran keine absolute Offenbarung sei. Auch die Lehre der Seelenwanderung widerspricht den Prinzipien des Islam.

Nach dem Glauben der Drusen wandert die Seele nach dem Tod eines Menschen sofort in einen neugeborenen Menschen (hat Ähnlichkeit mit dem Tibetischen Buddhismus - Unterschied: Im tibetischen Buddhismus ist es nicht die Seele die weiterwandert, sondern das Bewusstsein, also der Geist, wird übertragen). Auf dem Weg von Mensch zu Mensch strebt die Seele nach Perfektion und geht nach Erreichen dieser eine Einheit mit dem Gott al-Hakim ein.

Aufgrund dieser Lehre wurden die Drusen in Ägypten von Mohammedanern verfolgt. Viele Drusen flohen in dieser Zeit in entlegene Gebirgsgegenden des Libanons, wo sie zeitweise Allianzen mit maronitischen Christen eingingen. Diese Allianzen zerbrachen seit dem Osmanischen Reich und seit dem libanesischen Bürgerkrieg sind Drusen und maronitische Christen ganz offen Feinde.

Die gläubigen Drusen werden in "Unwissende" und "Eingeweihte" eingeteilt. Auch Frauen (!!) können "Eingeweihte" sein. Die "Eingeweihten" sind Hüter und Bewahrer der Religion und ihrer Geheimnisse, welche den "Unwissenden" nicht bekannt sind. Die Gemeinschaft schottet sich auch gegenüber Außenstehenden ab, darum sind auch z. B. Einzelheiten über die religiöse Praxis der Drusen nicht bekannt. Trotz Abschottung sind die "Eingeweihten" auch von Außenstehenden erkennbar, da sie stets eine weiße Kopfbedeckung und schwarze Gewänder tragen.

Wenn auch nicht soviel über diese Religionsgemeinschaft bekannt ist finde ich es hochinteressant, dass auch hier, wie bei vielen ur-christlichen Gruppen wie Montanisten oder Katharer, Frauen zur Priesterschaft gehören. Dann ähnelt die Einteilung in "Unwissende" und "Eingeweihte" ein wenig der Katharischen Einteilung in "Auditores" (einfache Gläubige) und "Parfaits" (eingeweihte PriesterInnen). Vielleicht also auch hier ein gemeinsamer Ursprung ähnlich Islam und (Kirchen-) Christentum?

Liebe Grüße,
Eva

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heisst. (Jimi Hendrix, Musiker, (1942-1970))
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Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann. (Weisheit der Cree-Indianer)