Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum

Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Hallo @ll,

spricht man von Hungertoten denkt man in der Regel an Dritte-Welt-Länder und ab und zu noch an Industrieländer wie die USA, welche kaum Sozialleistungen für die Bevölkerung aufweisen. An Deutschland dagegen denkt man nicht. Schließlich tönt es ja aus allen Kanälen, dass wir super Sozialleistungen haben und Hartz-IV-Empfänger ohnehin selbst schuld an ihrer Situation sind. Die sind halt einfach zu faul und wenn sie nicht arbeiten - also einer Erwerbsarbeit (monitär unentgeltliche und Familienarbeit einschl. Kindererziehung wird ja nicht als "Arbeit" gesehen, wie das "tolle" neueste Unterhaltsurteil zeigt) nachgehen - sollen sie auch nicht essen. Dieser etwas zynische Satz ist inzwischen leider Realität.

Eine Mutter und ihr Kind in Saarbrücken verhungerten, nachdem ihnen die Hartz-IV-Leistungen komplett gestrichen wurden. Quelle

Diese zwei Menschen sind nicht die einzigen, die wegen Hartz-IV-Streichung (oder auch Kürzungen) verhungert sind. 2007 verhungerte zum Beispiel ein psychisch kranker junger Mann. Das Schlimme ist, dass über Hungertote (und auch Selbstmörder) aufgrund von Hartz-IV-Leistungsentzug in der Regel nicht berichtet wird. So ist die Dunkelziffer solcher Fälle unglaublich hoch.

Dass sich etwas ändert ist auch nicht in Sicht. Denn dank Medienmanipulation glaubt der größte Teil der Bevölkerung tatsächlich, dass Hartz-IV-Empfänger selbst schuld an ihrem Schicksal sind. Es ist ein Teufelskreis, denn aufgrund dieser Mehrheitsmeinung wagen es Hartz-IV-Opfer in der Regel nicht, durch Demonstrationen etc. auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Das müssten sie aber, denn so lange sie es nicht tun wird sich auch nichts ändern und sich immer weiter das Vorurteil vom rauchenden, saufenden, arbeitsscheuen Hartz-IV-Empfänger, der bestens auf Kosten der noch einen Arbeitsplatz besitzenden Bevölkerung lebt, in die Köpfe der Mehrheitsbevölkerung "einbrennen". Das Schweigen muss endlich gebrochen werden, ebenso das Verschweigen von Hungertoten und Selbstmorden wegen Hartz IV bzw. dem teilweisen oder vollständigen Entzug der Leistungen!

Liebe Grüße,
Eva

Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist. Alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung. (Jean Boudrillard - Die Illusion des Endes)