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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:42 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Handelt es sich bei Nr.: 11 um ein einzelnes Symbol? Um zwei? Um drei? Vielleicht sogar um vier?
Wenn schon die erste Zeile solche grundsätzlichen Fragen aufwirft, ist es wohl jedem leicht vorstellbar, dass die Interpretation des Textes bereits bei der Ermittlung der verwendeten Zeichen sehr schwierig wird. Zum Glück kommen im weiteren Verlauf des Textes zu den soeben am kleinem Beispiele erwähnten nur wenige grundlegend neue Schwierigkeiten hinzu; das wichtigste weitere Problem ist das Auftreten sehr seltener (vielfach nur einmalig erscheinender), zum Teil äußerst komplex aufgebauter Symbole.
Wirklicher Glaube beginnt dort, wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:44 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Es lassen sich grundsätzlich die folgenden Eigenschaften des Textes feststellen, aus denen einige für jeden Entschlüsselungsversuch essentielle Forderungen erwachsen:
* Der Text ist aufgeteilt in Symbolfolgen, diese sind durch Zwischenräume voneinander getrennt. Dieses Bild wird vom Augenschein her leicht als das Auftreten von »Wörtern« gedeutet. Als Grundlage eines erfolgreichen Entzifferungversuches muss die Entscheidung getroffen werden, ob diese Interpretation des offensichtlichen Anscheines richtig ist, oder ob hier eine andere Interpretation gefunden werden muss. * Der Text enthält mehrere Gruppen sehr ähnlich aussehender Symbole, und als Grundlage eines erfolgreichen Entzifferungsversuches muss für jede dieser Gruppen die richtige Entscheidung getroffen werden, ob es sich hierbei um verschiedene Symbole oder nur um unwesentliche und bedeutungslose handschriftliche Varianten des gleichen Symboles handelt. * Der Text enthält verschiedene komplex zusammengesetzte Zeichen, und als Grundlage eines erfolgreichen Entzifferungsversuches muss hier jeweils die richtige Entscheidung getroffen werden, ob es sich hierbei um Ligaturen einfacher Symbole oder um Zusammenstellungen mit eigener Symbolbedeutung handelt. * Der Text enthält häufig eine beispiellose und sehr sonderbare Form der Ligatur, bei der bestimmte Symbole in die Mitte zwischen zwei verbundenen Symbolen gestellt werden, ganz so, als würde das mittlere der Symbole »auf einem Podest« stehen. Als Grundlage eines erfolgreichen Entzifferungsversuches muss diese Erscheinung in richtiger Weise gedeutet werden.
Dass ein verschlüsseltes Dokument aus dem Mittelalter bei solch’ sonderbaren Eigenschaften und allen mit diesen Eigenschaften verbundenen Schwierigkeiten auch in der Jetztzeit mit ihrer hoch entwickelten, wissenschaftlich betriebenen Kryptanalyse und der für jedermann verfügbaren immensen mechanischen Rechenleistung jedem Versuche der Entzifferung trotzen kann, scheint nach den bisherigen Betrachtungen gar nicht mehr so unglaublich.
Wirklicher Glaube beginnt dort, wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:46 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Transkription des Textes
Bei jedem heutigen Entschlüsselungsversuch und jeder anderen Form der Forschung am Text des Manuskriptes wird man einen Computer zur Hilfe nehmen wollen, das ist gar keine Frage. Und damit stellt sich ein Problem, welches die Schwierigkeiten der Symbolinterpretation auf die Spitze treibt: Der Text muss in einer Form vorliegen, die mit Hilfe eines Computerprogrammes zu verarbeiten ist.
Um den Text in eine solche Form zu bringen, bleibt keine andere Wahl, als ihn abzuschreiben, indem er mit Hilfe eines Editors erfasst wird. Diese leidige Arbeit kann der Computer nicht dem Menschen abnehmen. Schon die Verarbeitung eines eingescannten, in lateinischen Lettern einer gewöhnlichen Schriftart gedruckten Textes mit einem heutigen Texterkennungsprogramm erzeugt einige Fehler pro Seite; bei handschriftlichen Blockbuchstaben—seien sie auch noch so sauber geschrieben—ist die Fehlerquote vollends intolerabel. Und dies ist eine Situation, in der das gesamte Alfabet und die verwendete Sprache vollständig bekannt und für Menschen (also auch für Programmierer) leicht interpretierbar sind.
Beim Abschreiben des Manuskriptes stellt sich dann das äußerst schwierige Problem, welche Symbole des Manuskriptes welchen Zeichen des vom Computer verwendeten Zeichensatzes zugeordnet werden sollen.
Wie bereits erwähnt, ist ja schon die grundlegende Frage umstritten, wie denn nun der Symbolvorrat des Voynich-Manuskriptes beschaffen ist. Wenn eine unglückliche Entscheidung in Bezug auf das Transkriptionsalfabet getroffen wird, dann könnten im schlimmsten Fall alle Resultate der automatisierten Arbeit, Analyse und Forschung am Manuskript vollkommen falsch sein. Wenn man einem Programm eine unrichtige Eingabe gibt, kann auch die Ausgabe des Programmes nicht richtig sein. Es können im Vorfeld völlig richtige Annahmen gemacht worden sein, es kann ein Programm erstellt worden sein, welches einen entscheidenen Beitrag zur Entzifferung leisten würde—wenn nur die Eingabedaten richtig wären. Mit falschen Eingabedaten liefert die Verarbeitung durch einen Computer nur Müll.
Eine schlechte Entscheidung bedeutet hier: Mit viel Mühe zu völlig falschen Ergebnissen kommen und jahrelang in einer Sackgasse verweilen. Zudem gibt es bei keiner getroffenen Entscheidung irgendeine Möglichkeit, rechtzeitig im Vorfeld festzustellen, ob sie nun eine gute oder schlechte Entscheidung ist. Nur der Erfolg einer bestimmten Entscheidung kann dies aufzeigen; umgekehrt hat der Misserfolg eines Transkriptionsalfabetes allerdings keine eindeutige Aussage, da auch die verfolgten Analysebestebungen unangemessen gewesen sein könnten.
Es gibt zurzeit kein unumstrittenes Transkriptiosalfabet. Verschiedene Verfahren sind in Verwendung, und jedes hat seine Befürworter. Eine Eigenschaft muss ein Transkriptionsalfabet in jedem Fall haben, und über diesen Punkt werden sich alle einig sein: Es muss so beschaffen sein, dass beim mühevollen Übertragen des Textes keine möglicherweise für die Textbedeutung relevante Information vernichtet wird7. Die Vorgehensweise zum Erreichen dieses Zieles muss gut überlegt sein, und da gehen viele dann wieder auseinander.
An dieser stelle enthielt mein Original-Text eine Einführung in das Transkriptionsalfabet EVA, diese habe ich hier nicht übernommen. Ich beabsichtige, eine wesentlich vollständigere Darlegung und einen Vergleich mit anderen historischen und modernen Transkriptionsverfahren zu geben. Aber das braucht Zeit.
Wirklicher Glaube beginnt dort, wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:47 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Einige Ergebnisse von Computeranalysen
Nachdem eine Transkription durchgeführt wurde (eine Mordsarbeit, die inzwischen schon mehrere Menschen getan haben), können endlich Analysen mit Hilfe eines Computers durchgeführt werden. Als Ergebnis solcher Analysen verstärkt sich aber nur der inzwischen gewonnene Eindruck vollkommener Fremdartigkeit und Unverständlichkeit. Einige Ergebnisse von Computeranalysen
Die wenigen hier aufgeführten Ergebnisse der computergestützten Analyse erheben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie sollen nur einen ersten Eindruck von der Seltsamkeit des Textes vermitteln.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:47 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Der Text hat viele statistische Eigenschaften natürlicher Sprache. Dies gilt für die Verteilung der Wortlängen, für die Verteilung der Worthäufigkeiten, für die Entropie des Textes (das ist das Maß der Unordnung) und für die Verteilung der relativen Häufigkeiten der Symbole. In allen diesen statistischen Eigenschaften erweckt der Text den starken Eindruck, in einer natürlichen Sprache geschrieben zu sein. Wenn der Text aufwändig kodiert sein sollte, wäre die Erhaltung dieser Eigenschaften ungewöhnlich und schwierig zu erklären—eine einfache Verschlüsselung wäre hingegen längst gelöst worden.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:48 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Die »Wörter« des Textes sind hochgradig strukturiert. Es lässt sich eine regelrechte »Grammatik« für die im Text vorkommenden »Wörter« aufstellen, wobei diese in einem Stamm, eine Gruppe von Präfixen und eine Gruppe von Suffixen zerlegt werden. Das so entstehende Schema lässt sich für mehr als 95 Prozent der »Wörter« im Text nachweisen. Die scheinbare Sprache weist ein hohes Maß an Regelmäßigkeit auf, ist aber—ganz wie es auch für eine natürliche Sprache zu erwarten wäre—nicht vollkommen regelmäßig. Der Aufbau der »Wörter« unterscheidet sich allerdings stark von europäischen Sprachen, er weist eine oberflächliche Ähnlichkeit mit den Verhältnissen in der arabischen Sprache auf.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:48 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Scheinbare Vokale. In jedem Wort, das eine bestimmte Länge überschreitet (und damit ganz offenbar keine Abkürzung mehr ist), müssen zwangsläufig Symbole aus einer bestimmten Untermenge des Symbolvorrates vorkommen; dies erweckt den Eindruck von Vokalen oder anderer für die Intonation unentbehrlicher Laute in einer Sprache.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:49 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Wortwiederholungen. An außerordentlich vielen Stellen des Textes steht zweimal das gleiche »Wort« direkt hintereinander, an einigen Stellen finden sich sogar dreifache Wiederholungen. Ebenfalls ungewöhnlich häufig ist die Aufeinanderfolge zweier »Worte«, die sich in nur einem Zeichen unterscheiden; dieser Unterschied ist in den meisten Fällen systematisierbar, da nicht jedes Zeichen durch jedes Zeichen ersetzt werden kann. Bei völlig zufälliger Anordung der Worte aus der Transkription von T. Takahashi würden exakte Wortwiederholungen etwa 165mal zu erwarten sein, sie treten jedoch insgesamt 311mal auf. Eine solche erhöhte Neigung zur Wortwiederholung kommt in keiner heutigen europäischen Sprache vor, dort werden solche direkten Wiederholungen eher gemieden.
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lilu
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 11.10.07, 19:49 Betreff: Re: Das Voynichmanuskript
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Die »Bezeichnungen« sind besondere »Wörter«. Vielfach sind einzelne Elemente der Illustration mit einem abgesetzten, kurzen Text versehen, der den starken Eindruck vermittelt, es handele sich hier um eine Bezeichnung des Abgebildeten. Wenn allein diese »Bezeichungen« analysiert werden, stellt sich heraus, dass sie in verschiedenen statistischen Eigenschaften deutlich vom Durchschnitt des Textes abweichen. Wenn es sich, wie der Augenschein ja vermittelt, wirklich um Bezeichnungen handelt, dann sollten hier vorwiegend Hauptwörter verwendet werden—und die gefundenen Abweichungen könnten spezielle grammatische Regeln für Hauptwörter wiederspigeln. Dieses Ergebnis hat zwar genug Aussagekraft, um von statistischer Relevanz zu sein; es lässt sich daraus aber leider noch keine hypothetische Grammatik der Hauptwörter zusammenstellen, weil einfach zu wenige der hypothetischen Hauptwörter vorliegen.
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