Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum

Eva S. · Administrator Beiträge: 6551

Hallo Heaman,

vor einem Jahr hätte ich auch noch gesagt, dass Merkel ein williger Palladin der USA ist, inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Bush befindet sich bereits auf dem "absteigenden Ast" und somit muss er wohl seine Irak-Pläne erst einmal auf Eis legen. Außerdem hat er auch genug mit den, interessanterweise vor allem in den USA in letzter Zeit, zunehmenden Naturkatastrophen zu tun. Der Irakkrieg wird ebenfalls von immer mehr US-Bürgern abgelehnt, also jetzt den Iran angreifen, wäre endgültig politischer Selbstmord.

Geht man in die verschwörungstechnische Richtung, bin ich mir ziemlich sicher, dass auch die "Schattenherrscher" nicht mehr soviel tun können, wie sie gerne tun würden. Es gibt da meiner Ansicht nach eine immer größer und stärker werdende "Gegenkraft".

Auch die Situation Deutschlands sehe ich ein wenig anders. Es ist richtig, dass es nicht so gut um unser Land steht, es wird aber auch vieles schlecht geredet. Das Hauptproblem sehe ich in den Global Playern und ihrer Politlobby (wenn man hier auch differenzieren muss - nicht jeder Politiker ist ein Lobbyist und nicht jeder Global Player ein Ausbeuter). Darum denke ich auch, dass Deutschland nichts Besseres passieren kann, als wenn die Global Player verschwinden, die hier nur abkassieren wollen, gnadenlos die Mitarbeiter erpressen (z. B. Mehrarbeit für den gleichen - faktische Lohnkürzung - oder real weniger Lohn) und / oder zwecks Gewinnmaximierung bei satten Gewinnen noch Leute entlassen. Denn wären diese "Heuschrecken" endlich verschwunden, könnten wir hier neu aufbauen - dann "backen wir eben kleinere Brötchen", aber mittelfristig gesehen würde es allen besser als jetzt gehen.

Denn ich denke, die schlechte Stimmung wird deshalb immer pessimistischer, weil immer mehr Menschen aufgrund dieser Situation Existenzängste haben (die ja sehr begründet sind). Wären die "Erpresser" (am besten zusammen mit ihrer Politlobby) aus dem Land, könnte endlich wieder richtig aufgebaut und etwas Neues versucht werden.

Und auch hier formieren sich immer mehr Gegenkräfte. Zwar versucht man ständig, z. B. Gruppierungen und Einzelpersonen, die z.B. für Soziale Gerechtigkeit eintreten, zu diffamieren und von den Mainstream-Medien fernzuhalten, aber in Zeiten des Internets ist das glücklicherweise nicht so von Erfolg gekrönt - man kann einfach nicht ständig unbequeme Seiten löschen und gerade seit Hartz IV hat sich sehr viel Widerstand im Internet organisiert. Inzwischen, da ja auch immer mehr Mittelständler betroffen sind, beteiligen sich auch prominente Personen, wie eben Drogeriemarkt-Chef Götz Werner oder Heiner Geissler u. v. a. an Projekten für mehr Soziale Gerechtigkeit, die wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung führen könnten und die kann man nicht einfach mundtot machen - denn es sind inzwischen, was mich sehr freut, schon sehr viele.

Auch die schlechten PISA-Ergebnisse passen hier rein. Interessanterweise schneiden die Länder bei PISA besonders gut ab, wie z. B. Finnland, die eine weitgehende Chancengleichheit für alle Gesellschaftsschichten ermöglicht haben bzw. bei denen die Integrierung von Kindern aus sozial schwachen Schichten und Immigrantenkindern in das Bildungs- und Ausbildungssystem gelungen ist. Bei unseren Politikern ist das aber leider noch nicht angekommen, also wird Deutschland weiterhin Schlusslicht bei PISA bleiben bzw. sich bestenfalls im Mittelfeld plazieren.

Was Frankreich betrifft - ich glaube nicht, dass die USA oder Weltverschwörer dahinter stecken. Dort ist das passiert, was auch schon in Argentinien passiert ist und auch bei uns passieren kann - man wehrt sich gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und gegen eine, durch die rein wirtschaftliche Globalisierung verursachte immer mehr verschwindende Soziale Gerechtigkeit (eine Umverteilung von unten nach oben kann man glücklicherweise nicht ewig durchziehen). Man hat die Menschen einfach allein gelassen und so konnten diese Parallelgesellschaften überhaupt erst entstehen. Da reicht schon ein Ereignis zuviel, um das "schwelende Pulverfass" explodieren zu lassen. Das Problem dabei - was aus idealistischen Gründen begann, artet jetzt in gezielte Randale (und hoffentlich nicht in einen Bürgerkrieg) aus. Auch die "Strategie der Gegengewalt" seitens der französischen Regierung ist nicht dazu angetan, de-eskalierend zu wirken. Würde man diesen Menschen endlich Zukunftsperspektiven bieten, wäre die (inzwischen ausartende) Randale wohl bald Geschichte. Hat man aber nur Gegengewalt zu bieten, wird alles viel schlimmer werden.

Liebe Grüße,
Eva

"Die Weisheit eines Menschen misst man nicht an seiner Erfahrung, sondern an seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen" George Bernhard Shaw